Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

respondirenden gemeinen Monaten und ungefehr die Stunden, auf dem
Rande der untern Scheibe finden.

Es ist zu merken, daß die Rechnungen derEpochentabell nach den mittlern
Zeiten der Neumonden gerichtet seyen, welche allezeit gleiche Bewegungen
der Sonne und des Monds supponiren; so findet sich demnach einige Diffe-
renz hierbey mit der scheinbaren Zeit der Neu - und Vollmonde und der
Finsternissen ein, als wir solche aus der Erde sehen, gleichwie sie in denen
Ephemeriden angedeutet worden.

Die eigene Bewegungen der Sonne, des Monds wie auch der andern
Planeten, kommen uns bald geschwinder, bald langsamer vor. Diese schein-
bare Ungleichheit entstehet zum Theil aus dem, daß lhre Laufkreise nicht mit
der Erde concentrisch seyen, zum Theil aber, daß die ungleiche Bögen der
Ekliptik, welche gegen den Aequator schräg laufet, nicht allezeit mit gleichen
Theilen des Aequators durch den Mittagszirket gehen. Die Sternkundige
haben sich, um ihre Rechnungen zu erleichtern, eine Bewegung concipiret,
welche sie die mittlere oder gleiche Bewegung nennen, und dabey supponiret,
daß die Planeten zu gleichen Zeiten gleiche Bögen in ihren Laufbahnen be-
schreiben. Die Zeit, welche sie eine wahre oder scheinbare nennen, ist das Maaß
der wahren oder scheinbaren Bewegung, und die Mittelzeit ist das Maaß der
Mitteibewegung. Sie haben auch Regeln ausgefunden, um die mittlere
Zeit in die wahre oder scheinbare zu reduciren, und wiederum im Gegentheil
die wahre oder scheinbare Zeit in die mittlere zu verwandeln.

Nach der Rechnung zu finden, ob ein Neu-oder Vollmond
ekliptisch seyn werde.

Was die Neumonden anlanget, multipliciret man mit 7361. die Zahl
der completen lunarischen Monate von demjenlgen an, das an dem 8. Januari
1710. nach dem gregorianischen Calender angefangen, biß auf dasjenige, das
man eraminiret, addiret zu dem Product die Zahl 33890. und dividiret die
Summe mit 43200. nach dieser Division, ohne einiges Absehen auf den
Quotienten zu haben, eraminiret man den Rest oder die Differenz zwischen
dem Divisor und dem Rest; dann so einer oder der andere kleiner ist, dann
die Zahl 4060. wird sich eine Sonnenfinsterniß ereignen.

Wann aber von einem Vollmonde gehandelt wird, so multipliciret
man gleichfalls mit 7361. die Zahl der completen lunarischen Monate von
demjenigen an, das an dem 8. Jan. 1701. angefangen, biß auf den Neu-
mond, den man eraminiret, hergegangen, addiret zu dem Product 37326.
und dividiret die Summe mit 43200. Wann nun die Division geschehen,
und der Rest, oder die Differenz zwischen dem Rest und dem Divisor kleiner
als die Zahl 2800. ist, so wird eine Mondsfinsterniß sich zeigen. Die Son-

reſpondirenden gemeinen Monaten und ungefehr die Stunden, auf dem
Rande der untern Scheibe finden.

Es iſt zu merken, daß die Rechnungen derEpochentabell nach den mittlern
Zeiten der Neumonden gerichtet ſeyen, welche allezeit gleiche Bewegungen
der Sonne und des Monds ſupponiren; ſo findet ſich demnach einige Diffe-
renz hierbey mit der ſcheinbaren Zeit der Neu - und Vollmonde und der
Finſterniſſen ein, als wir ſolche aus der Erde ſehen, gleichwie ſie in denen
Ephemeriden angedeutet worden.

Die eigene Bewegungen der Sonne, des Monds wie auch der andern
Planeten, kommen uns bald geſchwinder, bald langſamer vor. Dieſe ſchein-
bare Ungleichheit entſtehet zum Theil aus dem, daß lhre Laufkreiſe nicht mit
der Erde concentriſch ſeyen, zum Theil aber, daß die ungleiche Bögen der
Ekliptik, welche gegen den Aequator ſchräg laufet, nicht allezeit mit gleichen
Theilen des Aequators durch den Mittagszirket gehen. Die Sternkundige
haben ſich, um ihre Rechnungen zu erleichtern, eine Bewegung concipiret,
welche ſie die mittlere oder gleiche Bewegung nennen, und dabey ſupponiret,
daß die Planeten zu gleichen Zeiten gleiche Bögen in ihren Laufbahnen be-
ſchreiben. Die Zeit, welche ſie eine wahre oder ſcheinbare nennen, iſt das Maaß
der wahren oder ſcheinbaren Bewegung, und die Mittelzeit iſt das Maaß der
Mitteibewegung. Sie haben auch Regeln ausgefunden, um die mittlere
Zeit in die wahre oder ſcheinbare zu reduciren, und wiederum im Gegentheil
die wahre oder ſcheinbare Zeit in die mittlere zu verwandeln.

