Schalckheit gesehen, und erkannt hatte, so hatte er doch nach der Zeit eine Weile noch immer erbarmende Liebe vor ihn, so daß er ihm aus Commiseration noch dann und wann ein All- mosen schickte, weil er gantz verarmet war. Er war es aber kaum werth. Denn der thö- richte Kerl unterstund sich so gar zu prophezeyen, es traff aber sehr schlecht ein, was er vorher sagte. Mein Famulus hatte ihn einst gefra- get, was er von mir hielte; und in kurtzem sendete er ihm sein Urtheil, und Gutachten schrifftlich zu, welches mir eingehändiget, und zu lesen communiciret wurde. Er schrieb, er habe mich seiner Sophie aufgeopffert, und befunden, daß ich ein Babels-Knecht sey; und daß dem also sey, so solten wir das zum Zeichen haben; Jn zwey Jahren solte gantz Sachsen-Land in vollen Krieges-Flammen ste- hen, und gäntzlich verwüstet werden.
Anno 1715. §. 128.
Nun komme ich auf die 5. allerängstlichsten und betrübtesten Jahre meines Lebens, nemlich von 1715. bis 1720, unter welchen sonderlich das 1717. das merckwürdigste, weil darinnen solche Plagen ausgestanden, welche ich, ob sie wol dem langwierigen Anhalten nach mit den andern nicht zu
ver-
wieder befreyet worden.
Schalckheit geſehen, und erkannt hatte, ſo hatte er doch nach der Zeit eine Weile noch immer erbarmende Liebe vor ihn, ſo daß er ihm aus Commiſeration noch dann und wann ein All- moſen ſchickte, weil er gantz verarmet war. Er war es aber kaum werth. Denn der thoͤ- richte Kerl unterſtund ſich ſo gar zu prophezeyen, es traff aber ſehr ſchlecht ein, was er vorher ſagte. Mein Famulus hatte ihn einſt gefra- get, was er von mir hielte; und in kurtzem ſendete er ihm ſein Urtheil, und Gutachten ſchrifftlich zu, welches mir eingehaͤndiget, und zu leſen communiciret wurde. Er ſchrieb, er habe mich ſeiner Sophie aufgeopffert, und befunden, daß ich ein Babels-Knecht ſey; und daß dem alſo ſey, ſo ſolten wir das zum Zeichen haben; Jn zwey Jahren ſolte gantz Sachſen-Land in vollen Krieges-Flammen ſte- hen, und gaͤntzlich verwuͤſtet werden.
Anno 1715. §. 128.
Nun komme ich auf die 5. alleraͤngſtlichſten und betruͤbteſten Jahre meines Lebens, nemlich von 1715. bis 1720, unter welchen ſonderlich das 1717. das merckwuͤrdigſte, weil darinnen ſolche Plagen ausgeſtanden, welche ich, ob ſie wol dem langwierigen Anhalten nach mit den andern nicht zu
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wieder befreyet worden.
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erbarmende Liebe vor ihn, ſo daß er ihm aus
Commiſeration noch dann und wann ein All-
moſen ſchickte, weil er gantz verarmet war.
Er war es aber kaum werth. Denn der thoͤ-
richte Kerl unterſtund ſich ſo gar zu prophezeyen,
es traff aber ſehr ſchlecht ein, was er vorher
ſagte. Mein Famulus hatte ihn einſt gefra-
get, was er von mir hielte; und in kurtzem
ſendete er ihm ſein Urtheil, und Gutachten
ſchrifftlich zu, welches mir eingehaͤndiget, und
zu leſen communiciret wurde. Er ſchrieb,
er habe mich ſeiner Sophie aufgeopffert, und
befunden, daß ich ein Babels-Knecht ſey;
und daß dem alſo ſey, ſo ſolten wir das zum
Zeichen haben; Jn zwey Jahren ſolte gantz
Sachſen-Land in vollen Krieges-Flammen ſte-
hen, und gaͤntzlich verwuͤſtet werden.
Anno 1715.
§. 128.
Nun komme ich auf die 5. alleraͤngſtlichſten
und betruͤbteſten Jahre meines Lebens, nemlich
von 1715. bis 1720, unter welchen ſonderlich das
1717. das merckwuͤrdigſte, weil darinnen ſolche
Plagen ausgeſtanden, welche ich, ob ſie wol dem
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/638>, abgerufen am 21.11.2024.
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