Wann man die Mittagshöhe zwener Fixsterne, welche entweder gleich ober nur etwas voneinander unterschieden ist, beobachtet, daß einer gegen Mitternacht, und der andere gegen Mittag stehet, und von anderswo schon ihre Declination bekannt hat, so kann die Refraction, welche dem Grad der Höhe von besagten Sternen zukommet, wie auch die wahre Höhe des Pols oder des Aequators an dem Orte der gehaltenen Beobachtung ge- funden werden.
Wann nun nach dem vorhergehenden Unterricht die scheinbare Mit- tagshöhe eines Sterns um den Pol herum observiret worden, addiret man zu solcher, oder subtrahiret davon das Complement der Declination des besagten Sterns, so wird die scheinbare Höhe des Pols zu haben seyn. Man wird auch aus eben dem Grund die scheinbare Höhe des Aequators mit Beyhülse der Mittagshöhe eines Sterns, der um den Aequator her- um stehet, überkommen, indeme man die Declination entweder addiret oder subtrahiret.
So man nun hernach die gesundene Höhen des Aequators und des Pols zusammen addiret, wird die Summe davon allezeit grösser als ein Qua- drant seyn; Wann nun 90. Grad von dieser Summe abgezogen werden, wird der Rest das doppelte von der Refraction eines und des andern in glei- cher Höhe observirten Sterns seyn, diese Refraction nun von besagter schein- baren Höhe des Pols oder des Aequators abgezogen, wird sodann ihre wahre Höhe geben.
Exempel.
Es seye die observirte Mittagshöhe eines Sterns unter dem mittes- nächtigem Pol 30. Grad und 15. Minuten groß, das Complement von der Declination dieses Sterns seye 5. Grad, dessen scheinbare Polhöhe also 35. Grad, 15. Minuten seyn wird.
Es seye gleichfalls die observirte scheinbare Mittagshöhe eines andern Sterns um den Aequator herum 30. Grad, 40. Minuten, und seine mittägige Declination 24. Grad, 9. Minuten, woraus man dann die schein- bare Höhe des Aequators von 54. Graden und 49. Minuten finden wird. Muß demnach die Summe der gesundenen Höhe des Pols und Aequators allhier 90. Grad und 4. Minuten seyn, wovon 90. Grad subtrahiret, 4. Mi- nutenübrig bleiben, welches das doppelte von der Resraction bey der Hö- he von 30. Graden und 28. Minuten, das ungefehr das Mittel zwischen denen gefundenen Höhen ist, seyn wird; solchemnach ist bey der Höhe von
Von denen Strahlenbrechungen.
Wann man die Mittagshöhe zwener Fixſterne, welche entweder gleich ober nur etwas voneinander unterſchieden iſt, beobachtet, daß einer gegen Mitternacht, und der andere gegen Mittag ſtehet, und von anderswo ſchon ihre Declination bekannt hat, ſo kann die Refraction, welche dem Grad der Höhe von beſagten Sternen zukommet, wie auch die wahre Höhe des Pols oder des Aequators an dem Orte der gehaltenen Beobachtung ge- funden werden.
Wann nun nach dem vorhergehenden Unterricht die ſcheinbare Mit- tagshöhe eines Sterns um den Pol herum obſerviret worden, addiret man zu ſolcher, oder ſubtrahiret davon das Complement der Declination des beſagten Sterns, ſo wird die ſcheinbare Höhe des Pols zu haben ſeyn. Man wird auch aus eben dem Grund die ſcheinbare Höhe des Aequators mit Beyhülſe der Mittagshöhe eines Sterns, der um den Aequator her- um ſtehet, überkommen, indeme man die Declination entweder addiret oder ſubtrahiret.