Nach der Rechnung zu finden, ob ein Neu-oder Vollmond
ekliptiſch ſeyn werde.

Was die Neumonden anlanget, multipliciret man mit 7361. die Zahl
der completen lunariſchen Monate von demjenlgen an, das an dem 8. Januari
1710. nach dem gregorianiſchen Calender angefangen, biß auf dasjenige, das
man eraminiret, addiret zu dem Product die Zahl 33890. und dividiret die
Summe mit 43200. nach dieſer Diviſion, ohne einiges Abſehen auf den
Quotienten zu haben, eraminiret man den Reſt oder die Differenz zwiſchen
dem Diviſor und dem Reſt; dann ſo einer oder der andere kleiner iſt, dann
die Zahl 4060. wird ſich eine Sonnenfinſterniß ereignen.

Wann aber von einem Vollmonde gehandelt wird, ſo multipliciret
man gleichfalls mit 7361. die Zahl der completen lunariſchen Monate von
demjenigen an, das an dem 8. Jan. 1701. angefangen, biß auf den Neu-
mond, den man eraminiret, hergegangen, addiret zu dem Product 37326.
und dividiret die Summe mit 43200. Wann nun die Diviſion geſchehen,
und der Reſt, oder die Differenz zwiſchen dem Reſt und dem Diviſor kleiner
als die Zahl 2800. iſt, ſo wird eine Mondsfinſterniß ſich zeigen. Die Son-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0305" n="283"/>
re&#x017F;pondirenden                                 gemeinen Monaten und ungefehr die Stunden, auf dem<lb/>
Rande der                                 untern Scheibe finden. </p>
            <p>Es i&#x017F;t zu merken, daß die Rechnungen derEpochentabell nach den                                 mittlern<lb/>
Zeiten der Neumonden gerichtet &#x017F;eyen, welche allezeit                                 gleiche Bewegungen<lb/>
der Sonne und des Monds &#x017F;upponiren; &#x017F;o                                 findet &#x017F;ich demnach einige Diffe-<lb/>
renz hierbey mit der                                 &#x017F;cheinbaren Zeit der Neu - und Vollmonde und der<lb/>
Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en                                 ein, als wir &#x017F;olche aus der Erde &#x017F;ehen, gleichwie &#x017F;ie in denen<lb/>
Ephemeriden angedeutet worden. </p>
            <p>Die eigene Bewegungen der Sonne, des Monds wie auch der andern<lb/>
Planeten, kommen uns bald ge&#x017F;chwinder, bald lang&#x017F;amer vor.                                 Die&#x017F;e &#x017F;chein-<lb/>
bare Ungleichheit ent&#x017F;tehet zum Theil aus dem, daß                                 lhre Laufkrei&#x017F;e nicht mit<lb/>
der Erde concentri&#x017F;ch &#x017F;eyen, zum                                 Theil aber, daß die ungleiche Bögen der<lb/>
Ekliptik, welche gegen                                 den Aequator &#x017F;chräg laufet, nicht allezeit mit gleichen<lb/>
Theilen                                 des Aequators durch den Mittagszirket gehen. Die Sternkundige<lb/>
haben &#x017F;ich, um ihre Rechnungen zu erleichtern, eine Bewegung                                 concipiret,<lb/>
welche &#x017F;ie die mittlere oder gleiche Bewegung                                 nennen, und dabey &#x017F;upponiret,<lb/>
daß die Planeten zu gleichen                                 Zeiten gleiche Bögen in ihren Laufbahnen be-<lb/>
&#x017F;chreiben. Die Zeit,                                 welche &#x017F;ie eine wahre oder &#x017F;cheinbare nennen, i&#x017F;t das Maaß<lb/>
der                                 wahren oder &#x017F;cheinbaren Bewegung, und die Mittelzeit i&#x017F;t das Maaß                                 der<lb/>
Mitteibewegung. Sie haben auch Regeln ausgefunden, um die                                 mittlere<lb/>
Zeit in die wahre oder &#x017F;cheinbare zu reduciren, und                                 wiederum im Gegentheil<lb/>
die wahre oder &#x017F;cheinbare Zeit in die                                 mittlere zu verwandeln. </p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Nach der Rechnung zu finden, ob ein Neu-oder Vollmond<lb/>
eklipti&#x017F;ch &#x017F;eyn werde.</head><lb/>
            <p>Was die Neumonden anlanget, multipliciret man mit 7361. die Zahl<lb/>
der completen lunari&#x017F;chen Monate von demjenlgen an, das an dem                                 8. Januari<lb/>
1710. nach dem gregoriani&#x017F;chen Calender angefangen,                                 biß auf dasjenige, das<lb/>
