Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Barocke Form und Färbung vieler Fische. Meeren ist die riesige Lederschildkröte, Sphargis coriacea L. sp.,wovon eine im Juli 1859 zu Tjeribon (Cheribon) auf der Nordküste Javas vorgekommen ist. 74) Eigenthümlicher für den indischen Ocean dagegen, d. h. nur ihm und dem tropischen Theil des stillen Oceans zukommend, sind die Seeschlangen, Hydrophis, vgl. oben S. 56, und es scheint beinahe, als ob man auch das gemeine Krokodil des indischen Archipels, Crocodilus biporcatus Cuv., zu den Meer- thieren rechnen dürfe, indem es nicht nur an den Mündungen grösserer Flüsse häufig ist, sondern auch auf kleinen isolirten Inseln, wie z. B. den Cocos-Inseln, zeitweise vorgekommen ist, von Fischen und Holothurien, also Meerthieren, sich nährend. 75) 9. Meerfische. Die Meerfische lernt man zuerst und am leichtesten auf dem Barocke Form und Färbung vieler Fische. Meeren ist die riesige Lederschildkröte, Sphargis coriacea L. sp.,wovon eine im Juli 1859 zu Tjeribon (Cheribon) auf der Nordküste Javas vorgekommen ist. 74) Eigenthümlicher für den indischen Ocean dagegen, d. h. nur ihm und dem tropischen Theil des stillen Oceans zukommend, sind die Seeschlangen, Hydrophis, vgl. oben S. 56, und es scheint beinahe, als ob man auch das gemeine Krokodil des indischen Archipels, Crocodilus biporcatus Cuv., zu den Meer- thieren rechnen dürfe, indem es nicht nur an den Mündungen grösserer Flüsse häufig ist, sondern auch auf kleinen isolirten Inseln, wie z. B. den Cocos-Inseln, zeitweise vorgekommen ist, von Fischen und Holothurien, also Meerthieren, sich nährend. 75) 9. Meerfische. Die Meerfische lernt man zuerst und am leichtesten auf dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0340" n="322"/><fw place="top" type="header">Barocke Form und Färbung vieler Fische.</fw><lb/> Meeren ist die riesige Lederschildkröte, Sphargis coriacea L. sp.,<lb/> wovon eine im Juli 1859 zu Tjeribon (Cheribon) auf der Nordküste<lb/> Javas vorgekommen ist. <hi rendition="#sup">74</hi>) Eigenthümlicher für den indischen Ocean<lb/> dagegen, d. h. nur ihm und dem tropischen Theil des stillen Oceans<lb/> zukommend, sind die <hi rendition="#g">Seeschlangen</hi>, Hydrophis, vgl. oben S. 56,<lb/> und es scheint beinahe, als ob man auch das gemeine <hi rendition="#g">Krokodil</hi><lb/> des indischen Archipels, Crocodilus biporcatus Cuv., zu den Meer-<lb/> thieren rechnen dürfe, indem es nicht nur an den Mündungen<lb/> grösserer Flüsse häufig ist, sondern auch auf kleinen isolirten Inseln,<lb/> wie z. B. den Cocos-Inseln, zeitweise vorgekommen ist, von Fischen<lb/> und Holothurien, also Meerthieren, sich nährend. <hi rendition="#sup">75</hi>)</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>9. Meerfische.</head><lb/> <p>Die Meerfische lernt man zuerst und am leichtesten auf dem<lb/> Fischmarkt kennen, freilich nur ihre oft sehr auffälligen Formen<lb/> und Farben, ohne deren wahrscheinlich oft sehr bestimmten Zusam-<lb/> menhang mit dem Aufenthalt und der Lebensweise der einzelnen Arten<lb/> zu ahnen. Wer in Europa einmal den weiss- und schwarzscheckigen<lb/> stachligen Seeteufel der Helgoländer (Cottus scorpius und bubalis) in<lb/> der Nähe betrachtet hat und dann doch in einem Aquarium denselben<lb/> kaum zwischen den umherliegenden dunkeln und hellen Steinen<lb/> herausfinden konnte, der wird auch in den abenteuerlichen Fisch-<lb/> gestalten und deren barock scheinenden Färbungen, wie sie schon<lb/> von den älteren Sammlern indischer Naturgegenstände, Valentyn,<lb/> Renard, Seba, mehr