Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite
Das achte Capitel.
Von dem Gebrauche der obbemeldeten mathemati-
schen Instrumenten, wann sie bey Befestigung der Plätze
appliciret werden.

Die Befestigungskunst ist eine Wissenschaft, darinnen angewiesen wird,
wie man einen Ort in einen solchen Stand setzen soll, daraus man mit
wenig Volk einer zimlichen Armee einen Widerstand vortheilhaftig
zu thun verinag.

Die Maximen, welche zum Grunde in der Fortification dienen, sind
gewiese Generalregeln, die so wohl aus der Vernunft als der Erfahrung
hergehohlet, und vor denen Ingenieuren dargegeben worden, wovon wir in
dem folgenden ein mehrers abhandeln werden.

Ein Oberingenieur stellet zuvörderst, nachdeme er die Weitschaft
und das Lager eines Orts, den er zu befestigen gedenkt, wohl explorirt
hat, sein Dessein nicht nur allein in einem Grundriß, sondern auch in ei-
nem Profil (wie aus der beygefügten Kupfertabell zu ersehen ist) dar, und
füget diesem, wie insgemein gebräuchlich ist, einen Bericht oder Instru-
ction bey, in welchem er von der Anordnung und Beschaffenheit der Baum-
aterialien, deren die Arbeiter dabey benöthiget sind, handelt; darauf
machet der Ingenieur, nachdeme man die besagte Arbeiter die Beschaf-
fenheit der Erde in verschiedenen Gegenden des vorgegebenen Orts hat un-
tersuchen lassen; mit selbigen einen Accord, was vor eine jede cubische
Ruthe, oder vor jede cubische Halbruthe oder Französische Tolse bey ihrer
Arbeit zu bezahlen seye, und dann einen Ueberschlag, damit man die Unko-
sten, die zu solchem Werk erfordert werden, die Anzahl der hierzu benöthig-
ten Arbeiter, und die Zeit, die man dazu braucht, bis solches zu Stand kom-
met, ungefehr wissen möge.

Tab. XIV.
b.

Der Plan oder der Grundriß bestehet aus unterschiedlichen Linien, die
horizontal oder wasserpaß um den Umfang des Orts gezogen werden.
Dieser Riß begreifet viele Linien in sich, die mit einander parallel laufen. Der
Hauptumriß, der etwas stärker als die andern soll gezogen werden, stellet
den Hauptumfang des Orts zwischen dem Wall und dem Graben vor;
man mag auch aus solchem Riß und seinem beygefügten Maaßstabe so wohl die
Länge als Breite aller Werker, welche die Fortification ausmachen, er-
lernen.

Tab. XIV.
b.
Fig. I.

Ein Profil oder Durch schnitt giebet die considerabelste Umzüge dar, die sich
auf einer ebenen Fläche, so eine andere alle Werke mitten durch verticaliter
durchschneiden und von einander separiren sollte, präsentiren; Man pfleget sich
bey diesem eines weit grössern Maaßstabes dann bey den Grundrissen zu be-

Das achte Capitel.
Von dem Gebrauche der obbemeldeten mathemati-
ſchen Inſtrumenten, wann ſie bey Befeſtigung der Plätze
appliciret werden.

Die Befeſtigungskunſt iſt eine Wiſſenſchaft, darinnen angewieſen wird,
wie man einen Ort in einen ſolchen Stand ſetzen ſoll, daraus man mit
wenig Volk einer zimlichen Armee einen Widerſtand vortheilhaftig
zu thun verinag.

Die Maximen, welche zum Grunde in der Fortification dienen, ſind
gewieſe Generalregeln, die ſo wohl aus der Vernunft als der Erfahrung
hergehohlet, und vor denen Ingenieuren dargegeben worden, wovon wir in
dem folgenden ein mehrers abhandeln werden.

Ein Oberingenieur ſtellet zuvörderſt, nachdeme er die Weitſchaft
und das Lager eines Orts, den er zu befeſtigen gedenkt, wohl explorirt
hat, ſein Deſſein nicht nur allein in einem Grundriß, ſondern auch in ei-
nem Profil (wie aus der beygefügten Kupfertabell zu erſehen iſt) dar, und
füget dieſem, wie insgemein gebräuchlich iſt, einen Bericht oder Inſtru-
ction bey, in welchem er von der Anordnung und Beſchaffenheit der Baum-
aterialien, deren die Arbeiter dabey benöthiget ſind, handelt; darauf
machet der Ingenieur, nachdeme man die beſagte Arbeiter die Beſchaf-
fenheit der Erde in verſchiedenen Gegenden des vorgegebenen Orts hat un-
terſuchen laſſen; mit ſelbigen einen Accord, was vor eine jede cubiſche
Ruthe, oder vor jede cubiſche Halbruthe oder Franzöſiſche Tolſe bey ihrer
Arbeit zu bezahlen ſeye, und dann einen Ueberſchlag, damit man die Unko-
ſten, die zu ſolchem Werk erfordert werden, die Anzahl der hierzu benöthig-
ten Arbeiter, und die Zeit, die man dazu braucht, bis ſolches zu Stand kom-
met, ungefehr wiſſen möge.

