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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Schnecken als Nahrungsmittel. Echinodermen.
Schalen von lapes (Patella scutellaris, aspera und guttata) und ca-
ramuchos11) (Trochus colubrinus), als Zeugniss, eine wie wichtige
Rolle diese Schalthiere als Nahrungsmittel des Volkes spielen; der
Naturforscher freut sich, hier an einer grossen Anzahl von Exem-
plaren das Wandelbare einzelner Kennzeichen und das Gleichbleiben
des Totalcharakters, namentlich in Bezug auf die drei Arten von
Patella, zu beobachten, und wird dabei zuweilen noch durch eine
einzelne zwischen den Tausenden von Patellen versteckte Haliotis
überrascht. Dass Muscheln dem Menschen zur Speise dienen, sah
ich auf Madeira nicht, während sie doch sonst viel häufiger als
Schnecken dazu verwandt werden, man denke, ausser der Auster,
nur an die Miesmuscheln der holländischen Matrosenküchen und
die Vongole (Venus edulis, aurea u. a.) der neapolitanischen Restau-
rationen; dieser Umstand, dass einschalige, nicht zweischalige
Conchylien das Haupt-Contingent zur Volksnahrung stellen, be-
zeichnet mehr als jeder andere Madeira als reine Felsenküste, ohne
Sand- oder Schlammflächen.

4. Meerthiere des Grundes.

Durch Tauchen brachte mein Fischer in der Nähe von Loo-
rock mir ein paar Echinodermen in die Hände, welche er vom
Boote aus gesehen, die aber nie über Wasser kommen, so einen
dunkelblutrothen Seestern, Ophidiaster ophidianus Ag., zweierlei
Seeigel, Echinus brevispinosus Risso, mit kurzen violetten, an der
Spitze dunkelrothen Stacheln, und ein Diadema mit langen schwarzen
rauhen Stacheln, endlich eine Holothurie, H. tubulosa?, welche
sofort einen zähen, rasch zu Fäden erstarrenden Schleim von sich
gab und in Spiritus gebracht nicht ermangelte, auch ihre Einge-
weide von sich zu geben.12)

Von Bewohnern grösserer Tiefen bekam ich mehrere bei den
schon erwähnten Naturforschern und Naturfreunden zu sehen,
welchen mehr Musse für solche Forschungen vergönnt war. Herr
Johnson erhielt als häufigere Ausbeute des Schleppnetzes nament-
lich den kleinen hübschen Pecten corallinoides Orb.13), nächsten
Verwandten des westindischen Pecten nodosus L. sp., aber weit
verschieden von allen Arten des Mittelmeers. Hauptsächlich wird
diese Region charakterisirt durch grössere Stern- und Horn-
korallen
, welche hier verhältnissmässig reicher als im Mittel-
meer vertreten sind, aber noch nicht in dem Grade, wie in dem

Ost-Asien. Zoologisch. I. 2

Schnecken als Nahrungsmittel. Echinodermen.
Schalen von lapes (Patella scutellaris, aspera und guttata) und ca-
ramuchos11) (Trochus colubrinus), als Zeugniss, eine wie wichtige
Rolle diese Schalthiere als Nahrungsmittel des Volkes spielen; der
Naturforscher freut sich, hier an einer grossen Anzahl von Exem-
plaren das Wandelbare einzelner Kennzeichen und das Gleichbleiben
des Totalcharakters, namentlich in Bezug auf die drei Arten von
Patella, zu beobachten, und wird dabei zuweilen noch durch eine
einzelne zwischen den Tausenden von Patellen versteckte Haliotis
überrascht. Dass Muscheln dem Menschen zur Speise dienen, sah
ich auf Madeira nicht, während sie doch sonst viel häufiger als
Schnecken dazu verwandt werden, man denke, ausser der Auster,
nur an die Miesmuscheln der holländischen Matrosenküchen und
die Vongole (Venus edulis, aurea u. a.) der neapolitanischen Restau-
rationen; dieser Umstand, dass einschalige, nicht zweischalige
Conchylien das Haupt-Contingent zur Volksnahrung stellen, be-
zeichnet mehr als jeder andere Madeira als reine Felsenküste, ohne
Sand- oder Schlammflächen.

