Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite


Der neunzehnte Spatziergang.

Muss ich denn immer diesem Menschen
mit der Angelruthe begegnen? Es ist wahr;
seine Figur verschönert die Landschaft.
Meinetwegen möcht' er immer hier stehn
und seinen trügerischen Widerhacken aus-
werfen; aber der Mensch thut nicht was er
thun soll; ungewiss ist der Erfolg seiner
Bemühungen; seine armen Kinder hungern
indess und er könnte sein sichres Brod ver-
dienen, wenn er dem Gewerbe nachginge,
zu welchem er erzogen ist, --

Der Mensch ist ein Thor! --

Sachte, ihr Herren! Er ist von einer
grossen Famile, er hat unter beyden Ge-
schlechtern, unter allen Gattungen von Men-
schen, unter ihren ehrwürdigsten Ständen,
unter ihnen selbst, meine Herren! seine
Brüder, seine Verwandten. --



Der neunzehnte Spatziergang.

Muſs ich denn immer dieſem Menſchen
mit der Angelruthe begegnen? Es iſt wahr;
ſeine Figur verſchönert die Landſchaft.
Meinetwegen möcht’ er immer hier ſtehn
und ſeinen trügeriſchen Widerhacken aus-
werfen; aber der Menſch thut nicht was er
thun ſoll; ungewiſs iſt der Erfolg ſeiner
Bemühungen; ſeine armen Kinder hungern
indeſs und er könnte ſein ſichres Brod ver-
dienen, wenn er dem Gewerbe nachginge,
zu welchem er erzogen iſt, —

Der Menſch iſt ein Thor! —

Sachte, ihr Herren! Er iſt von einer
groſsen Famile, er hat unter beyden Ge-
ſchlechtern, unter allen Gattungen von Men-
ſchen, unter ihren ehrwürdigſten Ständen,
unter ihnen ſelbſt, meine Herren! ſeine
Brüder, ſeine Verwandten. —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0159" n="151"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der neunzehnte Spatziergang.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">M</hi>u&#x017F;s ich denn immer die&#x017F;em Men&#x017F;chen<lb/>
mit der Angelruthe begegnen? Es i&#x017F;t wahr;<lb/>
&#x017F;eine Figur ver&#x017F;chönert die Land&#x017F;chaft.<lb/>
Meinetwegen möcht&#x2019; er immer hier &#x017F;tehn<lb/>
und &#x017F;einen trügeri&#x017F;chen Widerhacken aus-<lb/>
werfen; aber der Men&#x017F;ch thut nicht was er<lb/>
thun &#x017F;oll; ungewi&#x017F;s i&#x017F;t der Erfolg &#x017F;einer<lb/>
Bemühungen; &#x017F;eine armen Kinder hungern<lb/>
inde&#x017F;s und er könnte &#x017F;ein &#x017F;ichres Brod ver-<lb/>
dienen, wenn er dem Gewerbe nachginge,<lb/>
zu welchem er erzogen i&#x017F;t, &#x2014;</p><lb/>
          <p>Der Men&#x017F;ch i&#x017F;t ein Thor! &#x2014;</p><lb/>
          <p>Sachte, ihr Herren! Er i&#x017F;t von einer<lb/>
gro&#x017F;sen Famile, er hat unter beyden Ge-<lb/>
&#x017F;chlechtern, unter allen Gattungen von Men-<lb/>
&#x017F;chen, unter ihren ehrwürdig&#x017F;ten Ständen,<lb/>
unter ihnen &#x017F;elb&#x017F;t, meine Herren! &#x017F;eine<lb/>
Brüder, &#x017F;eine Verwandten. &#x2014;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0159] Der neunzehnte Spatziergang. Muſs ich denn immer dieſem Menſchen mit der Angelruthe begegnen? Es iſt wahr; ſeine Figur verſchönert die Landſchaft. Meinetwegen möcht’ er immer hier ſtehn und ſeinen trügeriſchen Widerhacken aus- werfen; aber der Menſch thut nicht was er thun ſoll; ungewiſs iſt der Erfolg ſeiner Bemühungen; ſeine armen Kinder hungern indeſs und er könnte ſein ſichres Brod ver- dienen, wenn er dem Gewerbe nachginge, zu welchem er erzogen iſt, — Der Menſch iſt ein Thor! — Sachte, ihr Herren! Er iſt von einer groſsen Famile, er hat unter beyden Ge- ſchlechtern, unter allen Gattungen von Men- ſchen, unter ihren ehrwürdigſten Ständen, unter ihnen ſelbſt, meine Herren! ſeine Brüder, ſeine Verwandten. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/159
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/159>, abgerufen am 21.11.2024.