Wann der Mond voll ist, das ist, wann er gerade gegen der Sonne über stehet, so befindet sich selbiger in eben dem Stundenzirkel, als die Sonne, al- so daß, wann, zum Exempel in dieser Zeit die Sonne in dem Meridian un- serer Gegenfüßler stünde, der Mond in unserm Meridian seyn, und folglich auf unseren Uhren eben die Stunde anzeigen müste, welche die Sonne, so sie über unserm Horizont stünde, zeigete. Aber diese Gleichheit währet nicht lang, indeme sich selbiger jede Stunde, ungefehr um zwo Minuten, verweilen würde. Es wird auch gleichfalls, so die Sonne zur Zeit ihrer Opposition un- tergehet, der Mond, indeme er gegen jener gerad über stehet, aufgehen, und so weiter, so hat man derowegen, um bey solcher Verweilung ein Hülfsmit- tel auszufinden, diesen Zirkel in 30. Theile eingetheilet. Wann nun das Punct der 12ten Stunde in der Horizontaluhr accurat gegen das Alter des Monds über gerichtet, und die Uhr mit Beyhülfe eines Compasses oder einer Mittagslinie orientiret worden, wird die gegenwärtige Stunde zu haben seyn. Damit man aber solche viel accurater überkommen könne, muß man wissen, ob der Mond in dem ersten, zweyten oder dritten Viertel des vorge- gebenen Tages sich befinde, damit man das Punct der 12ten Stunde auch nach Proportion in das Spatium des Mondalters setzen könne.
Eben diese Praris dienet auch vor die Verticaluhren, vor die Aequi- noctialuhren aber muß die Eintheilung in 30. gleiche Theile geschehen, die bewegliche Scheibe, auf welcher die Stunden in 24. Theilen enthalten sind, und das Uebrige wird eben so, wie oben, verfertiget.
Die Tabell, welche zu unterst auf der Platte stehet, dienet auch die Zeit, bey dem Mondscheine mit einer ordentlichen Uhr zu erforschen.
Wann besagte Tabell auch verfertiget werden soll, ziehet man 4. gera- de oder krumme Parallellinien von beliebiger Länge, theilet die Weite II in 12. gleiche Theile vor die 12. Stunden, und die zwey andern Spatia K K in 15. um darein die 30. Mondstäge zu setzen, wie man aus der zwoten Figur ersiehet.
Gebrauch.
Mansiehet auf einer Sonnenuhr die Stunde, wesche der Mond darauf anzeigen wird, und suchet, nachdeme man auch des Monds Alter weiß, in der Tabell die Stunde, welche gegen seinem Alter über stehet, zu welcher die durch die Uhr bemerkte Stunde addiret wird. So nun die Summe dieser zwoen zusammen nicht über 12. macht, oder aber ihr Exceß über 12. gehet, wird solche die rechte Stunde anzeigen.
Exempel.
Wir wollen setzen, daß die Sonnenuhr 6. Uhr beym Mond- schein anzeige, und daß sein Alter 5. oder 20. Tag sey, so wird man aus
Wann der Mond voll iſt, das iſt, wann er gerade gegen der Sonne über ſtehet, ſo befindet ſich ſelbiger in eben dem Stundenzirkel, als die Sonne, al- ſo daß, wann, zum Exempel in dieſer Zeit die Sonne in dem Meridian un- ſerer Gegenfüßler ſtünde, der Mond in unſerm Meridian ſeyn, und folglich auf unſeren Uhren eben die Stunde anzeigen müſte, welche die Sonne, ſo ſie über unſerm Horizont ſtünde, zeigete. Aber dieſe Gleichheit währet nicht lang, indeme ſich ſelbiger jede Stunde, ungefehr um zwo Minuten, verweilen würde. Es wird auch gleichfalls, ſo die Sonne zur Zeit ihrer Oppoſition un- tergehet, der Mond, indeme er gegen jener gerad über ſtehet, aufgehen, und ſo weiter, ſo hat man derowegen, um bey ſolcher Verweilung ein Hülfsmit- tel auszufinden, dieſen Zirkel in 30. Theile eingetheilet. Wann nun das Punct der 12ten Stunde in der Horizontaluhr accurat gegen das Alter des Monds über gerichtet, und die Uhr mit Beyhülfe eines Compaſſes oder einer Mittagslinie orientiret worden, wird die gegenwärtige Stunde zu haben ſeyn. Damit man aber ſolche viel accurater überkommen könne, muß man wiſſen, ob der Mond in dem erſten, zweyten oder dritten Viertel des vorge- gebenen Tages ſich befinde, damit man das Punct der 12ten Stunde auch nach Proportion in das Spatium des Mondalters ſetzen könne.