So man nun hernach die geſundene Höhen des Aequators und des Pols zuſammen addiret, wird die Summe davon allezeit gröſſer als ein Qua- drant ſeyn; Wann nun 90. Grad von dieſer Summe abgezogen werden, wird der Reſt das doppelte von der Refraction eines und des andern in glei- cher Höhe obſervirten Sterns ſeyn, dieſe Refraction nun von beſagter ſchein- baren Höhe des Pols oder des Aequators abgezogen, wird ſodann ihre wahre Höhe geben.
Exempel.
Es ſeye die obſervirte Mittagshöhe eines Sterns unter dem mittes- nächtigem Pol 30. Grad und 15. Minuten groß, das Complement von der Declination dieſes Sterns ſeye 5. Grad, deſſen ſcheinbare Polhöhe alſo 35. Grad, 15. Minuten ſeyn wird.
Es ſeye gleichfalls die obſervirte ſcheinbare Mittagshöhe eines andern Sterns um den Aequator herum 30. Grad, 40. Minuten, und ſeine mittägige Declination 24. Grad, 9. Minuten, woraus man dann die ſchein- bare Höhe des Aequators von 54. Graden und 49. Minuten finden wird. Muß demnach die Summe der geſundenen Höhe des Pols und Aequators allhier 90. Grad und 4. Minuten ſeyn, wovon 90. Grad ſubtrahiret, 4. Mi- nutenübrig bleiben, welches das doppelte von der Reſraction bey der Hö- he von 30. Graden und 28. Minuten, das ungefehr das Mittel zwiſchen denen gefundenen Höhen iſt, ſeyn wird; ſolchemnach iſt bey der Höhe von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0282"n="260"/></div><divn="3"><head>Von denen Strahlenbrechungen.</head><lb/><p>Wann man die Mittagshöhe zwener Fixſterne, welche entweder gleich<lb/>
ober nur etwas voneinander unterſchieden iſt, beobachtet, daß einer gegen<lb/>
Mitternacht, und der andere gegen Mittag ſtehet, und von anderswo<lb/>ſchon ihre Declination bekannt hat, ſo kann die Refraction, welche dem<lb/>
Grad der Höhe von beſagten Sternen zukommet, wie auch die wahre Höhe<lb/>
des Pols oder des Aequators an dem Orte der gehaltenen Beobachtung ge-<lb/>
funden werden. </p><p>Wann nun nach dem vorhergehenden Unterricht die ſcheinbare Mit-<lb/>
tagshöhe eines Sterns um den Pol herum obſerviret worden, addiret<lb/>
man zu ſolcher, oder ſubtrahiret davon das Complement der Declination<lb/>
des beſagten Sterns, ſo wird die ſcheinbare Höhe des Pols zu haben ſeyn.<lb/>
Man wird auch aus eben dem Grund die ſcheinbare Höhe des Aequators<lb/>
mit Beyhülſe der Mittagshöhe eines Sterns, der um den Aequator her-<lb/>
um ſtehet, überkommen, indeme man die Declination entweder addiret<lb/>
oder ſubtrahiret. </p><p>So man nun hernach die geſundene Höhen des Aequators und des<lb/>
Pols zuſammen addiret, wird die Summe davon allezeit gröſſer als ein Qua-<lb/>
drant ſeyn; Wann nun 90. Grad von dieſer Summe abgezogen werden,<lb/>
wird der Reſt das doppelte von der Refraction eines und des andern in glei-<lb/>
cher Höhe obſervirten Sterns ſeyn, dieſe Refraction nun von beſagter ſchein-<lb/>
baren Höhe des Pols oder des Aequators abgezogen, wird ſodann ihre wahre<lb/>
Höhe geben. </p></div><divn="3"><head>Exempel.</head><lb/><p>Es ſeye die obſervirte Mittagshöhe eines Sterns unter dem mittes-<lb/>
nächtigem Pol 30. Grad und 15. Minuten groß, das Complement von der<lb/>
Declination dieſes Sterns ſeye 5. Grad, deſſen ſcheinbare Polhöhe alſo 35.<lb/>
Grad, 15. Minuten ſeyn wird. </p><p>Es ſeye gleichfalls die obſervirte ſcheinbare Mittagshöhe eines andern<lb/>
Sterns um den Aequator herum 30. Grad, 40. Minuten, und ſeine<lb/>
mittägige Declination 24. Grad, 9. Minuten, woraus man dann die ſchein-<lb/>
bare Höhe des Aequators von 54. Graden und 49. Minuten finden wird.<lb/>
Muß demnach die Summe der geſundenen Höhe des Pols und Aequators<lb/>
allhier 90. Grad und 4. Minuten ſeyn, wovon 90. Grad ſubtrahiret, 4. Mi-<lb/>
nutenübrig bleiben, welches das doppelte von der Reſraction bey der Hö-<lb/>
he von 30. Graden und 28. Minuten, das ungefehr das Mittel zwiſchen<lb/>
denen gefundenen Höhen iſt, ſeyn wird; ſolchemnach iſt bey der Höhe von
</p></div></div></div></body></text></TEI>
[260/0282]
Von denen Strahlenbrechungen.
