Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Krieges-Staat hat durch seine Subjecta oder Mit-"
telspersonen seinen Thron in E. Durchl. Landen dermas-"
sen befästiget/ daß/ denselben ümzustossen/ unmöglicher"
ist/ als die Unmöglichkeit selber. Sein Gewalt herrschet"
über die Gesetze. Die Zeiten sind viel zu eisern/ als daß"
Golt daraus werden solte. Der Soldat ist frech/ muhtig/"
und hat seine Rosse mehrentheils an E. Durchl. Krippen"
angebunden/ und bekrieget dieselbe auf dero eignen Un-"
kosten. Er wagt es desto kühner/ weil er wenig zu verlieren"
hat. Die meinsten seynd im Kriege zum Kriege geboren/"
baben auch sonst nichts gelernet. Ihre Fäuste/ die an dem"
Häfft deß Degens/ und an dem Schafft deß Spiesses er-"
krummet/ sind anderer Arbeit und Werkzeugs ungewoh-"
net. Sie schämen sich/ daß sie/ die dem Lande vorhin Gesetze"
gegeben/ sich nun unter dessen Gesetze begeben; daß sie/ die"
Stadt und Feld verwüstet/ selbige wider bauen helfen sollen.

9-

Mancher/ wanner zu dem Stand und Ort/"
darinn er geboren/ widerkehren solte/ würde an statt der"
Wehr den Pflug oder Hammer in die Hand nemen müs-"
sen. Vielen hat man/ oder sie haben selber jhr Vaterland"
in die Aschen gelegt. Ihr Land/ im fall sie ja eines im Land"
gehabt/ finden sie zwar in einer alten Landkarte/ aber nicht"
mehr im Lande/ vnd etwan an dessen statt ein verwildetes"
Gehecke/ oder ein verfallenes Gemäuer. Solches wider an"
und aufzubauen/ ist kein Geld in jhren Händen/ weil/ was"
der Degen errungen/ der Spieß wider verzehret. Andern"
hat der Ehrgeitz das Eisen in die Hand gegeben/ durch"
welches sie sich gedenken groß zu machen. Die/ die es schon"
geworden/ begeren sich eben hiedurch darbey zu handhaben."
Und weil sie sich besorgen/ jhre Hoheit/ als der Waffen"
Creatur/ möchte zugleich mit den Waffen aufhören/ und"
das Eisen/ das zuvor empor geschwummen/ wider unter-"

sinken/

Krieges-Staat hat durch ſeine Subjecta oder Mit-„
telsperſonen ſeinen Thron in E. Durchl. Landen dermaſ-„
ſen befaͤſtiget/ daß/ denſelben uͤmzuſtoſſen/ unmoͤglicher„
iſt/ als die Unmoͤglichkeit ſelber. Sein Gewalt herrſchet„
uͤber die Geſetze. Die Zeiten ſind viel zu eiſern/ als daß„
Golt daraus werden ſolte. Der Soldat iſt frech/ muhtig/„
und hat ſeine Roſſe mehrentheils an E. Durchl. Krippen„
angebunden/ und bekrieget dieſelbe auf dero eignen Un-„
koſten. Er wagt es deſto kuͤhner/ weil er wenig zu verlieren„
hat. Die meinſten ſeynd im Kriege zum Kriege geboren/„
baben auch ſonſt nichts gelernet. Ihre Faͤuſte/ die an dem„
Haͤfft deß Degens/ und an dem Schafft deß Spieſſes er-„
krum̃et/ ſind anderer Arbeit und Werkzeugs ungewoh-„
net. Sie ſchaͤmẽ ſich/ daß ſie/ die dem Lande vorhin Geſetze„
gegeben/ ſich nun unter deſſen Geſetze begeben; daß ſie/ die„
Stadt und Feld verwuͤſtet/ ſelbige wider bauẽ helfen ſollen.

