Die erste Spur einer siamesischen Landschnecke in der Litteratur ist wie bei den chinesischen eine falsche. In der dritten, durch Favanne besorgten Ausgabe von Argenville's Conchyliologie 1780, findet sich nämlich eine "Siameise", welche weit mehr Aehnlichkeit mit Arten von Westindien, namentlich Haiti hat, als mit irgend einer bis jetzt in Siam gefundenen. (Lamarch citirt sie wahrschein- lich mit Unrecht zu Helix undulata Fer.) Seit dieser Zeit tiefes Stillschweigen, das erst gebrochen wird durch den gegenwärtig noch in Bangkok anwesenden amerikanischen Missionar E. House; derselbe schickte verschiedene Landschnecken nach Nordamerika, welche daselbst 1853--1855 in den Annals of the Lyceum of natural history of New-York von Redfield und Haines, die Unionen von Lea in seinen observations of the genus Unio, vol. VI. 1857 beschrieben und abgebildet wurden, darunter einige sehr charakteristische, wie Opisthoporus Housei, Megalomastoma Myersi, Alycaeus distortus, Bulimus Siamensis u. a. Schon früher, 1844, hatte A. Gould eine Reihe Landschnecken aus dem Nachbarreiche Birma, Provinz Tavoy, ebenfalls durch Missionäre erhalten und im Boston Journ. of nat. hist. beschrieben; einige derselben sind später auch in Siam gefunden worden. Seit dieser Zeit finden sich auch einige neue Arten von Siam in den allgemeinen systematischen Conchylienwerken beschrie- ben, so Cyclophorus Siamensis Sow., Nanina distincta Pfr. sp., grösstentheils von Mouhot nach England gebracht. Der englische ausserordentliche Gesandte Sir John Bowring, welcher im März und April 1855 in Siam verweilte, sowie der englische Generalconsul Sir Robert Schomburgk haben gleichfalls verschiedene Land- und Süsswasserschnecken nach England geschickt, wo sie im britischen
V. LANDSCHNECKEN VON SIAM.
Die erste Spur einer siamesischen Landschnecke in der Litteratur ist wie bei den chinesischen eine falsche. In der dritten, durch Favanne besorgten Ausgabe von Argenville’s Conchyliologie 1780, findet sich nämlich eine »Siameise«, welche weit mehr Aehnlichkeit mit Arten von Westindien, namentlich Haiti hat, als mit irgend einer bis jetzt in Siam gefundenen. (Lamarch citirt sie wahrschein- lich mit Unrecht zu Helix undulata Fer.) Seit dieser Zeit tiefes Stillschweigen, das erst gebrochen wird durch den gegenwärtig noch in Bangkok anwesenden amerikanischen Missionar E. House; derselbe schickte verschiedene Landschnecken nach Nordamerika, welche daselbst 1853—1855 in den Annals of the Lyceum of natural history of New-York von Redfield und Haines, die Unionen von Lea in seinen observations of the genus Unio, vol. VI. 1857 beschrieben und abgebildet wurden, darunter einige sehr charakteristische, wie Opisthoporus Housei, Megalomastoma Myersi, Alycaeus distortus, Bulimus Siamensis u. a. Schon früher, 1844, hatte A. Gould eine Reihe Landschnecken aus dem Nachbarreiche Birma, Provinz Tavoy, ebenfalls durch Missionäre erhalten und im Boston Journ. of nat. hist. beschrieben; einige derselben sind später auch in Siam gefunden worden. Seit dieser Zeit finden sich auch einige neue Arten von Siam in den allgemeinen systematischen Conchylienwerken beschrie- ben, so Cyclophorus Siamensis Sow., Nanina distincta Pfr. sp., grösstentheils von Mouhot nach England gebracht. Der englische ausserordentliche Gesandte Sir John Bowring, welcher im März und April 1855 in Siam verweilte, sowie der englische Generalconsul Sir Robert Schomburgk haben gleichfalls verschiedene Land- und Süsswasserschnecken nach England geschickt, wo sie im britischen
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0081"n="[61]"/><divn="2"><head><hirendition="#b">V.<lb/>
LANDSCHNECKEN VON SIAM.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">D</hi>ie erste Spur einer siamesischen Landschnecke in der Litteratur<lb/>
ist wie bei den chinesischen eine falsche. In der dritten, durch<lb/>
