sten Lutherischen Kirchen-Säulen, umfället. Doch ließ ihm GOtt noch eine Hoffnung an dem andern Sohne übrig, der ein Medicus' Chymicus, und ein vortrefflicher, ja Grund- gelehrter Mann worden, und ietzt in Berlin in sehr großem Ansehen lebet, auch viel gelehrte Schrifften bereits bisher herausgegeben hat.
Anno 1709. §. 102.
Dieses 1709te Jahr gehört auch unter die merckwürdigsten meines Lebens, insonderheit was das Ende desselben anbetrifft. Es kan mit dem 1695. 1704. 1717. 1728. und 1736sten verglichen, und denselben, was den merckwür- digen Zustand meines Leibes und Gemüthes anbetrifft, in welchem ich mich befunden, an die Seite gesetzet werden. Anno 1695. stund ich Sünden-Angst, Anno 1704. Höllen-Angst, und in diesem 1709ten Jahre habe ich vom an- dern Advent an bis Oculi 1710. Todes-Angst ausgestanden. GOtt warff mich dem Tode in Rachen, da er mich vor 5. Jahren dem Sa- tan aus seinen Klauen gerissen hatte. Oder er ließ mich doch bey einer anwandelnden ab- zehrenden Kranckheit auf die Gedancken gera- then, daß ich unfehlbar in kurtzem sterben würde. Jch war in meinem Leben noch nie-
mahls
Bekombt Anno 1709.
ſten Lutheriſchen Kirchen-Saͤulen, umfaͤllet. Doch ließ ihm GOtt noch eine Hoffnung an dem andern Sohne uͤbrig, der ein Medicus’ Chymicus, und ein vortrefflicher, ja Grund- gelehrter Mann worden, und ietzt in Berlin in ſehr großem Anſehen lebet, auch viel gelehrte Schrifften bereits bisher herausgegeben hat.
Anno 1709. §. 102.
Dieſes 1709te Jahr gehoͤrt auch unter die merckwuͤrdigſten meines Lebens, inſonderheit was das Ende deſſelben anbetrifft. Es kan mit dem 1695. 1704. 1717. 1728. und 1736ſten verglichen, und denſelben, was den merckwuͤr- digen Zuſtand meines Leibes und Gemuͤthes anbetrifft, in welchem ich mich befunden, an die Seite geſetzet werden. Anno 1695. ſtund ich Suͤnden-Angſt, Anno 1704. Hoͤllen-Angſt, und in dieſem 1709ten Jahre habe ich vom an- dern Advent an bis Oculi 1710. Todes-Angſt ausgeſtanden. GOtt warff mich dem Tode in Rachen, da er mich vor 5. Jahren dem Sa- tan aus ſeinen Klauen geriſſen hatte. Oder er ließ mich doch bey einer anwandelnden ab- zehrenden Kranckheit auf die Gedancken gera- then, daß ich unfehlbar in kurtzem ſterben wuͤrde. Jch war in meinem Leben noch nie-
mahls
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Bekombt Anno 1709.
ſten Lutheriſchen Kirchen-Saͤulen, umfaͤllet.
Doch ließ ihm GOtt noch eine Hoffnung an
dem andern Sohne uͤbrig, der ein Medicus’
Chymicus, und ein vortrefflicher, ja Grund-
gelehrter Mann worden, und ietzt in Berlin in
ſehr großem Anſehen lebet, auch viel gelehrte
Schrifften bereits bisher herausgegeben hat.
Anno 1709.
§. 102.
Dieſes 1709te Jahr gehoͤrt auch unter die
merckwuͤrdigſten meines Lebens, inſonderheit
was das Ende deſſelben anbetrifft. Es kan
mit dem 1695. 1704. 1717. 1728. und 1736ſten
verglichen, und denſelben, was den merckwuͤr-
digen Zuſtand meines Leibes und Gemuͤthes
anbetrifft, in welchem ich mich befunden, an
die Seite geſetzet werden. Anno 1695. ſtund
ich Suͤnden-Angſt, Anno 1704. Hoͤllen-Angſt,
und in dieſem 1709ten Jahre habe ich vom an-
dern Advent an bis Oculi 1710. Todes-Angſt
ausgeſtanden. GOtt warff mich dem Tode
in Rachen, da er mich vor 5. Jahren dem Sa-
tan aus ſeinen Klauen geriſſen hatte. Oder
er ließ mich doch bey einer anwandelnden ab-
zehrenden Kranckheit auf die Gedancken gera-
then, daß ich unfehlbar in kurtzem ſterben
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/505>, abgerufen am 21.11.2024.
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