Mit der Boussole oder dem Compaß einen Winkel auf der Erden zu messen.
Es seye der Winkei D A E zu messen gegeben: man setze nach der Länge einer von den Linien, die den Winkel machen, zum Exempel nach der Länge der Linie A D, die Seite des Compasses, wo das Zeichen von Mit- ternacht ist, an, und lasse die Nadel auf ihrem spizigen Stift frey schwe- ben, wann solche still stehet, gibt man acht, was vor eine Zahl der Grade mit der Spitze der Nadel, die Mitternacht andeutet, überein treffe: Wann man nun solche, zum Exempel, von 80. Graden befindet, wird die Ab- weichung der besagten Linie auch von eben so vielen Graden seyn. Man nimmt hernach auf eben die Manier die Abweichung der Linie A E, welche wir 215. Grad groß supponiren wollen, ziehet die kleine Zahl 80. von der grösten 215. ab, so wird 135. übrlg bleiben, die man 180. abziehen muß, der lezte Rest wird 45. Grad für die Grösse des zum Messen vorgegebenen Winkels geben.
Tab. XIV. Fig. 2.
Wann aber die Abweichung der Linie A D zum Exempel nur 30. Grad wäre, und diejenige der Linie A F 265, würde der Unterschied dieser zwoen Abweichungen, die 235. ist, gar zu groß seyn, daß sie könnte von 180. abgezo- gen werden, so müste man demnach in diesem Fall 180 von der grösten Zahl 235. abziehen, so wird der Rest die Grösse des vorgegebenen Winkels seyn.
Wann man mit der Boussole die Winkel abmisset, ist es auch nö- thig, einige Absicht auf die Abweichung der gestrichenen Magnetnadel zu haben, weilen diese Veränderung allezeit einerley in allerhand Stellun- gen der Nadel seyn wird, wofern nicht etwan ein Eisen sich dabey findet, wel- ches diese Abweichung verursachte, und wann man den Compaß nicht genau an die Flächen stellen kann, wird es schon genug seyn, solchen recht parallel zu stellen, wie es die Figur zeiget, so wird er eben das prästiren.
Dritter Nutz.
Einen Wald, einen Morast, einen Weg mit seinen Ab- oder Nebenwegen in Grund zu legen.
Es seye gegeben ein Morast oder Teich ABCDE den man in Grund legen soll, und in welchen man nicht hinein gehen kann; bey diesen und dergleichen Ver- richtungen müssen auf der Boussole zwey unbewegliche Absehen über der Linie, die von Mitternacht gegen Mittag gehet, angerichtet werden. Man läs-
Zweyter Nutz.
Mit der Bouſſole oder dem Compaß einen Winkel auf der Erden zu meſſen.
Es ſeye der Winkei D A E zu meſſen gegeben: man ſetze nach der Länge einer von den Linien, die den Winkel machen, zum Exempel nach der Länge der Linie A D, die Seite des Compaſſes, wo das Zeichen von Mit- ternacht iſt, an, und laſſe die Nadel auf ihrem ſpizigen Stift frey ſchwe- ben, wann ſolche ſtill ſtehet, gibt man acht, was vor eine Zahl der Grade mit der Spitze der Nadel, die Mitternacht andeutet, überein treffe: Wann man nun ſolche, zum Exempel, von 80. Graden befindet, wird die Ab- weichung der beſagten Linie auch von eben ſo vielen Graden ſeyn. Man nimmt hernach auf eben die Manier die Abweichung der Linie A E, welche wir 215. Grad groß ſupponiren wollen, ziehet die kleine Zahl 80. von der gröſten 215. ab, ſo wird 135. übrlg bleiben, die man 180. abziehen muß, der lezte Reſt wird 45. Grad für die Gröſſe des zum Meſſen vorgegebenen Winkels geben.
Tab. XIV. Fig. 2.
Wann aber die Abweichung der Linie A D zum Exempel nur 30. Grad wäre, und diejenige der Linie A F 265, würde der Unterſchied dieſer zwoen Abweichungen, die 235. iſt, gar zu groß ſeyn, daß ſie könnte von 180. abgezo- gen werden, ſo müſte man demnach in dieſem Fall 180 von der gröſten Zahl 235. abziehen, ſo wird der Reſt die Gröſſe des vorgegebenen Winkels ſeyn.