Favanne besorgten Ausgabe von Argenville’s Conchyliologie 1780,<lb/>
findet sich nämlich eine »Siameise«, welche weit mehr Aehnlichkeit<lb/>
mit Arten von Westindien, namentlich Haiti hat, als mit irgend<lb/>
einer bis jetzt in Siam gefundenen. (Lamarch citirt sie wahrschein-<lb/>
lich mit Unrecht zu Helix undulata Fer.) Seit dieser Zeit tiefes<lb/>
Stillschweigen, das erst gebrochen wird durch den gegenwärtig<lb/>
noch in Bangkok anwesenden amerikanischen Missionar E. <hirendition="#g">House</hi>;<lb/>
derselbe schickte verschiedene Landschnecken nach Nordamerika,<lb/>
welche daselbst 1853—1855 in den Annals of the Lyceum of natural<lb/>
history of New-York von Redfield und Haines, die Unionen von Lea<lb/>
in seinen observations of the genus Unio, vol. VI. 1857 beschrieben<lb/>
und abgebildet wurden, darunter einige sehr charakteristische, wie<lb/>
Opisthoporus Housei, Megalomastoma Myersi, Alycaeus distortus,<lb/>
Bulimus Siamensis u. a. Schon früher, 1844, hatte A. Gould eine<lb/>
Reihe Landschnecken aus dem Nachbarreiche Birma, Provinz Tavoy,<lb/>
ebenfalls durch Missionäre erhalten und im Boston Journ. of nat.<lb/>
hist. beschrieben; einige derselben sind später auch in Siam gefunden<lb/>
worden. Seit dieser Zeit finden sich auch einige neue Arten von<lb/>
Siam in den allgemeinen systematischen Conchylienwerken beschrie-<lb/>
ben, so Cyclophorus Siamensis Sow., Nanina distincta Pfr. sp.,<lb/>
grösstentheils von Mouhot nach England gebracht. Der englische<lb/>
ausserordentliche Gesandte Sir John <hirendition="#g">Bowring</hi>, welcher im März<lb/>
und April 1855 in Siam verweilte, sowie der englische Generalconsul<lb/>
Sir Robert <hirendition="#g">Schomburgk</hi> haben gleichfalls verschiedene Land- und<lb/>
Süsswasserschnecken nach England geschickt, wo sie im britischen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[61]/0081]
V.
LANDSCHNECKEN VON SIAM.
Die erste Spur einer siamesischen Landschnecke in der Litteratur
ist wie bei den chinesischen eine falsche. In der dritten, durch
Favanne besorgten Ausgabe von Argenville’s Conchyliologie 1780,
findet sich nämlich eine »Siameise«, welche weit mehr Aehnlichkeit
mit Arten von Westindien, namentlich Haiti hat, als mit irgend
einer bis jetzt in Siam gefundenen. (Lamarch citirt sie wahrschein-
lich mit Unrecht zu Helix undulata Fer.) Seit dieser Zeit tiefes
Stillschweigen, das erst gebrochen wird durch den gegenwärtig
noch in Bangkok anwesenden amerikanischen Missionar E. House;
derselbe schickte verschiedene Landschnecken nach Nordamerika,
welche daselbst 1853—1855 in den Annals of the Lyceum of natural
history of New-York von Redfield und Haines, die Unionen von Lea
in seinen observations of the genus Unio, vol. VI. 1857 beschrieben
und abgebildet wurden, darunter einige sehr charakteristische, wie
Opisthoporus Housei, Megalomastoma Myersi, Alycaeus distortus,
Bulimus Siamensis u. a. Schon früher, 1844, hatte A. Gould eine
Reihe Landschnecken aus dem Nachbarreiche Birma, Provinz Tavoy,
ebenfalls durch Missionäre erhalten und im Boston Journ. of nat.
hist. beschrieben; einige derselben sind später auch in Siam gefunden
worden. Seit dieser Zeit finden sich auch einige neue Arten von
Siam in den allgemeinen systematischen Conchylienwerken beschrie-
ben, so Cyclophorus Siamensis Sow., Nanina distincta Pfr. sp.,
grösstentheils von Mouhot nach England gebracht. Der englische
ausserordentliche Gesandte Sir John Bowring, welcher im März
und April 1855 in Siam verweilte, sowie der englische Generalconsul
Sir Robert Schomburgk haben gleichfalls verschiedene Land- und
Süsswasserschnecken nach England geschickt, wo sie im britischen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867, S. [61]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie02_1867/81>, abgerufen am 19.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.