Das dritte wahre Gehörbeinchen ist der Steigbügel*) (stapes, stapha), der kleinste Knoche am Gerippe, von einer ausnehmenden Eleganz, und von einer sehr ausgezeichneten Gestalt, wovon er eben seinen so völlig passen- den Namen erhalten hat.
Er liegt horizontal und man unterscheidet an ihm den Knopf, die beiden Schenkel und den Fustritt.
Der Knopf ist an der untern Seite rund- lich gewölbt, an der obern aber mit zweyen, meines wissens sonst noch nicht bemerkten, flachen Grübchen zur Anlage des stapedius ausgehölt.
Von den beiden Schenkeln ist der vordere gerade und folglich kürzer als der nach hinten gekehrte, mehr krumm gebogne. Sie sind nach innen wie eine Rinne ausgefurcht, und ihr nach oben liegender Rand ist etwas weiter aus- geschweift, als der unterwärts gekehrte.
Der Fustritt hat meist völlig die Form des eyförmigen Fensters das er ausfüllt, mithin ist auch der obre Rand mehr bogenförmig, der untre hingegen mehr gerade.
*) Der Steigbügel ist wol unleugbar von Ingrassias erfunden, s. fallopiiobseruat. pag. 26. und in- grassiaeinGalenilibr. de oss. comment. (post- huma) Panorm. 1603. fol. pag. 57.
§. 51.
Das dritte wahre Gehörbeinchen ist der Steigbügel*) (stapes, stapha), der kleinste Knoche am Gerippe, von einer ausnehmenden Eleganz, und von einer sehr ausgezeichneten Gestalt, wovon er eben seinen so völlig passen- den Namen erhalten hat.
Er liegt horizontal und man unterscheidet an ihm den Knopf, die beiden Schenkel und den Fustritt.
Der Knopf ist an der untern Seite rund- lich gewölbt, an der obern aber mit zweyen, meines wissens sonst noch nicht bemerkten, flachen Grübchen zur Anlage des stapedius ausgehölt.
Von den beiden Schenkeln ist der vordere gerade und folglich kürzer als der nach hinten gekehrte, mehr krumm gebogne. Sie sind nach innen wie eine Rinne ausgefurcht, und ihr nach oben liegender Rand ist etwas weiter aus- geschweift, als der unterwärts gekehrte.
Der Fustritt hat meist völlig die Form des eyförmigen Fensters das er ausfüllt, mithin ist auch der obre Rand mehr bogenförmig, der untre hingegen mehr gerade.
*) Der Steigbügel ist wol unleugbar von Ingrassias erfunden, s. fallopiiobseruat. pag. 26. und in- grassiaeinGalenilibr. de oss. comment. (post- huma) Panorm. 1603. fol. pag. 57.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000062"><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0178"xml:id="pb146_0001"n="146"/><headrendition="#c">§. 51.</head><lb/><p>Das dritte wahre Gehörbeinchen ist der<lb/>
Steigbügel<noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p>Der Steigbügel ist wol unleugbar von Ingrassias<lb/>
erfunden, s. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">fallopii</hi></hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">obseruat</hi></hi>. <hirendition="#aq">pag</hi>. 26. und <hirendition="#aq"><hirendition="#k">in</hi></hi>-<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">grassiae</hi></hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">in</hi></hi><hirendition="#aq">Galeni</hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">libr. de oss. comment</hi></hi>. (<hirendition="#aq">post-<lb/>
huma</hi>) <hirendition="#aq">Panorm</hi>. 1603. <hirendition="#aq">fol. pag</hi>. 57.</p></note> (<hirendition="#aq">stapes, stapha</hi>), der kleinste<lb/>
Knoche am Gerippe, von einer ausnehmenden<lb/>
Eleganz, und von einer sehr ausgezeichneten<lb/>
Gestalt, wovon er eben seinen so völlig passen-<lb/>
den Namen erhalten hat.</p><p>Er liegt horizontal und man unterscheidet<lb/>
an ihm den Knopf, die beiden Schenkel und<lb/>
den Fustritt.</p><p>Der Knopf ist an der untern Seite rund-<lb/>
lich gewölbt, an der obern aber mit zweyen,<lb/>
meines wissens sonst noch nicht bemerkten, flachen<lb/>
Grübchen zur Anlage des <hirendition="#aq">stapedius</hi> ausgehölt.</p><p>Von den beiden Schenkeln ist der vordere<lb/>
gerade und folglich kürzer als der nach hinten<lb/>
gekehrte, mehr krumm gebogne. Sie sind nach<lb/>
innen wie eine Rinne ausgefurcht, und ihr<lb/>
nach oben liegender Rand ist etwas weiter aus-<lb/>
geschweift, als der unterwärts gekehrte.</p><p>Der Fustritt hat meist völlig die Form des<lb/>
eyförmigen Fensters das er ausfüllt, mithin<lb/>
ist auch der obre Rand mehr bogenförmig, der<lb/>
untre hingegen mehr gerade.</p></div><divn="3"></div></div></div></body></text></TEI>
[146/0178]
§. 51.
Das dritte wahre Gehörbeinchen ist der
Steigbügel *) (stapes, stapha), der kleinste
Knoche am Gerippe, von einer ausnehmenden
Eleganz, und von einer sehr ausgezeichneten
Gestalt, wovon er eben seinen so völlig passen-
den Namen erhalten hat.
Er liegt horizontal und man unterscheidet
an ihm den Knopf, die beiden Schenkel und
den Fustritt.
Der Knopf ist an der untern Seite rund-
lich gewölbt, an der obern aber mit zweyen,
meines wissens sonst noch nicht bemerkten, flachen
Grübchen zur Anlage des stapedius ausgehölt.
Von den beiden Schenkeln ist der vordere
gerade und folglich kürzer als der nach hinten
gekehrte, mehr krumm gebogne. Sie sind nach
innen wie eine Rinne ausgefurcht, und ihr
nach oben liegender Rand ist etwas weiter aus-
geschweift, als der unterwärts gekehrte.
Der Fustritt hat meist völlig die Form des
eyförmigen Fensters das er ausfüllt, mithin
ist auch der obre Rand mehr bogenförmig, der
untre hingegen mehr gerade.
*) Der Steigbügel ist wol unleugbar von Ingrassias
erfunden, s. fallopii obseruat. pag. 26. und in-
grassiae in Galeni libr. de oss. comment. (post-
huma) Panorm. 1603. fol. pag. 57.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/178>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.