Zusammentreffen nordischer und tropischer Thierformen.
dieses fettreichen Fleisches sehr willkommen in der Oekonomie des menschlichen Körpers für die Bestreitung des Athmungsprozesses sein, der ja eng mit dem Widerstand gegen die Kälte zusammen- hängt.
9. Die japanische Fauna im Ganzen.
Japan verhält sich zum Continent Ostasiens ähnlich wie Grossbritannien zu dem übrigen Europa. Wie jenes auf und an den Shetlandinseln und Hebriden die nordischen Seevögel und unterseeischen Thiere, in Cornwallis und Devonshire in Land- und Seeconchylien Arten der Mittelmeerfauna, die dem Gebiet der Nordsee ganz fehlen, aufzuweisen hat, eben so zeigt die japanische Fauna, als Ganzes betrachtet, auf den ersten Blick ein Gemisch von nordischen und subtropischen, selbst tropischen Thierformen, die Bärenrobben des Beringsmeeres neben einem Affen, ein fliegendes Eichhorn aus der sibirisch-nordamerikanischen Reihe (Sciuropterus), Pteromys momonga, neben einem solchen aus der hinterindischen Reihe, Pt. leucogenys, Haubenadler, Glanzstaare, grössere Eisvögel und die indisch-afrikanische Schnepfenform Rhynchaea neben einer Lumme, Uria, und anderen kamtschadalischen Seevögeln; unter den Süsswasserfischen Salmonen neben Cyprinodonten, unter den See- fischen Sebastes und Chirus neben Amphacanthus und Tetrodon, unter den Crustaceen Lithodes neben Palinurus, unter den Meer- conchylien Mya, Lutraria und Neptunea neben Haliotis, Eburna und Rotella. Theilweise, wie in Grossbritannien, sind diese nor- dischen und südlichen Thierformen innerhalb des Archipels in Wirklichkeit räumlich getrennt, und nur durch die politische Einheit entsteht der Schein eines Zusammenvorkommens mit den entgegengesetzten. So sind namentlich die Insel Yesso, das nicht mehr japanische Sachalin und die nächsten Kurilen, unterworfene Barbarenländer für Japan, der eigentliche Aufenthalt vieler nordischen Thiere, die den Japanern bekannt sind und der japanischen Fauna zugezählt werden, wie der grossen Bären, der Robben, der Sal- monen. Aber diese Erklärung reicht nicht für alle aus, es leben in der That auch sonst nordische und sonst tropische Formen hier neben und selbst unter einander. Die erste amerikanische Expedition traf auf den Uferfelsen bei Simoda Colonieen einer kamtschadalisch- kurilischen Lumme, Uria (Brachyrhamphus) antiqua Pall., während in der Nähe und noch nördlich davon an den Ufern der Yeddobai
Zusammentreffen nordischer und tropischer Thierformen.
dieses fettreichen Fleisches sehr willkommen in der Oekonomie des menschlichen Körpers für die Bestreitung des Athmungsprozesses sein, der ja eng mit dem Widerstand gegen die Kälte zusammen- hängt.