Eben dieſe Praris dienet auch vor die Verticaluhren, vor die Aequi- noctialuhren aber muß die Eintheilung in 30. gleiche Theile geſchehen, die bewegliche Scheibe, auf welcher die Stunden in 24. Theilen enthalten ſind, und das Uebrige wird eben ſo, wie oben, verfertiget.
Die Tabell, welche zu unterſt auf der Platte ſtehet, dienet auch die Zeit, bey dem Mondſcheine mit einer ordentlichen Uhr zu erforſchen.
Wann beſagte Tabell auch verfertiget werden ſoll, ziehet man 4. gera- de oder krumme Parallellinien von beliebiger Länge, theilet die Weite II in 12. gleiche Theile vor die 12. Stunden, und die zwey andern Spatia K K in 15. um darein die 30. Mondstäge zu ſetzen, wie man aus der zwoten Figur erſiehet.
Gebrauch.
Manſiehet auf einer Sonnenuhr die Stunde, weſche der Mond darauf anzeigen wird, und ſuchet, nachdeme man auch des Monds Alter weiß, in der Tabell die Stunde, welche gegen ſeinem Alter über ſtehet, zu welcher die durch die Uhr bemerkte Stunde addiret wird. So nun die Summe dieſer zwoen zuſammen nicht über 12. macht, oder aber ihr Exceß über 12. gehet, wird ſolche die rechte Stunde anzeigen.
Exempel.
Wir wollen ſetzen, daß die Sonnenuhr 6. Uhr beym Mond- ſchein anzeige, und daß ſein Alter 5. oder 20. Tag ſey, ſo wird man aus
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Wann der Mond voll iſt, das iſt, wann er gerade gegen der Sonne über
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ſo daß, wann, zum Exempel in dieſer Zeit die Sonne in dem Meridian un-
ſerer Gegenfüßler ſtünde, der Mond in unſerm Meridian ſeyn, und folglich
auf unſeren Uhren eben die Stunde anzeigen müſte, welche die Sonne, ſo ſie
über unſerm Horizont ſtünde, zeigete. Aber dieſe Gleichheit währet nicht
lang, indeme ſich ſelbiger jede Stunde, ungefehr um zwo Minuten, verweilen
würde. Es wird auch gleichfalls, ſo die Sonne zur Zeit ihrer Oppoſition un-
tergehet, der Mond, indeme er gegen jener gerad über ſtehet, aufgehen, und
ſo weiter, ſo hat man derowegen, um bey ſolcher Verweilung ein Hülfsmit-
tel auszufinden, dieſen Zirkel in 30. Theile eingetheilet. Wann nun das
Punct der 12ten Stunde in der Horizontaluhr accurat gegen das Alter des
Monds über gerichtet, und die Uhr mit Beyhülfe eines Compaſſes oder einer
Mittagslinie orientiret worden, wird die gegenwärtige Stunde zu haben
ſeyn. Damit man aber ſolche viel accurater überkommen könne, muß man
wiſſen, ob der Mond in dem erſten, zweyten oder dritten Viertel des vorge-
gebenen Tages ſich befinde, damit man das Punct der 12ten Stunde auch
nach Proportion in das Spatium des Mondalters ſetzen könne.
Eben dieſe Praris dienet auch vor die Verticaluhren, vor die Aequi-
noctialuhren aber muß die Eintheilung in 30. gleiche Theile geſchehen, die
bewegliche Scheibe, auf welcher die Stunden in 24. Theilen enthalten ſind,
und das Uebrige wird eben ſo, wie oben, verfertiget.
Die Tabell, welche zu unterſt auf der Platte ſtehet, dienet auch die
Zeit, bey dem Mondſcheine mit einer ordentlichen Uhr zu erforſchen.
Wann beſagte Tabell auch verfertiget werden ſoll, ziehet man 4. gera-
de oder krumme Parallellinien von beliebiger Länge, theilet die Weite II in
12. gleiche Theile vor die 12. Stunden, und die zwey andern Spatia K K
in 15. um darein die 30. Mondstäge zu ſetzen, wie man aus der zwoten
Figur erſiehet.
Gebrauch.
Manſiehet auf einer Sonnenuhr die Stunde, weſche der Mond darauf
anzeigen wird, und ſuchet, nachdeme man auch des Monds Alter weiß, in
der Tabell die Stunde, welche gegen ſeinem Alter über ſtehet, zu welcher die
durch die Uhr bemerkte Stunde addiret wird. So nun die Summe dieſer
zwoen zuſammen nicht über 12. macht, oder aber ihr Exceß über 12. gehet,
wird ſolche die rechte Stunde anzeigen.
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Wir wollen ſetzen, daß die Sonnenuhr 6. Uhr beym Mond-
ſchein anzeige, und daß ſein Alter 5. oder 20. Tag ſey, ſo wird man aus
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/436>, abgerufen am 22.12.2024.
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