9-

Mancher/ wanner zu dem Stand und Ort/„
darinn er geboren/ widerkehren ſolte/ wuͤrde an ſtatt der„
Wehr den Pflug oder Hammer in die Hand nemen muͤſ-„
ſen. Vielen hat man/ oder ſie haben ſelber jhr Vaterland„
in die Aſchen gelegt. Ihr Land/ im fall ſie ja eines im Land„
gehabt/ finden ſie zwar in einer alten Landkarte/ aber nicht„
mehr im Lande/ vnd etwan an deſſen ſtatt ein verwildetes„
Gehecke/ oder ein verfallenes Gemaͤuer. Solches wider an„
und aufzubauen/ iſt kein Geld in jhren Haͤnden/ weil/ was„
der Degen errungen/ der Spieß wider verzehret. Andern„
hat der Ehrgeitz das Eiſen in die Hand gegeben/ durch„
welches ſie ſich gedenken gꝛoß zu machen. Die/ die es ſchon„
gewordẽ/ begeren ſich eben hiedurch darbey zu handhaben.„
Und weil ſie ſich beſorgen/ jhre Hoheit/ als der Waffen„
Creatur/ moͤchte zugleich mit den Waffen aufhoͤren/ und„
das Eiſen/ das zuvor empor geſchwummen/ wider unter-„