Tab. XIV.
b.

Der Plan oder der Grundriß beſtehet aus unterſchiedlichen Linien, die
horizontal oder waſſerpaß um den Umfang des Orts gezogen werden.
Dieſer Riß begreifet viele Linien in ſich, die mit einander parallel laufen. Der
Hauptumriß, der etwas ſtärker als die andern ſoll gezogen werden, ſtellet
den Hauptumfang des Orts zwiſchen dem Wall und dem Graben vor;
man mag auch aus ſolchem Riß und ſeinem beygefügten Maaßſtabe ſo wohl die
Länge als Breite aller Werker, welche die Fortification ausmachen, er-
lernen.

Tab. XIV.
b.
Fig. I.

Ein Profil oder Durch ſchnitt giebet die conſiderabelſte Umzüge dar, die ſich
auf einer ebenen Fläche, ſo eine andere alle Werke mitten durch verticaliter
durchſchneiden und von einander ſepariren ſollte, präſentiren; Man pfleget ſich
bey dieſem eines weit gröſſern Maaßſtabes dann bey den Grundriſſen zu be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <pb facs="#f0207" n="185"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Das achte Capitel.</head><lb/>
          <head>Von dem Gebrauche der obbemeldeten mathemati-<lb/>
&#x017F;chen In&#x017F;trumenten,                             wann &#x017F;ie bey Befe&#x017F;tigung der Plätze<lb/>
appliciret werden.</head><lb/>
          <p>Die Befe&#x017F;tigungskun&#x017F;t i&#x017F;t eine Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, darinnen angewie&#x017F;en wird,<lb/>
wie man einen Ort in einen &#x017F;olchen Stand &#x017F;etzen &#x017F;oll, daraus man                             mit<lb/>
wenig Volk einer zimlichen Armee einen Wider&#x017F;tand                             vortheilhaftig<lb/>
zu thun verinag. </p>
          <p>Die Maximen, welche zum Grunde in der Fortification dienen, &#x017F;ind<lb/>
gewie&#x017F;e Generalregeln, die &#x017F;o wohl aus der Vernunft als der                             Erfahrung<lb/>
hergehohlet, und vor denen Ingenieuren dargegeben worden,                             wovon wir in<lb/>
dem folgenden ein mehrers abhandeln werden. </p>
          <p>Ein Oberingenieur &#x017F;tellet zuvörder&#x017F;t, nachdeme er die Weit&#x017F;chaft<lb/>
und                             das Lager eines Orts, den er zu befe&#x017F;tigen gedenkt, wohl explorirt<lb/>
hat, &#x017F;ein De&#x017F;&#x017F;ein nicht nur allein in einem Grundriß, &#x017F;ondern auch                             in ei-<lb/>
nem Profil (wie aus der beygefügten Kupfertabell zu er&#x017F;ehen                             i&#x017F;t) dar, und<lb/>
füget die&#x017F;em, wie insgemein gebräuchlich i&#x017F;t, einen                             Bericht oder In&#x017F;tru-<lb/>
ction bey, in welchem er von der Anordnung und                             Be&#x017F;chaffenheit der Baum-<lb/>
aterialien, deren die Arbeiter dabey                             benöthiget &#x017F;ind, handelt; darauf<lb/>
machet der Ingenieur, nachdeme man                             die be&#x017F;agte Arbeiter die Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit der Erde in ver&#x017F;chiedenen                             Gegenden des vorgegebenen Orts hat un-<lb/>
ter&#x017F;uchen la&#x017F;&#x017F;en; mit                             &#x017F;elbigen einen Accord, was vor eine jede cubi&#x017F;che<lb/>
Ruthe, oder vor                             jede cubi&#x017F;che Halbruthe oder Franzö&#x017F;i&#x017F;che Tol&#x017F;e bey ihrer<lb/>
Arbeit zu                             bezahlen &#x017F;eye, und dann einen Ueber&#x017F;chlag, damit man die Unko-<lb/>
&#x017F;ten,                             die zu &#x017F;olchem Werk erfordert werden, die Anzahl der hierzu                             benöthig-<lb/>
ten Arbeiter, und die Zeit, die man dazu braucht, bis                             &#x017F;olches zu Stand kom-<lb/>
met, ungefehr wi&#x017F;&#x017F;en möge. </p>
          <note place="right">Tab. XIV.<lb/>
b.</note>
          <p>Der Plan oder der Grundriß be&#x017F;tehet aus unter&#x017F;chiedlichen Linien, die<lb/>
