Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

Bild:
<< vorherige Seite

Gott/ und Reichtum genug.
ähnlich werden. Dorthin spare deine
Wollust und Liebe/ und

Da ein König dich will trauen/

woltst du nach den Knechten schauen?
Eine Braut muß nicht mit Docken spielen:
und wann sihet man/ einen Adler/ nach
Schnaken schnappen?

* 15 *
Gott/ und Reichtum
genug.

PRacht und Wollust/ erfordert einen
reichen Mann. Daher ist aller
Welt-Leute einiges Dichten und
Trachten/ reich zu werden. Aber die al-
lerclendste Thoren sind diese/ die in den
Reichtum sich verlieben/ und ihn allein da-
rum samlen/ daß sie ihre Augenlust daran
haben. Unaussprechlich-große Narrheit!
kan/ die unsterbliche Seele/ ein todtes Ding
lieben? Was ist Gold und Silber? roht-
und weiser Koht/ und Erde.

55 Laß dir doch sagen was du bist/ du
thummer Geitzwanst! du bist ein Maul-
wurf: der wühlt immer in der Erde/ und
wirst hier und dar Erdhaufen auf; endlich/
wann er verreckt und ein Aas ist/ thut er
erst die Augen auf/ die er zuvor immer zu-

gehabt.

Gott/ und Reichtum genug.
aͤhnlich werden. Dorthin ſpare deine
Wolluſt und Liebe/ und

Da ein Koͤnig dich will trauen/

woltſt du nach den Knechten ſchauen?
Eine Braut muß nicht mit Docken ſpielen:
und wann ſihet man/ einen Adler/ nach
Schnaken ſchnappen?

* 15 *
Gott/ und Reichtum
genug.

PRacht und Wolluſt/ erfordert einen
reichen Mann. Daher iſt aller
Welt-Leute einiges Dichten und
Trachten/ reich zu werden. Aber die al-
lerclendſte Thoren ſind dieſe/ die in den
Reichtum ſich verlieben/ und ihn allein da-
rum ſamlen/ daß ſie ihre Augenluſt daran
haben. Unausſprechlich-große Narꝛheit!
kan/ die unſterbliche Seele/ ein todtes Ding
lieben? Was iſt Gold und Silber? roht-
und weiſer Koht/ und Erde.

55 Laß dir doch ſagen was du biſt/ du
thum̃er Geitzwanſt! du biſt ein Maul-
wurf: der wuͤhlt immer in der Erde/ und
wirſt hier und dar Erdhaufen auf; endlich/
wann er verreckt und ein Aas iſt/ thut er
erſt die Augen auf/ die er zuvor immer zu-

gehabt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0185" n="157"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gott/ und Reichtum genug.</hi></fw><lb/>
a&#x0364;hnlich werden. Dorthin &#x017F;pare deine<lb/>
Wollu&#x017F;t und Liebe/ und</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Da ein Ko&#x0364;nig dich will trauen/</hi> </p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">wolt&#x017F;t du nach den Knechten &#x017F;chauen?</hi><lb/>
Eine Braut muß nicht mit Docken &#x017F;pielen:<lb/>
und wann &#x017F;ihet man/ einen Adler/ nach<lb/>
Schnaken &#x017F;chnappen?</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">* 15 *<lb/>
Gott/ und Reichtum<lb/>
genug.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">P</hi>Racht und Wollu&#x017F;t/ erfordert einen<lb/>
reichen Mann. Daher i&#x017F;t aller<lb/>
Welt-Leute einiges Dichten und<lb/>
Trachten/ reich zu werden. Aber die al-<lb/>
lerclend&#x017F;te Thoren &#x017F;ind die&#x017F;e/ die in den<lb/>
Reichtum &#x017F;ich verlieben/ und ihn allein da-<lb/>
rum &#x017F;amlen/ daß &#x017F;ie ihre Augenlu&#x017F;t daran<lb/>
haben. Unaus&#x017F;prechlich-große Nar&#xA75B;heit!<lb/>
kan/ die un&#x017F;terbliche Seele/ ein todtes Ding<lb/>
lieben? Was i&#x017F;t Gold und Silber? roht-<lb/>
und wei&#x017F;er Koht/ und Erde.</p><lb/>
            <p>55 Laß dir doch &#x017F;agen was du bi&#x017F;t/ du<lb/>
thum&#x0303;er Geitzwan&#x017F;t! du bi&#x017F;t ein Maul-<lb/>
wurf: der wu&#x0364;hlt immer in der Erde/ und<lb/>
wir&#x017F;t hier und dar Erdhaufen auf; endlich/<lb/>
wann er verreckt und ein Aas i&#x017F;t/ thut er<lb/>
er&#x017F;t die Augen auf/ die er zuvor immer zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gehabt.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0185] Gott/ und Reichtum genug. aͤhnlich werden. Dorthin ſpare deine Wolluſt und Liebe/ und Da ein Koͤnig dich will trauen/ woltſt du nach den Knechten ſchauen? Eine Braut muß nicht mit Docken ſpielen: und wann ſihet man/ einen Adler/ nach Schnaken ſchnappen? * 15 * Gott/ und Reichtum genug. PRacht und Wolluſt/ erfordert einen reichen Mann. Daher iſt aller Welt-Leute einiges Dichten und Trachten/ reich zu werden. Aber die al- lerclendſte Thoren ſind dieſe/ die in den Reichtum ſich verlieben/ und ihn allein da- rum ſamlen/ daß ſie ihre Augenluſt daran haben. Unausſprechlich-große Narꝛheit! kan/ die unſterbliche Seele/ ein todtes Ding lieben? Was iſt Gold und Silber? roht- und weiſer Koht/ und Erde. 55 Laß dir doch ſagen was du biſt/ du thum̃er Geitzwanſt! du biſt ein Maul- wurf: der wuͤhlt immer in der Erde/ und wirſt hier und dar Erdhaufen auf; endlich/ wann er verreckt und ein Aas iſt/ thut er erſt die Augen auf/ die er zuvor immer zu- gehabt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/185
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/185>, abgerufen am 21.11.2024.