Wenn ich mich noch recht besinne, so ge- schahe auch dißmahl eine Woche vor Palmarum, was mir sonst zuweilen zu begegnen pflegte, daß mir es des Nachts träumete, als ob ein Küster käme, und mir eine Predigt antrüge; da ich denn Zeit hatte, die Sache zu überle- gen, und den Schluß zu fassen, posito, wenn es geschähe, ob ich solche Predigt annehmen wolte, oder nicht. Es sey dem wie ihm wolle, so schickte einige Tage vor Palmarum Herr M. Hassert aus der Johannis-Kirchen zu mir, und ließ mir die Predigt auf Mariae Ver- kündigung antragen, welches Fest auf Palma- rum damahls verleget wurde. Jch hatte zwar bey 8. Tagen her unbeschreiblichen Hu- sten bekommen, als ich mein Lebtage nicht ge- habt habe, so daß ich Tag und Nacht husten muste, und nicht anders meynte, ich müste Lunge, Hertz, und Kopff in Stücken zerspren- gen; doch da mir der Herr M. Hassert, bey dem ich mich wegen des Hustens entschuldigen wolte, Angelica zu kauen rieth, mit der Ver- sicherung, daß es unter der Zeit sich schon än-
dern
nimbt eine Predigt an
als lauter Merckmahle meiner Verdammniß anſahe.
Anno 1704. §. 53.
Wenn ich mich noch recht beſinne, ſo ge- ſchahe auch dißmahl eine Woche vor Palmarum, was mir ſonſt zuweilen zu begegnen pflegte, daß mir es des Nachts traͤumete, als ob ein Kuͤſter kaͤme, und mir eine Predigt antruͤge; da ich denn Zeit hatte, die Sache zu uͤberle- gen, und den Schluß zu faſſen, poſito, wenn es geſchaͤhe, ob ich ſolche Predigt annehmen wolte, oder nicht. Es ſey dem wie ihm wolle, ſo ſchickte einige Tage vor Palmarum Herr M. Haſſert aus der Johannis-Kirchen zu mir, und ließ mir die Predigt auf Mariæ Ver- kuͤndigung antragen, welches Feſt auf Palma- rum damahls verleget wurde. Jch hatte zwar bey 8. Tagen her unbeſchreiblichen Hu- ſten bekommen, als ich mein Lebtage nicht ge- habt habe, ſo daß ich Tag und Nacht huſten muſte, und nicht anders meynte, ich muͤſte Lunge, Hertz, und Kopff in Stuͤcken zerſpren- gen; doch da mir der Herr M. Haſſert, bey dem ich mich wegen des Huſtens entſchuldigen wolte, Angelica zu kauen rieth, mit der Ver- ſicherung, daß es unter der Zeit ſich ſchon aͤn-
dern
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nimbt eine Predigt an
als lauter Merckmahle meiner Verdammniß
anſahe.
Anno 1704.
§. 53.
Wenn ich mich noch recht beſinne, ſo ge-
ſchahe auch dißmahl eine Woche vor Palmarum,
was mir ſonſt zuweilen zu begegnen pflegte,
daß mir es des Nachts traͤumete, als ob ein
Kuͤſter kaͤme, und mir eine Predigt antruͤge;
da ich denn Zeit hatte, die Sache zu uͤberle-
gen, und den Schluß zu faſſen, poſito, wenn
es geſchaͤhe, ob ich ſolche Predigt annehmen
wolte, oder nicht. Es ſey dem wie ihm
wolle, ſo ſchickte einige Tage vor Palmarum
Herr M. Haſſert aus der Johannis-Kirchen zu
mir, und ließ mir die Predigt auf Mariæ Ver-
kuͤndigung antragen, welches Feſt auf Palma-
rum damahls verleget wurde. Jch hatte
zwar bey 8. Tagen her unbeſchreiblichen Hu-
ſten bekommen, als ich mein Lebtage nicht ge-
habt habe, ſo daß ich Tag und Nacht huſten
muſte, und nicht anders meynte, ich muͤſte
Lunge, Hertz, und Kopff in Stuͤcken zerſpren-
gen; doch da mir der Herr M. Haſſert, bey
dem ich mich wegen des Huſtens entſchuldigen
wolte, Angelica zu kauen rieth, mit der Ver-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/258>, abgerufen am 03.12.2024.
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