Wann die Höhe von vorne genommen wird, muß man das Aug an die Oefnung des Absehens A legen, den Horizont durch die Absehen A und B ansehen, und das Absehen C so lang hoch und niedrig richten, indeme man solches auf den Graden der Circumferenz hin und wieder schiebet, biß der Strahl des Sterns, wann er durch den Einschnitt oder durch das kleine Loch in diesem Absehen gehet, auf des andere Absehen in A treffe; als dann wer- den die Grade, welche in dem Bogen BC enthalten sind, die Höhe des Sterns andeuten. Will man aber die Sonne beobachten, so ist es weit bequemer, so man selbiger, wegen ihres grossen Lichtes, den Rucken zuwendet, dabey man das Auge an das Absehen B setzet, den Horizont durch die Absehen B und A ansiehet, und entweder hoch oder niedrig das Absehen C richtet, also daß der Strahl von der Sonne, indeme er durch dieses Absehen gehet, sich auch bey der Oefnung des Absehens A einfinde, so wird der Bogen BC die Höhe der Sonne über den Horizont anzeigen.
Es ist zu merken, daß, gleichwie der Winkel B A C seinen Verticem in der Circumserenz hat, solcher zu seinem Maaß nur die Helfte von dem Bo- gen BC, auf welchem er stehet, habe, und aus dieser Ursache hat man auch den ganzen halben Zirkel in 90. Grade an statt 180., welche er in sich halten sollte, eingetheilet.
Aus der Höhe der Sterne die Breite eines Orts, wo man ist, zu finden.
Nachdeme man mit einem von denen bißhero dargestellten Instrumenten die Höhe eines Sterns über dem Horizont, dessen Abweichung im Durch- gang durch den Meridian bekannt ist, beobachtet hat, wird die Breite ei- nes Orts, wo man ist, welche allezeit nach dem zehenden, und nach dem 52ten Nutzen des III. Buchs unsers Tractats von dem Nutzen und Gebrauch der Globorum, der Polyöhe gleich ist, bekannt werden.
Man kann zu aller Zeit die Breite eines Orts, wo die Beobachtung gehalten wird, nach dem 13. 14 und 15. Nutzen unsers Tractats von den Astrolaben pag. 163. und weiters finden, obwohlen etwas mehrere Mühe dabey ist.
Wir wollen ein Exempel nach den mittägigen Höhen der Sonne ge- ben. Man suchet nemlich, nachdeme die Höhe just zu Mittag genommen worden, in der Tabelle an eben dem Tage die Abweichung der Sonne; da- fern nun solche mitternächtig ist, welches geschiehet vom 20. Merz biß auf den 22. September, oder vom biß auf , subtrahiret man diese Decli- nation von der Höhe der Sonne, der Rest wird die Höhe des Aequators
Von dem Gebrauche dieſes Halbzirkels.
Wann die Höhe von vorne genommen wird, muß man das Aug an die Oefnung des Abſehens A legen, den Horizont durch die Abſehen A und B anſehen, und das Abſehen C ſo lang hoch und niedrig richten, indeme man ſolches auf den Graden der Circumferenz hin und wieder ſchiebet, biß der Strahl des Sterns, wann er durch den Einſchnitt oder durch das kleine Loch in dieſem Abſehen gehet, auf des andere Abſehen in A treffe; als dann wer- den die Grade, welche in dem Bogen BC enthalten ſind, die Höhe des Sterns andeuten. Will man aber die Sonne beobachten, ſo iſt es weit bequemer, ſo man ſelbiger, wegen ihres groſſen Lichtes, den Rucken zuwendet, dabey man das Auge an das Abſehen B ſetzet, den Horizont durch die Abſehen B und A anſiehet, und entweder hoch oder niedrig das Abſehen C richtet, alſo daß der Strahl von der Sonne, indeme er durch dieſes Abſehen gehet, ſich auch bey der Oefnung des Abſehens A einfinde, ſo wird der Bogen BC die Höhe der Sonne über den Horizont anzeigen.
Es iſt zu merken, daß, gleichwie der Winkel B A C ſeinen Verticem in der Circumſerenz hat, ſolcher zu ſeinem Maaß nur die Helfte von dem Bo- gen BC, auf welchem er ſtehet, habe, und aus dieſer Urſache hat man auch den ganzen halben Zirkel in 90. Grade an ſtatt 180., welche er in ſich halten ſollte, eingetheilet.
