des Catechismi Lutheri, welches erkläret wird, nicht wie gebräuchlich, sondern paraphrasiret ge- lesen hätte; da ich es doch nur auf solche Weise in die Anzugs-Rede gebracht, und den Schluß derselben damit gemacht hatte. Da aber bey den ersten Fragen des Catechismi der Anfang ge- macht werden muste, deren 9. in der Zahl sind, ehe das erste Gebot in der Ordnung zu erklären folget, und gar nicht zu vermuthen war, daß ich in dem ersten Examine bis zu der zehenden Frage kommen würde, so kunt ich freylich nicht das erste Gebot den Zuhörern vorlesen, als ob dasselbe solte erkläret werden, sondern ließ es dieses- mahl bloß nach gehaltener Rede bey der er- sten, und andern Frage bewenden. Doch ich kunte dem Herrn D. Dornfeld diese Dinge nicht verständlich genug zu meiner Entschuldigung vor- tragen, sondern muste nur alles über mich erge- hen lassen. Er hätte nur warten dürffen, ob ich in folgenden Examinibus die gewöhnliche Ce- remonie mit Verlesung der Stücke aus dem Catechismo Lutheri, und mit ordentlicher Be- tung des Vater Unsers würde beobachtet haben.
Anno 1713.
Noch viel einen härtern Stand hatte ich das folgende Jahr drauf Anno 1713. da ich auf Be- gehren der Patronorum in Pfingst-Feyertagen an statt des lateinischen Liedes: Spiritus Sancti
gratia,
M m 2
Jndem er offters
des Catechiſmi Lutheri, welches erklaͤret wird, nicht wie gebraͤuchlich, ſondern paraphraſiret ge- leſen haͤtte; da ich es doch nur auf ſolche Weiſe in die Anzugs-Rede gebracht, und den Schluß derſelben damit gemacht hatte. Da aber bey den erſten Fragen des Catechiſmi der Anfang ge- macht werden muſte, deren 9. in der Zahl ſind, ehe das erſte Gebot in der Ordnung zu erklaͤren folget, und gar nicht zu vermuthen war, daß ich in dem erſten Examine bis zu der zehenden Frage kommen wuͤrde, ſo kunt ich freylich nicht das erſte Gebot den Zuhoͤrern vorleſen, als ob daſſelbe ſolte erklaͤret werden, ſondern ließ es dieſes- mahl bloß nach gehaltener Rede bey der er- ſten, und andern Frage bewenden. Doch ich kunte dem Herrn D. Dornfeld dieſe Dinge nicht verſtaͤndlich genug zu meiner Entſchuldigung vor- tragen, ſondern muſte nur alles uͤber mich erge- hen laſſen. Er haͤtte nur warten duͤrffen, ob ich in folgenden Examinibus die gewoͤhnliche Ce- remonie mit Verleſung der Stuͤcke aus dem Catechiſmo Lutheri, und mit ordentlicher Be- tung des Vater Unſers wuͤrde beobachtet haben.
Anno 1713.