ſinken/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0057" n="7"/>
Krieges-Staat hat durch &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Subjecta</hi> oder Mit-&#x201E;<lb/>
telsper&#x017F;onen &#x017F;einen Thron in E. Durchl. Landen derma&#x017F;-&#x201E;<lb/>
&#x017F;en befa&#x0364;&#x017F;tiget/ daß/ den&#x017F;elben u&#x0364;mzu&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ unmo&#x0364;glicher&#x201E;<lb/>
i&#x017F;t/ als die <hi rendition="#aq">U</hi>nmo&#x0364;glichkeit &#x017F;elber. Sein Gewalt herr&#x017F;chet&#x201E;<lb/>
u&#x0364;ber die Ge&#x017F;etze. Die Zeiten &#x017F;ind viel zu ei&#x017F;ern/ als daß&#x201E;<lb/>
Golt daraus werden &#x017F;olte. Der Soldat i&#x017F;t frech/ muhtig/&#x201E;<lb/>
und hat &#x017F;eine Ro&#x017F;&#x017F;e mehrentheils an E. Durchl. Krippen&#x201E;<lb/>
angebunden/ und bekrieget die&#x017F;elbe auf dero eignen <hi rendition="#aq">U</hi>n-&#x201E;<lb/>
ko&#x017F;ten. Er wagt es de&#x017F;to ku&#x0364;hner/ weil er wenig zu verlieren&#x201E;<lb/>
hat. Die mein&#x017F;ten &#x017F;eynd im Kriege zum Kriege geboren/&#x201E;<lb/>
baben auch &#x017F;on&#x017F;t nichts gelernet. Ihre Fa&#x0364;u&#x017F;te/ die an dem&#x201E;<lb/>
Ha&#x0364;fft deß Degens/ und an dem Schafft deß Spie&#x017F;&#x017F;es er-&#x201E;<lb/>
krum&#x0303;et/ &#x017F;ind anderer Arbeit und Werkzeugs ungewoh-&#x201E;<lb/>
net. Sie &#x017F;cha&#x0364;me&#x0303; &#x017F;ich/ daß &#x017F;ie/ die dem Lande vorhin Ge&#x017F;etze&#x201E;<lb/>
gegeben/ &#x017F;ich nun unter de&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;etze begeben<hi rendition="#i">;</hi> daß &#x017F;ie/ die&#x201E;<lb/>
Stadt und Feld verwu&#x0364;&#x017F;tet/ &#x017F;elbige wider baue&#x0303; helfen &#x017F;ollen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>9-</head><lb/>
          <p>Mancher/ wanner zu dem Stand und Ort/&#x201E;<lb/>
darinn er geboren/ widerkehren &#x017F;olte/ wu&#x0364;rde an &#x017F;tatt der&#x201E;<lb/>
Wehr den Pflug oder Hammer in die Hand nemen mu&#x0364;&#x017F;-&#x201E;<lb/>
&#x017F;en. Vielen hat man/ oder &#x017F;ie haben &#x017F;elber jhr Vaterland&#x201E;<lb/>
in die A&#x017F;chen gelegt. Ihr Land/ im fall &#x017F;ie ja eines im Land&#x201E;<lb/>
gehabt/ finden &#x017F;ie zwar in einer alten Landkarte/ aber nicht&#x201E;<lb/>
mehr im Lande/ vnd etwan an de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tatt ein verwildetes&#x201E;<lb/>
Gehecke/ oder ein verfallenes Gema&#x0364;uer. Solches wider an&#x201E;<lb/>
und aufzubauen/ i&#x017F;t kein Geld in jhren Ha&#x0364;nden/ weil/ was&#x201E;<lb/>
der Degen errungen/ der Spieß wider verzehret. Andern&#x201E;<lb/>
hat der Ehrgeitz das Ei&#x017F;en in die Hand gegeben/ durch&#x201E;<lb/>
welches &#x017F;ie &#x017F;ich gedenken g&#xA75B;oß zu machen. Die/ die es &#x017F;chon&#x201E;<lb/>
geworde&#x0303;/ begeren &#x017F;ich eben hiedurch darbey zu handhaben.&#x201E;<lb/><hi rendition="#aq">U</hi>nd weil &#x017F;ie &#x017F;ich be&#x017F;orgen/ jhre Hoheit/ als der Waffen&#x201E;<lb/>
Creatur/ mo&#x0364;chte zugleich mit den Waffen aufho&#x0364;ren/ und&#x201E;<lb/>
das Ei&#x017F;en/ das zuvor empor ge&#x017F;chwummen/ wider unter-&#x201E;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;inken/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0057] Krieges-Staat hat durch ſeine Subjecta oder Mit-„ telsperſonen ſeinen Thron in E. Durchl. Landen dermaſ-„ ſen befaͤſtiget/ daß/ denſelben uͤmzuſtoſſen/ unmoͤglicher„ iſt/ als die Unmoͤglichkeit ſelber. Sein Gewalt herrſchet„ uͤber die Geſetze. Die Zeiten ſind viel zu eiſern/ als daß„ Golt daraus werden ſolte. Der Soldat iſt frech/ muhtig/„ und hat ſeine Roſſe mehrentheils an E. Durchl. Krippen„ angebunden/ und bekrieget dieſelbe auf dero eignen Un-„ koſten. Er wagt es deſto kuͤhner/ weil er wenig zu verlieren„ hat. Die meinſten ſeynd im Kriege zum Kriege geboren/„ baben auch ſonſt nichts gelernet. Ihre Faͤuſte/ die an dem„ Haͤfft deß Degens/ und an dem Schafft deß Spieſſes er-„ krum̃et/ ſind anderer Arbeit und Werkzeugs ungewoh-„ net. Sie ſchaͤmẽ ſich/ daß ſie/ die dem Lande vorhin Geſetze„ gegeben/ ſich nun unter deſſen Geſetze begeben; daß ſie/ die„ Stadt und Feld verwuͤſtet/ ſelbige wider bauẽ helfen ſollen. 9- Mancher/ wanner zu dem Stand und Ort/„ darinn er geboren/ widerkehren ſolte/ wuͤrde an ſtatt der„ Wehr den Pflug oder Hammer in die Hand nemen muͤſ-„ ſen. Vielen hat man/ oder ſie haben ſelber jhr Vaterland„ in die Aſchen gelegt. Ihr Land/ im fall ſie ja eines im Land„ gehabt/ finden ſie zwar in einer alten Landkarte/ aber nicht„ mehr im Lande/ vnd etwan an deſſen ſtatt ein verwildetes„ Gehecke/ oder ein verfallenes Gemaͤuer. Solches wider an„ und aufzubauen/ iſt kein Geld in jhren Haͤnden/ weil/ was„ der Degen errungen/ der Spieß wider verzehret. Andern„ hat der Ehrgeitz das Eiſen in die Hand gegeben/ durch„ welches ſie ſich gedenken gꝛoß zu machen. Die/ die es ſchon„ gewordẽ/ begeren ſich eben hiedurch darbey zu handhaben.„ Und weil ſie ſich beſorgen/ jhre Hoheit/ als der Waffen„ Creatur/ moͤchte zugleich mit den Waffen aufhoͤren/ und„ das Eiſen/ das zuvor empor geſchwummen/ wider unter-„ ſinken/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/57
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/57>, abgerufen am 30.12.2024.