4. Meerthiere des Grundes.

Durch Tauchen brachte mein Fischer in der Nähe von Loo-
rock mir ein paar Echinodermen in die Hände, welche er vom
Boote aus gesehen, die aber nie über Wasser kommen, so einen
dunkelblutrothen Seestern, Ophidiaster ophidianus Ag., zweierlei
Seeigel, Echinus brevispinosus Risso, mit kurzen violetten, an der
Spitze dunkelrothen Stacheln, und ein Diadema mit langen schwarzen
rauhen Stacheln, endlich eine Holothurie, H. tubulosa?, welche
sofort einen zähen, rasch zu Fäden erstarrenden Schleim von sich
gab und in Spiritus gebracht nicht ermangelte, auch ihre Einge-
weide von sich zu geben.12)

Von Bewohnern grösserer Tiefen bekam ich mehrere bei den
schon erwähnten Naturforschern und Naturfreunden zu sehen,
welchen mehr Musse für solche Forschungen vergönnt war. Herr
Johnson erhielt als häufigere Ausbeute des Schleppnetzes nament-
lich den kleinen hübschen Pecten corallinoides Orb.13), nächsten
Verwandten des westindischen Pecten nodosus L. sp., aber weit
verschieden von allen Arten des Mittelmeers. Hauptsächlich wird
diese Region charakterisirt durch grössere Stern- und Horn-
korallen
, welche hier verhältnissmässig reicher als im Mittel-
meer vertreten sind, aber noch nicht in dem Grade, wie in dem

Ost-Asien. Zoologisch. I. 2
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[17/0035] Schnecken als Nahrungsmittel. Echinodermen. Schalen von lapes (Patella scutellaris, aspera und guttata) und ca- ramuchos11) (Trochus colubrinus), als Zeugniss, eine wie wichtige Rolle diese Schalthiere als Nahrungsmittel des Volkes spielen; der Naturforscher freut sich, hier an einer grossen Anzahl von Exem- plaren das Wandelbare einzelner Kennzeichen und das Gleichbleiben des Totalcharakters, namentlich in Bezug auf die drei Arten von Patella, zu beobachten, und wird dabei zuweilen noch durch eine einzelne zwischen den Tausenden von Patellen versteckte Haliotis überrascht. Dass Muscheln dem Menschen zur Speise dienen, sah ich auf Madeira nicht, während sie doch sonst viel häufiger als Schnecken dazu verwandt werden, man denke, ausser der Auster, nur an die Miesmuscheln der holländischen Matrosenküchen und die Vongole (Venus edulis, aurea u. a.) der neapolitanischen Restau- rationen; dieser Umstand, dass einschalige, nicht zweischalige Conchylien das Haupt-Contingent zur Volksnahrung stellen, be- zeichnet mehr als jeder andere Madeira als reine Felsenküste, ohne Sand- oder Schlammflächen. 4. Meerthiere des Grundes. Durch Tauchen brachte mein Fischer in der Nähe von Loo- rock mir ein paar Echinodermen in die Hände, welche er vom Boote aus gesehen, die aber nie über Wasser kommen, so einen dunkelblutrothen Seestern, Ophidiaster ophidianus Ag., zweierlei Seeigel, Echinus brevispinosus Risso, mit kurzen violetten, an der Spitze dunkelrothen Stacheln, und ein Diadema mit langen schwarzen rauhen Stacheln, endlich eine Holothurie, H. tubulosa?, welche sofort einen zähen, rasch zu Fäden erstarrenden Schleim von sich gab und in Spiritus gebracht nicht ermangelte, auch ihre Einge- weide von sich zu geben.12) Von Bewohnern grösserer Tiefen bekam ich mehrere bei den schon erwähnten Naturforschern und Naturfreunden zu sehen, welchen mehr Musse für solche Forschungen vergönnt war. Herr Johnson erhielt als häufigere Ausbeute des Schleppnetzes nament- lich den kleinen hübschen Pecten corallinoides Orb.13), nächsten Verwandten des westindischen Pecten nodosus L. sp., aber weit verschieden von allen Arten des Mittelmeers. Hauptsächlich wird diese Region charakterisirt durch grössere Stern- und Horn- korallen, welche hier verhältnissmässig reicher als im Mittel- meer vertreten sind, aber noch nicht in dem Grade, wie in dem Ost-Asien. Zoologisch. I. 2

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/35>, abgerufen am 22.12.2024.