Noch viel einen haͤrtern Stand hatte ich das folgende Jahr drauf Anno 1713. da ich auf Be- gehren der Patronorum in Pfingſt-Feyertagen an ſtatt des lateiniſchen Liedes: Spiritus Sancti
gratia,
M m 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0593"n="547"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Jndem er offters</hi></fw><lb/>
des <hirendition="#aq">Catechiſmi Lutheri,</hi> welches erklaͤret wird,<lb/>
nicht wie gebraͤuchlich, ſondern <hirendition="#aq">paraphraſi</hi>ret ge-<lb/>
leſen haͤtte; da ich es doch nur auf ſolche Weiſe<lb/>
in die Anzugs-Rede gebracht, und den Schluß<lb/>
derſelben damit gemacht hatte. Da aber bey<lb/>
den erſten Fragen des <hirendition="#aq">Catechiſmi</hi> der Anfang ge-<lb/>
macht werden muſte, deren 9. in der Zahl ſind,<lb/>
ehe das erſte Gebot in der Ordnung zu erklaͤren<lb/>
folget, und gar nicht zu vermuthen war, daß ich<lb/>
in dem erſten <hirendition="#aq">Examine</hi> bis zu der zehenden Frage<lb/>
kommen wuͤrde, ſo kunt ich freylich nicht das erſte<lb/>
Gebot den Zuhoͤrern vorleſen, als ob daſſelbe<lb/>ſolte erklaͤret werden, ſondern ließ es dieſes-<lb/>
mahl bloß nach gehaltener Rede bey der er-<lb/>ſten, und andern Frage bewenden. Doch ich<lb/>
kunte dem Herrn <hirendition="#aq">D.</hi> Dornfeld dieſe Dinge nicht<lb/>
verſtaͤndlich genug zu meiner Entſchuldigung vor-<lb/>
tragen, ſondern muſte nur alles uͤber mich erge-<lb/>
hen laſſen. Er haͤtte nur warten duͤrffen, ob<lb/>
ich in folgenden <hirendition="#aq">Examinibus</hi> die gewoͤhnliche <hirendition="#aq">Ce-<lb/>
remonie</hi> mit Verleſung der Stuͤcke aus dem<lb/><hirendition="#aq">Catechiſmo Lutheri,</hi> und mit ordentlicher Be-<lb/>
tung des Vater Unſers wuͤrde beobachtet haben.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g"><hirendition="#aq">Anno</hi> 1713.</hi></hi></head><lb/><p>Noch viel einen haͤrtern Stand hatte ich das<lb/>
folgende Jahr drauf <hirendition="#aq">Anno</hi> 1713. da ich auf Be-<lb/>
gehren der <hirendition="#aq">Patronorum</hi> in Pfingſt-Feyertagen<lb/>
an ſtatt des lateiniſchen Liedes: <hirendition="#aq">Spiritus Sancti</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">M m 2</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">gratia,</hi></fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[547/0593]
Jndem er offters
des Catechiſmi Lutheri, welches erklaͤret wird,
nicht wie gebraͤuchlich, ſondern paraphraſiret ge-
leſen haͤtte; da ich es doch nur auf ſolche Weiſe
in die Anzugs-Rede gebracht, und den Schluß
derſelben damit gemacht hatte. Da aber bey
den erſten Fragen des Catechiſmi der Anfang ge-
macht werden muſte, deren 9. in der Zahl ſind,
ehe das erſte Gebot in der Ordnung zu erklaͤren
folget, und gar nicht zu vermuthen war, daß ich
in dem erſten Examine bis zu der zehenden Frage
kommen wuͤrde, ſo kunt ich freylich nicht das erſte
Gebot den Zuhoͤrern vorleſen, als ob daſſelbe
ſolte erklaͤret werden, ſondern ließ es dieſes-
mahl bloß nach gehaltener Rede bey der er-
ſten, und andern Frage bewenden. Doch ich
kunte dem Herrn D. Dornfeld dieſe Dinge nicht
verſtaͤndlich genug zu meiner Entſchuldigung vor-
tragen, ſondern muſte nur alles uͤber mich erge-
hen laſſen. Er haͤtte nur warten duͤrffen, ob
ich in folgenden Examinibus die gewoͤhnliche Ce-
remonie mit Verleſung der Stuͤcke aus dem
Catechiſmo Lutheri, und mit ordentlicher Be-
tung des Vater Unſers wuͤrde beobachtet haben.
Anno 1713.
Noch viel einen haͤrtern Stand hatte ich das
folgende Jahr drauf Anno 1713. da ich auf Be-
gehren der Patronorum in Pfingſt-Feyertagen
an ſtatt des lateiniſchen Liedes: Spiritus Sancti
gratia,
M m 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/593>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.