man eraminiret, addiret zu dem Product                                 die Zahl 33890. und dividiret die<lb/>
Summe mit 43200. nach die&#x017F;er                                 Divi&#x017F;ion, ohne einiges Ab&#x017F;ehen auf den<lb/>
Quotienten zu haben,                                 eraminiret man den Re&#x017F;t oder die Differenz zwi&#x017F;chen<lb/>
dem Divi&#x017F;or                                 und dem Re&#x017F;t; dann &#x017F;o einer oder der andere kleiner i&#x017F;t, dann<lb/>
die Zahl 4060. wird &#x017F;ich eine Sonnenfin&#x017F;terniß ereignen. </p>
            <p>Wann aber von einem Vollmonde gehandelt wird, &#x017F;o multipliciret<lb/>
man gleichfalls mit 7361. die Zahl der completen lunari&#x017F;chen                                 Monate von<lb/>
demjenigen an, das an dem 8. Jan. 1701. angefangen,                                 biß auf den Neu-<lb/>
mond, den man eraminiret, hergegangen, addiret                                 zu dem Product 37326.<lb/>
und dividiret die Summe mit 43200. Wann                                 nun die Divi&#x017F;ion ge&#x017F;chehen,<lb/>
und der Re&#x017F;t, oder die Differenz                                 zwi&#x017F;chen dem Re&#x017F;t und dem Divi&#x017F;or kleiner<lb/>
als die Zahl 2800.                                 i&#x017F;t, &#x017F;o wird eine Mondsfin&#x017F;terniß &#x017F;ich zeigen. Die Son-
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0305] reſpondirenden gemeinen Monaten und ungefehr die Stunden, auf dem Rande der untern Scheibe finden. Es iſt zu merken, daß die Rechnungen derEpochentabell nach den mittlern Zeiten der Neumonden gerichtet ſeyen, welche allezeit gleiche Bewegungen der Sonne und des Monds ſupponiren; ſo findet ſich demnach einige Diffe- renz hierbey mit der ſcheinbaren Zeit der Neu - und Vollmonde und der Finſterniſſen ein, als wir ſolche aus der Erde ſehen, gleichwie ſie in denen Ephemeriden angedeutet worden. Die eigene Bewegungen der Sonne, des Monds wie auch der andern Planeten, kommen uns bald geſchwinder, bald langſamer vor. Dieſe ſchein- bare Ungleichheit entſtehet zum Theil aus dem, daß lhre Laufkreiſe nicht mit der Erde concentriſch ſeyen, zum Theil aber, daß die ungleiche Bögen der Ekliptik, welche gegen den Aequator ſchräg laufet, nicht allezeit mit gleichen Theilen des Aequators durch den Mittagszirket gehen. Die Sternkundige haben ſich, um ihre Rechnungen zu erleichtern, eine Bewegung concipiret, welche ſie die mittlere oder gleiche Bewegung nennen, und dabey ſupponiret, daß die Planeten zu gleichen Zeiten gleiche Bögen in ihren Laufbahnen be- ſchreiben. Die Zeit, welche ſie eine wahre oder ſcheinbare nennen, iſt das Maaß der wahren oder ſcheinbaren Bewegung, und die Mittelzeit iſt das Maaß der Mitteibewegung. Sie haben auch Regeln ausgefunden, um die mittlere Zeit in die wahre oder ſcheinbare zu reduciren, und wiederum im Gegentheil die wahre oder ſcheinbare Zeit in die mittlere zu verwandeln. Nach der Rechnung zu finden, ob ein Neu-oder Vollmond ekliptiſch ſeyn werde. Was die Neumonden anlanget, multipliciret man mit 7361. die Zahl der completen lunariſchen Monate von demjenlgen an, das an dem 8. Januari 1710. nach dem gregorianiſchen Calender angefangen, biß auf dasjenige, das man eraminiret, addiret zu dem Product die Zahl 33890. und dividiret die Summe mit 43200. nach dieſer Diviſion, ohne einiges Abſehen auf den Quotienten zu haben, eraminiret man den Reſt oder die Differenz zwiſchen dem Diviſor und dem Reſt; dann ſo einer oder der andere kleiner iſt, dann die Zahl 4060. wird ſich eine Sonnenfinſterniß ereignen. Wann aber von einem Vollmonde gehandelt wird, ſo multipliciret man gleichfalls mit 7361. die Zahl der completen lunariſchen Monate von demjenigen an, das an dem 8. Jan. 1701. angefangen, biß auf den Neu- mond, den man eraminiret, hergegangen, addiret zu dem Product 37326. und dividiret die Summe mit 43200. Wann nun die Diviſion geſchehen, und der Reſt, oder die Differenz zwiſchen dem Reſt und dem Diviſor kleiner als die Zahl 2800. iſt, ſo wird eine Mondsfinſterniß ſich zeigen. Die Son-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/305
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/305>, abgerufen am 30.12.2024.