und spinnen, ist der Monat Mai; ob eine zweite Zucht und Ernte im Herbst stattfinde, konnte er nicht sagen. Die Seide dieser Art sei übrigens viel gröber, als die der Maulbeerraupe, die der letzteren, in Japan gezogen, feiner und mehr gleichmässig, als die der in China gezogenen, fast so gut wie die italienische.
Herr Burrett in Yokohama, Seideninspector für Remis, Schmidt und Comp. in Shangai, bestätigte (Januar 1861) ebenfalls, dass zweierlei Seidenraupen in Japan gezogen würden, die eine, welche Maulbeerblätter frisst, und eine grössere, deren Nahrung die Blätter einer schmalblätterigen immergrünen Eiche seien; die Seide der letzteren sei gröber und doch theurer, man bereite daraus rothe, violette und andere Crepetücher. Herr Burrett hat Eier derselben über Californien nach Paris an Guerin-Meneville geschickt, sie kamen lebend an, und die Raupen wurden dort erzogen. Die beste Zeit zur Versendung der Eier sei der Monat September. Derselbe gab mir auch einen Cocon, zeigte mir die Eichenblätter und ein ausgespanntes Exemplar des Schmetterlings; dieser ist in der That ein Bombyx aus der Verwandtschaft des Atlas, den ich hier nicht näher zu beschreiben brauche, da er seitdem in Europa, unter Anderem auch durch die London illustrated news, hinlänglich be- kannt geworden ist.
Diese beiden Berichte stimmen darin vollkommen mit einander überein, dass sie als japanische Seidenschmetterlinge nur die zwei Spinner, Bombyx mori und yama-mai, nicht aber Thunberg's Eule kennen.
Die japanische Benennung der Seidenraupe ist kaiko, die des Cocons mayu. Yama-mai bedeutet also Bergcocon, wilder Cocon, und deutet darauf hin, dass diese Art wild auf den japanischen Inseln lebe, während die Maulbeerseidenraupe ohne Zweifel aus China eingeführt ist.11)
7. Wirbellose Seethiere der Yeddobai.
Im Rücken von Yokohama befindet sich ein weiter Brack- wassersumpf, von der Einbuchtung am Nordende der Stadt ausgehend, grossentheils eingedämmt und durch einen gegrabenen Canal an deren Südende wieder mit dem Meere verbunden. Auf dem Damme hingehend, sieht man einen Fisch oder auch eine Garneele (Palaemon) aus dem Wasser springen oder einen schnee- weissen Reiher bedächtig im ärgsten Schlamme stehen. An den
Zweierlei Seidenraupen in Japan.
und spinnen, ist der Monat Mai; ob eine zweite Zucht und Ernte im Herbst stattfinde, konnte er nicht sagen. Die Seide dieser Art sei übrigens viel gröber, als die der Maulbeerraupe, die der letzteren, in Japan gezogen, feiner und mehr gleichmässig, als die der in China gezogenen, fast so gut wie die italienische.
Herr Burrett in Yokohama, Seideninspector für Remis, Schmidt und Comp. in Shangai, bestätigte (Januar 1861) ebenfalls, dass zweierlei Seidenraupen in Japan gezogen würden, die eine, welche Maulbeerblätter frisst, und eine grössere, deren Nahrung die Blätter einer schmalblätterigen immergrünen Eiche seien; die Seide der letzteren sei gröber und doch theurer, man bereite daraus rothe, violette und andere Crêpetücher. Herr Burrett hat Eier derselben über Californien nach Paris an Guérin-Méneville geschickt, sie kamen lebend an, und die Raupen wurden dort erzogen. Die beste Zeit zur Versendung der Eier sei der Monat September. Derselbe gab mir auch einen Cocon, zeigte mir die Eichenblätter und ein ausgespanntes Exemplar des Schmetterlings; dieser ist in der That ein Bombyx aus der Verwandtschaft des Atlas, den ich hier nicht näher zu beschreiben brauche, da er seitdem in Europa, unter Anderem auch durch die London illustrated news, hinlänglich be- kannt geworden ist.
