zur Nacht, als ob ich in einer tieffen Grube steckte, und nicht die geringste Möglichkeit sähe, heraus zu kommen. Jn der Angst arbeitete ich, und kletterte bald hier, bald dahin, aber alles Bemühen war vergebens. Jndem deuchte mich, als ob auf der Gruben, und am Rande ein kleiner schöner Knabe stünde, der mir ein Stäblein reichte, unter dem Scheine, als ob er mir damit heraus helffen wolte. Ach du armes Kind, fieng ich an, mit diesem Stäblein wirst du mich nicht heraus ziehen; ich würde dich eher zu mir herunter reißen. Er sagte aber: ich solte mich nur anhalten, es würde schon angehen. Kaum hatte ich das äußerste seines Stabes angerühret, und ge- fasset, so wuste ich nicht, wie wir geschahe; denn in dem Augenblicke befand ich mich außer der Gruben oben bey dem Knaben.
Anno 1704. §. 58.
Nun dieser Traum, den ich stets vor ei- nen Göttlichen Traum gehalten, wurde Sonn- tags nach den Feyertagen, oder am Trinitatis- Feste erfüllet. So elend ich zwey Tage zu- vor, und ohne allen Trost war, so resolvirte ich mich doch zum Heiligen Abendmahl zu gehen. Vor 6. Wochen war ich in der Neuen Kirche
zur
Staffel der Verſuchung,
zur Nacht, als ob ich in einer tieffen Grube ſteckte, und nicht die geringſte Moͤglichkeit ſaͤhe, heraus zu kommen. Jn der Angſt arbeitete ich, und kletterte bald hier, bald dahin, aber alles Bemuͤhen war vergebens. Jndem deuchte mich, als ob auf der Gruben, und am Rande ein kleiner ſchoͤner Knabe ſtuͤnde, der mir ein Staͤblein reichte, unter dem Scheine, als ob er mir damit heraus helffen wolte. Ach du armes Kind, fieng ich an, mit dieſem Staͤblein wirſt du mich nicht heraus ziehen; ich wuͤrde dich eher zu mir herunter reißen. Er ſagte aber: ich ſolte mich nur anhalten, es wuͤrde ſchon angehen. Kaum hatte ich das aͤußerſte ſeines Stabes angeruͤhret, und ge- faſſet, ſo wuſte ich nicht, wie wir geſchahe; denn in dem Augenblicke befand ich mich außer der Gruben oben bey dem Knaben.
Anno 1704. §. 58.
Nun dieſer Traum, den ich ſtets vor ei- nen Goͤttlichen Traum gehalten, wurde Sonn- tags nach den Feyertagen, oder am Trinitatis- Feſte erfuͤllet. So elend ich zwey Tage zu- vor, und ohne allen Troſt war, ſo reſolvirte ich mich doch zum Heiligen Abendmahl zu gehen. Vor 6. Wochen war ich in der Neuen Kirche
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Staffel der Verſuchung,
zur Nacht, als ob ich in einer tieffen Grube
ſteckte, und nicht die geringſte Moͤglichkeit ſaͤhe,
heraus zu kommen. Jn der Angſt arbeitete
ich, und kletterte bald hier, bald dahin, aber
alles Bemuͤhen war vergebens. Jndem
deuchte mich, als ob auf der Gruben, und am
Rande ein kleiner ſchoͤner Knabe ſtuͤnde, der
mir ein Staͤblein reichte, unter dem Scheine,
als ob er mir damit heraus helffen wolte.
Ach du armes Kind, fieng ich an, mit dieſem
Staͤblein wirſt du mich nicht heraus ziehen;
ich wuͤrde dich eher zu mir herunter reißen.
Er ſagte aber: ich ſolte mich nur anhalten,
es wuͤrde ſchon angehen. Kaum hatte ich
das aͤußerſte ſeines Stabes angeruͤhret, und ge-
faſſet, ſo wuſte ich nicht, wie wir geſchahe;
denn in dem Augenblicke befand ich mich außer
der Gruben oben bey dem Knaben.
Anno 1704.
§. 58.
Nun dieſer Traum, den ich ſtets vor ei-
nen Goͤttlichen Traum gehalten, wurde Sonn-
tags nach den Feyertagen, oder am Trinitatis-
Feſte erfuͤllet. So elend ich zwey Tage zu-
vor, und ohne allen Troſt war, ſo reſolvirte ich
mich doch zum Heiligen Abendmahl zu gehen.
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/292>, abgerufen am 21.11.2024.
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