oder weniger richtig dargestellt worden, be-<lb/> stimmte Anpassungen an die Wohnplätze der betreffenden Fische<lb/> vermuthen; der spezielle Nachweis für die einzelnen Formen und<lb/> Farben ist freilich bei unserer äusserst mangelhaften Kenntniss der<lb/> Lebensweise der Seefische noch nicht möglich; ein glänzendes Bei-<lb/> spiel aber gibt der neuholländische Fetzenfisch, Phyllopteryx eques, <hi rendition="#sup">76</hi>)<lb/> dessen Körper mit langen Hautverlängerungen verziert ist, deren<lb/> Gestalt und braungelbe Farbe täuschend diejenige der Blätter vieler<lb/> Meertange (Sargassum, Cystosira) nachahmt, so dass sie zwischen<lb/> diesen gerade zur Verbergung des Fisches beitragen. Namentlich<lb/> die Korallenriffe bieten in ihren vielerlei Zacken und tiefen Spalten,<lb/> in der bunten Bevölkerung festsitzender oder langsam beweglicher<lb/> niedriger Thiere eine solche Mannichfaltigkeit von Hell und Dunkel,<lb/> Farben und Formen, dass ein einfarbiger grösserer Fisch hier viel-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [322/0340]
Barocke Form und Färbung vieler Fische.
Meeren ist die riesige Lederschildkröte, Sphargis coriacea L. sp.,
wovon eine im Juli 1859 zu Tjeribon (Cheribon) auf der Nordküste
Javas vorgekommen ist. 74) Eigenthümlicher für den indischen Ocean
dagegen, d. h. nur ihm und dem tropischen Theil des stillen Oceans
zukommend, sind die Seeschlangen, Hydrophis, vgl. oben S. 56,
und es scheint beinahe, als ob man auch das gemeine Krokodil
des indischen Archipels, Crocodilus biporcatus Cuv., zu den Meer-
thieren rechnen dürfe, indem es nicht nur an den Mündungen
grösserer Flüsse häufig ist, sondern auch auf kleinen isolirten Inseln,
wie z. B. den Cocos-Inseln, zeitweise vorgekommen ist, von Fischen
und Holothurien, also Meerthieren, sich nährend. 75)
9. Meerfische.
Die Meerfische lernt man zuerst und am leichtesten auf dem
Fischmarkt kennen, freilich nur ihre oft sehr auffälligen Formen
und Farben, ohne deren wahrscheinlich oft sehr bestimmten Zusam-
menhang mit dem Aufenthalt und der Lebensweise der einzelnen Arten
zu ahnen. Wer in Europa einmal den weiss- und schwarzscheckigen
stachligen Seeteufel der Helgoländer (Cottus scorpius und bubalis) in
der Nähe betrachtet hat und dann doch in einem Aquarium denselben
kaum zwischen den umherliegenden dunkeln und hellen Steinen
herausfinden konnte, der wird auch in den abenteuerlichen Fisch-
gestalten und deren barock scheinenden Färbungen, wie sie schon
von den älteren Sammlern indischer Naturgegenstände, Valentyn,
Renard, Seba, mehr oder weniger richtig dargestellt worden, be-
stimmte Anpassungen an die Wohnplätze der betreffenden Fische
vermuthen; der spezielle Nachweis für die einzelnen Formen und
Farben ist freilich bei unserer äusserst mangelhaften Kenntniss der
Lebensweise der Seefische noch nicht möglich; ein glänzendes Bei-
spiel aber gibt der neuholländische Fetzenfisch, Phyllopteryx eques, 76)
dessen Körper mit langen Hautverlängerungen verziert ist, deren
Gestalt und braungelbe Farbe täuschend diejenige der Blätter vieler
Meertange (Sargassum, Cystosira) nachahmt, so dass sie zwischen
diesen gerade zur Verbergung des Fisches beitragen. Namentlich
die Korallenriffe bieten in ihren vielerlei Zacken und tiefen Spalten,
in der bunten Bevölkerung festsitzender oder langsam beweglicher
niedriger Thiere eine solche Mannichfaltigkeit von Hell und Dunkel,
Farben und Formen, dass ein einfarbiger grösserer Fisch hier viel-
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