Wann man mit der Bouſſole die Winkel abmiſſet, iſt es auch nö- thig, einige Abſicht auf die Abweichung der geſtrichenen Magnetnadel zu haben, weilen dieſe Veränderung allezeit einerley in allerhand Stellun- gen der Nadel ſeyn wird, wofern nicht etwan ein Eiſen ſich dabey findet, wel- ches dieſe Abweichung verurſachte, und wann man den Compaß nicht genau an die Flächen ſtellen kann, wird es ſchon genug ſeyn, ſolchen recht parallel zu ſtellen, wie es die Figur zeiget, ſo wird er eben das präſtiren.
Dritter Nutz.
Einen Wald, einen Moraſt, einen Weg mit ſeinen Ab- oder Nebenwegen in Grund zu legen.
Es ſeye gegeben ein Moraſt oder Teich ABCDE den man in Grund legen ſoll, und in welchen man nicht hinein gehen kann; bey dieſen und dergleichen Ver- richtungen müſſen auf der Bouſſole zwey unbewegliche Abſehen über der Linie, die von Mitternacht gegen Mittag gehet, angerichtet werden. Man läſ-
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Zweyter Nutz.
Mit der Bouſſole oder dem Compaß einen Winkel auf
der Erden zu meſſen.
Es ſeye der Winkei D A E zu meſſen gegeben: man ſetze nach der
Länge einer von den Linien, die den Winkel machen, zum Exempel nach der
Länge der Linie A D, die Seite des Compaſſes, wo das Zeichen von Mit-
ternacht iſt, an, und laſſe die Nadel auf ihrem ſpizigen Stift frey ſchwe-
ben, wann ſolche ſtill ſtehet, gibt man acht, was vor eine Zahl der Grade
mit der Spitze der Nadel, die Mitternacht andeutet, überein treffe: Wann
man nun ſolche, zum Exempel, von 80. Graden befindet, wird die Ab-
weichung der beſagten Linie auch von eben ſo vielen Graden ſeyn. Man
nimmt hernach auf eben die Manier die Abweichung der Linie A E, welche
wir 215. Grad groß ſupponiren wollen, ziehet die kleine Zahl 80. von der
gröſten 215. ab, ſo wird 135. übrlg bleiben, die man 180. abziehen muß,
der lezte Reſt wird 45. Grad für die Gröſſe des zum Meſſen vorgegebenen
Winkels geben.
Wann aber die Abweichung der Linie A D zum Exempel nur 30. Grad
wäre, und diejenige der Linie A F 265, würde der Unterſchied dieſer zwoen
Abweichungen, die 235. iſt, gar zu groß ſeyn, daß ſie könnte von 180. abgezo-
gen werden, ſo müſte man demnach in dieſem Fall 180 von der gröſten Zahl
235. abziehen, ſo wird der Reſt die Gröſſe des vorgegebenen Winkels ſeyn.
Wann man mit der Bouſſole die Winkel abmiſſet, iſt es auch nö-
thig, einige Abſicht auf die Abweichung der geſtrichenen Magnetnadel
zu haben, weilen dieſe Veränderung allezeit einerley in allerhand Stellun-
gen der Nadel ſeyn wird, wofern nicht etwan ein Eiſen ſich dabey findet, wel-
ches dieſe Abweichung verurſachte, und wann man den Compaß nicht genau
an die Flächen ſtellen kann, wird es ſchon genug ſeyn, ſolchen recht parallel zu
ſtellen, wie es die Figur zeiget, ſo wird er eben das präſtiren.
Dritter Nutz.
Einen Wald, einen Moraſt, einen Weg mit ſeinen Ab-
oder Nebenwegen in Grund zu legen.
Es ſeye gegeben ein Moraſt oder Teich ABCDE den man in Grund legen ſoll,
und in welchen man nicht hinein gehen kann; bey dieſen und dergleichen Ver-
richtungen müſſen auf der Bouſſole zwey unbewegliche Abſehen über der Linie,
die von Mitternacht gegen Mittag gehet, angerichtet werden. Man läſ-
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/204>, abgerufen am 03.12.2024.
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