Diese beiden Berichte stimmen darin vollkommen mit einander überein, dass sie als japanische Seidenschmetterlinge nur die zwei Spinner, Bombyx mori und yama-mai, nicht aber Thunberg’s Eule kennen.
Die japanische Benennung der Seidenraupe ist kaiko, die des Cocons mayu. Yama-mai bedeutet also Bergcocon, wilder Cocon, und deutet darauf hin, dass diese Art wild auf den japanischen Inseln lebe, während die Maulbeerseidenraupe ohne Zweifel aus China eingeführt ist.11)
7. Wirbellose Seethiere der Yeddobai.
Im Rücken von Yokohama befindet sich ein weiter Brack- wassersumpf, von der Einbuchtung am Nordende der Stadt ausgehend, grossentheils eingedämmt und durch einen gegrabenen Canal an deren Südende wieder mit dem Meere verbunden. Auf dem Damme hingehend, sieht man einen Fisch oder auch eine Garneele (Palaemon) aus dem Wasser springen oder einen schnee- weissen Reiher bedächtig im ärgsten Schlamme stehen. An den
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Zweierlei Seidenraupen in Japan.
und spinnen, ist der Monat Mai; ob eine zweite Zucht und Ernte
im Herbst stattfinde, konnte er nicht sagen. Die Seide dieser Art
sei übrigens viel gröber, als die der Maulbeerraupe, die der letzteren,
in Japan gezogen, feiner und mehr gleichmässig, als die der in
China gezogenen, fast so gut wie die italienische.
Herr Burrett in Yokohama, Seideninspector für Remis,
Schmidt und Comp. in Shangai, bestätigte (Januar 1861) ebenfalls,
dass zweierlei Seidenraupen in Japan gezogen würden, die eine,
welche Maulbeerblätter frisst, und eine grössere, deren Nahrung die
Blätter einer schmalblätterigen immergrünen Eiche seien; die Seide
der letzteren sei gröber und doch theurer, man bereite daraus rothe,
violette und andere Crêpetücher. Herr Burrett hat Eier derselben
über Californien nach Paris an Guérin-Méneville geschickt, sie
kamen lebend an, und die Raupen wurden dort erzogen. Die beste
Zeit zur Versendung der Eier sei der Monat September. Derselbe
gab mir auch einen Cocon, zeigte mir die Eichenblätter und ein
ausgespanntes Exemplar des Schmetterlings; dieser ist in der That
ein Bombyx aus der Verwandtschaft des Atlas, den ich hier nicht
näher zu beschreiben brauche, da er seitdem in Europa, unter
Anderem auch durch die London illustrated news, hinlänglich be-
kannt geworden ist.
Diese beiden Berichte stimmen darin vollkommen mit einander
überein, dass sie als japanische Seidenschmetterlinge nur die zwei
Spinner, Bombyx mori und yama-mai, nicht aber Thunberg’s Eule
kennen.
Die japanische Benennung der Seidenraupe ist kaiko, die des
Cocons mayu. Yama-mai bedeutet also Bergcocon, wilder Cocon,
und deutet darauf hin, dass diese Art wild auf den japanischen
Inseln lebe, während die Maulbeerseidenraupe ohne Zweifel aus
China eingeführt ist.11)
7. Wirbellose Seethiere der Yeddobai.
Im Rücken von Yokohama befindet sich ein weiter Brack-
wassersumpf, von der Einbuchtung am Nordende der Stadt
ausgehend, grossentheils eingedämmt und durch einen gegrabenen
Canal an deren Südende wieder mit dem Meere verbunden. Auf
dem Damme hingehend, sieht man einen Fisch oder auch eine
Garneele (Palaemon) aus dem Wasser springen oder einen schnee-
weissen Reiher bedächtig im ärgsten Schlamme stehen. An den
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/155>, abgerufen am 22.02.2025.
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