Ich seh vor mir den stillen Alpensee, Von hoher Bergwand sorglich eingegränzt. Wie lacht vom Haupte nicht der frische Kranz Dornloser Alpenrosen, überhängt ins Thal, Und schüttelt seine Blüthendolden aus Aufs junge Volk, das auf der Matte tanzt Beim Klang des Hackbretts und der lust'gen Geige. Da schwingt der Bursche hoch sein Sennenkind Und stampft im Jugendübermuth den Rasen, Indeß ein helles Jauchzen wiederhallt, Der Freude Rottenfeuer, von den Bergen. O, unversiegbar bist du frischer Quell Des Lebens, wie du sprudelst aus dem Volke, Wenns nicht in Dämme künstlich eingezwängt, Nein, frei hinrollt in selbstgeschaff'nen Wegen.
Carl Morell.
Das Volksfest! Dieses Erinnerungs-heitere, Freude-verheißende Wort, an dem die Hoffnung von Tausenden fröhlich emporrankt, -- dieses strahlende Gestirn im trüben Gedränge des einförmigen Alltagslebens! wie sehr entschwindet unter dem Einflusse der fort¬ schreitenden, mächtig-umgestaltenden Zeit, immer mehr sein ursprüng¬ liches, kindliches, harmloses Wesen! wie verliert es täglich mehr
Berlepsch, die Alpen. 25
Alpſtubete oder Aelplerfeſt.
Ich ſeh vor mir den ſtillen Alpenſee, Von hoher Bergwand ſorglich eingegränzt. Wie lacht vom Haupte nicht der friſche Kranz Dornloſer Alpenroſen, überhängt ins Thal, Und ſchüttelt ſeine Blüthendolden aus Aufs junge Volk, das auf der Matte tanzt Beim Klang des Hackbretts und der luſt'gen Geige. Da ſchwingt der Burſche hoch ſein Sennenkind Und ſtampft im Jugendübermuth den Raſen, Indeß ein helles Jauchzen wiederhallt, Der Freude Rottenfeuer, von den Bergen. O, unverſiegbar biſt du friſcher Quell Des Lebens, wie du ſprudelſt aus dem Volke, Wenns nicht in Dämme künſtlich eingezwängt, Nein, frei hinrollt in ſelbſtgeſchaff'nen Wegen.
Carl Morell.
Das Volksfeſt! Dieſes Erinnerungs-heitere, Freude-verheißende Wort, an dem die Hoffnung von Tauſenden fröhlich emporrankt, — dieſes ſtrahlende Geſtirn im trüben Gedränge des einförmigen Alltagslebens! wie ſehr entſchwindet unter dem Einfluſſe der fort¬ ſchreitenden, mächtig-umgeſtaltenden Zeit, immer mehr ſein urſprüng¬ liches, kindliches, harmloſes Weſen! wie verliert es täglich mehr
Berlepſch, die Alpen. 25
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[0429]
Alpſtubete oder Aelplerfeſt.
Ich ſeh vor mir den ſtillen Alpenſee,
Von hoher Bergwand ſorglich eingegränzt.
Wie lacht vom Haupte nicht der friſche Kranz
Dornloſer Alpenroſen, überhängt ins Thal,
Und ſchüttelt ſeine Blüthendolden aus
Aufs junge Volk, das auf der Matte tanzt
Beim Klang des Hackbretts und der luſt'gen Geige.
Da ſchwingt der Burſche hoch ſein Sennenkind
Und ſtampft im Jugendübermuth den Raſen,
Indeß ein helles Jauchzen wiederhallt,
Der Freude Rottenfeuer, von den Bergen.
O, unverſiegbar biſt du friſcher Quell
Des Lebens, wie du ſprudelſt aus dem Volke,
Wenns nicht in Dämme künſtlich eingezwängt,
Nein, frei hinrollt in ſelbſtgeſchaff'nen Wegen.
Carl Morell.
Das Volksfeſt! Dieſes Erinnerungs-heitere, Freude-verheißende
Wort, an dem die Hoffnung von Tauſenden fröhlich emporrankt,
— dieſes ſtrahlende Geſtirn im trüben Gedränge des einförmigen
Alltagslebens! wie ſehr entſchwindet unter dem Einfluſſe der fort¬
ſchreitenden, mächtig-umgeſtaltenden Zeit, immer mehr ſein urſprüng¬
liches, kindliches, harmloſes Weſen! wie verliert es täglich mehr
Berlepſch, die Alpen. 25
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Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/429>, abgerufen am 21.12.2024.
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