Aus der Höhe der Sterne die Breite eines Orts, wo man iſt, zu finden.
Nachdeme man mit einem von denen bißhero dargeſtellten Inſtrumenten die Höhe eines Sterns über dem Horizont, deſſen Abweichung im Durch- gang durch den Meridian bekannt iſt, beobachtet hat, wird die Breite ei- nes Orts, wo man iſt, welche allezeit nach dem zehenden, und nach dem 52ten Nutzen des III. Buchs unſers Tractats von dem Nutzen und Gebrauch der Globorum, der Polyöhe gleich iſt, bekannt werden.
Man kann zu aller Zeit die Breite eines Orts, wo die Beobachtung gehalten wird, nach dem 13. 14 und 15. Nutzen unſers Tractats von den Aſtrolaben pag. 163. und weiters finden, obwohlen etwas mehrere Mühe dabey iſt.
Wir wollen ein Exempel nach den mittägigen Höhen der Sonne ge- ben. Man ſuchet nemlich, nachdeme die Höhe juſt zu Mittag genommen worden, in der Tabelle an eben dem Tage die Abweichung der Sonne; da- fern nun ſolche mitternächtig iſt, welches geſchiehet vom 20. Merz biß auf den 22. September, oder vom ♈ biß auf ♎, ſubtrahiret man dieſe Decli- nation von der Höhe der Sonne, der Reſt wird die Höhe des Aequators
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0328"n="306"/></div><divn="3"><head>Von dem Gebrauche dieſes Halbzirkels.</head><lb/><p>Wann die Höhe von vorne genommen wird, muß man das Aug an<lb/>
die Oefnung des Abſehens A legen, den Horizont durch die Abſehen A und<lb/>
B anſehen, und das Abſehen C ſo lang hoch und niedrig richten, indeme man<lb/>ſolches auf den Graden der Circumferenz hin und wieder ſchiebet, biß der<lb/>
Strahl des Sterns, wann er durch den Einſchnitt oder durch das kleine Loch<lb/>
in dieſem Abſehen gehet, auf des andere Abſehen in A treffe; als dann wer-<lb/>
den die Grade, welche in dem Bogen BC enthalten ſind, die Höhe des Sterns<lb/>
andeuten. Will man aber die Sonne beobachten, ſo iſt es weit bequemer,<lb/>ſo man ſelbiger, wegen ihres groſſen Lichtes, den Rucken zuwendet, dabey<lb/>
man das Auge an das Abſehen B ſetzet, den Horizont durch die Abſehen B<lb/>
und A anſiehet, und entweder hoch oder niedrig das Abſehen C richtet, alſo<lb/>
daß der Strahl von der Sonne, indeme er durch dieſes Abſehen gehet, ſich<lb/>
auch bey der Oefnung des Abſehens A einfinde, ſo wird der Bogen BC die<lb/>
Höhe der Sonne über den Horizont anzeigen. </p><p>Es iſt zu merken, daß, gleichwie der Winkel B A C ſeinen Verticem in<lb/>
der Circumſerenz hat, ſolcher zu ſeinem Maaß nur die Helfte von dem Bo-<lb/>
gen BC, auf welchem er ſtehet, habe, und aus dieſer Urſache hat man auch<lb/>
den ganzen halben Zirkel in 90. Grade an ſtatt 180., welche er in ſich halten<lb/>ſollte, eingetheilet. </p></div><divn="3"><head>Aus der Höhe der Sterne die Breite eines Orts,<lb/>
wo man iſt, zu finden.</head><lb/><p>Nachdeme man mit einem von denen bißhero dargeſtellten Inſtrumenten<lb/>
die Höhe eines Sterns über dem Horizont, deſſen Abweichung im Durch-<lb/>
gang durch den Meridian bekannt iſt, beobachtet hat, wird die Breite ei-<lb/>
nes Orts, wo man iſt, welche allezeit nach dem zehenden, und nach dem 52ten<lb/>
Nutzen des III. Buchs unſers Tractats von dem Nutzen und Gebrauch der<lb/>
Globorum, der Polyöhe gleich iſt, bekannt werden. </p><p>Man kann zu aller Zeit die Breite eines Orts, wo die Beobachtung<lb/>
gehalten wird, nach dem 13. 14 und 15. Nutzen unſers Tractats von den<lb/>
Aſtrolaben pag. 163. und weiters finden, obwohlen etwas mehrere Mühe<lb/>
dabey iſt. </p><p>Wir wollen ein Exempel nach den mittägigen Höhen der Sonne ge-<lb/>
ben. Man ſuchet nemlich, nachdeme die Höhe juſt zu Mittag genommen<lb/>
worden, in der Tabelle an eben dem Tage die Abweichung der Sonne; da-<lb/>
fern nun ſolche mitternächtig iſt, welches geſchiehet vom 20. Merz biß auf<lb/>
den 22. September, oder vom ♈ biß auf ♎, ſubtrahiret man dieſe Decli-<lb/>
nation von der Höhe der Sonne, der Reſt wird die Höhe des Aequators
</p></div></div></div></body></text></TEI>
[306/0328]
Von dem Gebrauche dieſes Halbzirkels.