Wann man die Mittagshöhe zwener Fixſterne, welche entweder gleich
ober nur etwas voneinander unterſchieden iſt, beobachtet, daß einer gegen
Mitternacht, und der andere gegen Mittag ſtehet, und von anderswo
ſchon ihre Declination bekannt hat, ſo kann die Refraction, welche dem
Grad der Höhe von beſagten Sternen zukommet, wie auch die wahre Höhe
des Pols oder des Aequators an dem Orte der gehaltenen Beobachtung ge-
funden werden.
Wann nun nach dem vorhergehenden Unterricht die ſcheinbare Mit-
tagshöhe eines Sterns um den Pol herum obſerviret worden, addiret
man zu ſolcher, oder ſubtrahiret davon das Complement der Declination
des beſagten Sterns, ſo wird die ſcheinbare Höhe des Pols zu haben ſeyn.
Man wird auch aus eben dem Grund die ſcheinbare Höhe des Aequators
mit Beyhülſe der Mittagshöhe eines Sterns, der um den Aequator her-
um ſtehet, überkommen, indeme man die Declination entweder addiret
oder ſubtrahiret.
So man nun hernach die geſundene Höhen des Aequators und des
Pols zuſammen addiret, wird die Summe davon allezeit gröſſer als ein Qua-
drant ſeyn; Wann nun 90. Grad von dieſer Summe abgezogen werden,
wird der Reſt das doppelte von der Refraction eines und des andern in glei-
cher Höhe obſervirten Sterns ſeyn, dieſe Refraction nun von beſagter ſchein-
baren Höhe des Pols oder des Aequators abgezogen, wird ſodann ihre wahre
Höhe geben.
Exempel.
Es ſeye die obſervirte Mittagshöhe eines Sterns unter dem mittes-
nächtigem Pol 30. Grad und 15. Minuten groß, das Complement von der
Declination dieſes Sterns ſeye 5. Grad, deſſen ſcheinbare Polhöhe alſo 35.
Grad, 15. Minuten ſeyn wird.
Es ſeye gleichfalls die obſervirte ſcheinbare Mittagshöhe eines andern
Sterns um den Aequator herum 30. Grad, 40. Minuten, und ſeine
mittägige Declination 24. Grad, 9. Minuten, woraus man dann die ſchein-
bare Höhe des Aequators von 54. Graden und 49. Minuten finden wird.
Muß demnach die Summe der geſundenen Höhe des Pols und Aequators
allhier 90. Grad und 4. Minuten ſeyn, wovon 90. Grad ſubtrahiret, 4. Mi-
nutenübrig bleiben, welches das doppelte von der Reſraction bey der Hö-
he von 30. Graden und 28. Minuten, das ungefehr das Mittel zwiſchen
denen gefundenen Höhen iſt, ſeyn wird; ſolchemnach iſt bey der Höhe von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
ECHO: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-10-09T11:08:35Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-10-09T11:08:35Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Der Zeilenfall wurde beibehalten.
Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/282>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.