horizontal oder wa&#x017F;&#x017F;erpaß um den Umfang des Orts gezogen werden.<lb/>
Die&#x017F;er Riß begreifet viele Linien in &#x017F;ich, die mit einander                             parallel laufen. Der<lb/>
Hauptumriß, der etwas &#x017F;tärker als die andern                             &#x017F;oll gezogen werden, &#x017F;tellet<lb/>
den Hauptumfang des Orts zwi&#x017F;chen dem                             Wall und dem Graben vor;<lb/>
man mag auch aus &#x017F;olchem Riß und &#x017F;einem                             beygefügten Maaß&#x017F;tabe &#x017F;o wohl die<lb/>
Länge als Breite aller Werker,                             welche die Fortification ausmachen, er-<lb/>
lernen. </p>
          <note place="right">Tab. XIV.<lb/>
b.<lb/>
Fig. I.</note>
          <p>Ein Profil oder Durch &#x017F;chnitt giebet die con&#x017F;iderabel&#x017F;te Umzüge dar, die                             &#x017F;ich<lb/>
auf einer ebenen Fläche, &#x017F;o eine andere alle Werke mitten                             durch verticaliter<lb/>
durch&#x017F;chneiden und von einander &#x017F;epariren                             &#x017F;ollte, prä&#x017F;entiren; Man pfleget &#x017F;ich<lb/>
bey die&#x017F;em eines weit                             grö&#x017F;&#x017F;ern Maaß&#x017F;tabes dann bey den Grundri&#x017F;&#x017F;en zu be-
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0207] Das achte Capitel. Von dem Gebrauche der obbemeldeten mathemati- ſchen Inſtrumenten, wann ſie bey Befeſtigung der Plätze appliciret werden. Die Befeſtigungskunſt iſt eine Wiſſenſchaft, darinnen angewieſen wird, wie man einen Ort in einen ſolchen Stand ſetzen ſoll, daraus man mit wenig Volk einer zimlichen Armee einen Widerſtand vortheilhaftig zu thun verinag. Die Maximen, welche zum Grunde in der Fortification dienen, ſind gewieſe Generalregeln, die ſo wohl aus der Vernunft als der Erfahrung hergehohlet, und vor denen Ingenieuren dargegeben worden, wovon wir in dem folgenden ein mehrers abhandeln werden. Ein Oberingenieur ſtellet zuvörderſt, nachdeme er die Weitſchaft und das Lager eines Orts, den er zu befeſtigen gedenkt, wohl explorirt hat, ſein Deſſein nicht nur allein in einem Grundriß, ſondern auch in ei- nem Profil (wie aus der beygefügten Kupfertabell zu erſehen iſt) dar, und füget dieſem, wie insgemein gebräuchlich iſt, einen Bericht oder Inſtru- ction bey, in welchem er von der Anordnung und Beſchaffenheit der Baum- aterialien, deren die Arbeiter dabey benöthiget ſind, handelt; darauf machet der Ingenieur, nachdeme man die beſagte Arbeiter die Beſchaf- fenheit der Erde in verſchiedenen Gegenden des vorgegebenen Orts hat un- terſuchen laſſen; mit ſelbigen einen Accord, was vor eine jede cubiſche Ruthe, oder vor jede cubiſche Halbruthe oder Franzöſiſche Tolſe bey ihrer Arbeit zu bezahlen ſeye, und dann einen Ueberſchlag, damit man die Unko- ſten, die zu ſolchem Werk erfordert werden, die Anzahl der hierzu benöthig- ten Arbeiter, und die Zeit, die man dazu braucht, bis ſolches zu Stand kom- met, ungefehr wiſſen möge. Der Plan oder der Grundriß beſtehet aus unterſchiedlichen Linien, die horizontal oder waſſerpaß um den Umfang des Orts gezogen werden. Dieſer Riß begreifet viele Linien in ſich, die mit einander parallel laufen. Der Hauptumriß, der etwas ſtärker als die andern ſoll gezogen werden, ſtellet den Hauptumfang des Orts zwiſchen dem Wall und dem Graben vor; man mag auch aus ſolchem Riß und ſeinem beygefügten Maaßſtabe ſo wohl die Länge als Breite aller Werker, welche die Fortification ausmachen, er- lernen. Ein Profil oder Durch ſchnitt giebet die conſiderabelſte Umzüge dar, die ſich auf einer ebenen Fläche, ſo eine andere alle Werke mitten durch verticaliter durchſchneiden und von einander ſepariren ſollte, präſentiren; Man pfleget ſich bey dieſem eines weit gröſſern Maaßſtabes dann bey den Grundriſſen zu be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/207
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/207>, abgerufen am 21.11.2024.