Wann die Höhe von vorne genommen wird, muß man das Aug an
die Oefnung des Abſehens A legen, den Horizont durch die Abſehen A und
B anſehen, und das Abſehen C ſo lang hoch und niedrig richten, indeme man
ſolches auf den Graden der Circumferenz hin und wieder ſchiebet, biß der
Strahl des Sterns, wann er durch den Einſchnitt oder durch das kleine Loch
in dieſem Abſehen gehet, auf des andere Abſehen in A treffe; als dann wer-
den die Grade, welche in dem Bogen BC enthalten ſind, die Höhe des Sterns
andeuten. Will man aber die Sonne beobachten, ſo iſt es weit bequemer,
ſo man ſelbiger, wegen ihres groſſen Lichtes, den Rucken zuwendet, dabey
man das Auge an das Abſehen B ſetzet, den Horizont durch die Abſehen B
und A anſiehet, und entweder hoch oder niedrig das Abſehen C richtet, alſo
daß der Strahl von der Sonne, indeme er durch dieſes Abſehen gehet, ſich
auch bey der Oefnung des Abſehens A einfinde, ſo wird der Bogen BC die
Höhe der Sonne über den Horizont anzeigen.
Es iſt zu merken, daß, gleichwie der Winkel B A C ſeinen Verticem in
der Circumſerenz hat, ſolcher zu ſeinem Maaß nur die Helfte von dem Bo-
gen BC, auf welchem er ſtehet, habe, und aus dieſer Urſache hat man auch
den ganzen halben Zirkel in 90. Grade an ſtatt 180., welche er in ſich halten
ſollte, eingetheilet.
Aus der Höhe der Sterne die Breite eines Orts,
wo man iſt, zu finden.
Nachdeme man mit einem von denen bißhero dargeſtellten Inſtrumenten
die Höhe eines Sterns über dem Horizont, deſſen Abweichung im Durch-
gang durch den Meridian bekannt iſt, beobachtet hat, wird die Breite ei-
nes Orts, wo man iſt, welche allezeit nach dem zehenden, und nach dem 52ten
Nutzen des III. Buchs unſers Tractats von dem Nutzen und Gebrauch der
Globorum, der Polyöhe gleich iſt, bekannt werden.
Man kann zu aller Zeit die Breite eines Orts, wo die Beobachtung
gehalten wird, nach dem 13. 14 und 15. Nutzen unſers Tractats von den
Aſtrolaben pag. 163. und weiters finden, obwohlen etwas mehrere Mühe
dabey iſt.
Wir wollen ein Exempel nach den mittägigen Höhen der Sonne ge-
ben. Man ſuchet nemlich, nachdeme die Höhe juſt zu Mittag genommen
worden, in der Tabelle an eben dem Tage die Abweichung der Sonne; da-
fern nun ſolche mitternächtig iſt, welches geſchiehet vom 20. Merz biß auf
den 22. September, oder vom ♈ biß auf ♎, ſubtrahiret man dieſe Decli-
nation von der Höhe der Sonne, der Reſt wird die Höhe des Aequators
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
ECHO: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-10-09T11:08:35Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-10-09T11:08:35Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Der Zeilenfall wurde beibehalten.
Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/328>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.