9. Die japanische Fauna im Ganzen.
Japan verhält sich zum Continent Ostasiens ähnlich wie Grossbritannien zu dem übrigen Europa. Wie jenes auf und an den Shetlandinseln und Hebriden die nordischen Seevögel und unterseeischen Thiere, in Cornwallis und Devonshire in Land- und Seeconchylien Arten der Mittelmeerfauna, die dem Gebiet der Nordsee ganz fehlen, aufzuweisen hat, eben so zeigt die japanische Fauna, als Ganzes betrachtet, auf den ersten Blick ein Gemisch von nordischen und subtropischen, selbst tropischen Thierformen, die Bärenrobben des Beringsmeeres neben einem Affen, ein fliegendes Eichhorn aus der sibirisch-nordamerikanischen Reihe (Sciuropterus), Pteromys momonga, neben einem solchen aus der hinterindischen Reihe, Pt. leucogenys, Haubenadler, Glanzstaare, grössere Eisvögel und die indisch-afrikanische Schnepfenform Rhynchaea neben einer Lumme, Uria, und anderen kamtschadalischen Seevögeln; unter den Süsswasserfischen Salmonen neben Cyprinodonten, unter den See- fischen Sebastes und Chirus neben Amphacanthus und Tetrodon, unter den Crustaceen Lithodes neben Palinurus, unter den Meer- conchylien Mya, Lutraria und Neptunea neben Haliotis, Eburna und Rotella. Theilweise, wie in Grossbritannien, sind diese nor- dischen und südlichen Thierformen innerhalb des Archipels in Wirklichkeit räumlich getrennt, und nur durch die politische Einheit entsteht der Schein eines Zusammenvorkommens mit den entgegengesetzten. So sind namentlich die Insel Yesso, das nicht mehr japanische Sachalin und die nächsten Kurilen, unterworfene Barbarenländer für Japan, der eigentliche Aufenthalt vieler nordischen Thiere, die den Japanern bekannt sind und der japanischen Fauna zugezählt werden, wie der grossen Bären, der Robben, der Sal- monen. Aber diese Erklärung reicht nicht für alle aus, es leben in der That auch sonst nordische und sonst tropische Formen hier neben und selbst unter einander. Die erste amerikanische Expedition traf auf den Uferfelsen bei Simoda Colonieen einer kamtschadalisch- kurilischen Lumme, Uria (Brachyrhamphus) antiqua Pall., während in der Nähe und noch nördlich davon an den Ufern der Yeddobai
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Zusammentreffen nordischer und tropischer Thierformen.
dieses fettreichen Fleisches sehr willkommen in der Oekonomie des
menschlichen Körpers für die Bestreitung des Athmungsprozesses
sein, der ja eng mit dem Widerstand gegen die Kälte zusammen-
hängt.
9. Die japanische Fauna im Ganzen.
Japan verhält sich zum Continent Ostasiens ähnlich wie
Grossbritannien zu dem übrigen Europa. Wie jenes auf und an
den Shetlandinseln und Hebriden die nordischen Seevögel und
unterseeischen Thiere, in Cornwallis und Devonshire in Land- und
Seeconchylien Arten der Mittelmeerfauna, die dem Gebiet der
Nordsee ganz fehlen, aufzuweisen hat, eben so zeigt die japanische
Fauna, als Ganzes betrachtet, auf den ersten Blick ein Gemisch
von nordischen und subtropischen, selbst tropischen Thierformen,
die Bärenrobben des Beringsmeeres neben einem Affen, ein fliegendes
Eichhorn aus der sibirisch-nordamerikanischen Reihe (Sciuropterus),
Pteromys momonga, neben einem solchen aus der hinterindischen
Reihe, Pt. leucogenys, Haubenadler, Glanzstaare, grössere Eisvögel
und die indisch-afrikanische Schnepfenform Rhynchaea neben einer
Lumme, Uria, und anderen kamtschadalischen Seevögeln; unter den
Süsswasserfischen Salmonen neben Cyprinodonten, unter den See-
fischen Sebastes und Chirus neben Amphacanthus und Tetrodon,
unter den Crustaceen Lithodes neben Palinurus, unter den Meer-
conchylien Mya, Lutraria und Neptunea neben Haliotis, Eburna
und Rotella. Theilweise, wie in Grossbritannien, sind diese nor-
dischen und südlichen Thierformen innerhalb des Archipels in
Wirklichkeit räumlich getrennt, und nur durch die politische
Einheit entsteht der Schein eines Zusammenvorkommens mit den
entgegengesetzten. So sind namentlich die Insel Yesso, das nicht
mehr japanische Sachalin und die nächsten Kurilen, unterworfene
Barbarenländer für Japan, der eigentliche Aufenthalt vieler nordischen
Thiere, die den Japanern bekannt sind und der japanischen Fauna
zugezählt werden, wie der grossen Bären, der Robben, der Sal-
monen. Aber diese Erklärung reicht nicht für alle aus, es leben in
der That auch sonst nordische und sonst tropische Formen hier
neben und selbst unter einander. Die erste amerikanische Expedition
traf auf den Uferfelsen bei Simoda Colonieen einer kamtschadalisch-
kurilischen Lumme, Uria (Brachyrhamphus) antiqua Pall., während
in der Nähe und noch nördlich davon an den Ufern der Yeddobai
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/166>, abgerufen am 21.11.2024.
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