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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Capitän Burney. Mr. Edmund Roberts. XXI.
demselben antworten, was Mr. Crawfurd als ungehörig ablehnte.
Ein Schreiben des zweiten oder stellvertretenden Phra-klan an
den Secretär des General-Gouverneurs wurde dagegen angenommen.
Es constatirte einfach den Empfang des englischen Briefes und der
dargereichten Geschenke, -- "offerings", sagt die englische Ueber-
setzung, wahrscheinlich steht im Siamesischen "Tribut"; dann er-
wähnt es die von dem Agenten geäusserten Wünsche und Bitten,
über die er mit dem Zolldirector verhandeln solle, und giebt eine
Liste der Gegengeschenke.

Bald nach der Thronbesteigung des Königs Phrasat-thon
kam 1826 Capitän Burney nach Bankok. Der Hauptzweck seiner
Sendung war politisch; während der Verwickelungen mit Birma
hatten die Siamesen das Gebiet des den Engländern befreundeten
Königs von Queda besetzt; man wollte ein Bündniss derselben mit
den Birmanen abwenden und sich wo möglich ihren Beistand
sichern. In allen Hauptpuncten abgewiesen schloss Capitän Burney
doch ein Abkommen in vierzehn Artikeln, von denen sieben rein
politischen Inhalts den verbannten König von Queda, die Aus-
lieferung von Flüchtigen, die Stellung malayischer Staaten, Grenz-
bestimmungen und dergleichen betrafen. Die anderen Artikel
verbürgten gegenseitigen Schutz für Schiffbrüchige, sichere Beför-
derung von Briefen und freien Handelsverkehr. Letzteres Zuge-
ständniss wurde illusorisch durch die den Bezirksgouverneuren
anheimgegebene Entscheidung, ob auch Waare genug zum Export
vorhanden wäre. Ferner bestimmte der Vertrag, dass Briten in
Siam unter dem siamesischen Gesetze leben sollten, dass die Lan-
desbehörden sie im Bauen und Miethen von Häusern und Kaufläden
beschränken dürften. Die auch in den angefügten Handelsbestim-
mungen versprochene Befreiung des Verkehrs blieb ein leeres
Wort; die englischen Schiffe wurden zudem noch mit übermässigen
Hafenabgaben gedrückt.

Am 20. März 1833 unterzeichnete Mr. Edmund Roberts in
Bankok für die Vereinigten Staaten einen Freundschafts- und Han-
delsvertrag in zehn Artikeln. Danach sollte ewiger Frieden und
Freundschaft herrschen und freier Handelsverkehr zwischen Sia-
mesen und Americanern erlaubt sein, ausser für die Einfuhr von
Opium und Kriegsbedarf und die Ausfuhr von Reis; die Schiff-
brüchigen sollten geschützt werden, ebenso Americaner, die von
Piraten nach Siam geschleppt würden; americanische Schuldner

Capitän Burney. Mr. Edmund Roberts. XXI.
demselben antworten, was Mr. Crawfurd als ungehörig ablehnte.
Ein Schreiben des zweiten oder stellvertretenden Phra-klaṅ an
den Secretär des General-Gouverneurs wurde dagegen angenommen.
Es constatirte einfach den Empfang des englischen Briefes und der
dargereichten Geschenke, — »offerings«, sagt die englische Ueber-
setzung, wahrscheinlich steht im Siamesischen »Tribut«; dann er-
wähnt es die von dem Agenten geäusserten Wünsche und Bitten,
über die er mit dem Zolldirector verhandeln solle, und giebt eine
Liste der Gegengeschenke.

Bald nach der Thronbesteigung des Königs Phrasat-thoṅ
kam 1826 Capitän Burney nach Baṅkok. Der Hauptzweck seiner
Sendung war politisch; während der Verwickelungen mit Birma
hatten die Siamesen das Gebiet des den Engländern befreundeten
Königs von Queda besetzt; man wollte ein Bündniss derselben mit
den Birmanen abwenden und sich wo möglich ihren Beistand
sichern. In allen Hauptpuncten abgewiesen schloss Capitän Burney
doch ein Abkommen in vierzehn Artikeln, von denen sieben rein
politischen Inhalts den verbannten König von Queda, die Aus-
lieferung von Flüchtigen, die Stellung malayischer Staaten, Grenz-
bestimmungen und dergleichen betrafen. Die anderen Artikel
verbürgten gegenseitigen Schutz für Schiffbrüchige, sichere Beför-
derung von Briefen und freien Handelsverkehr. Letzteres Zuge-
ständniss wurde illusorisch durch die den Bezirksgouverneuren
anheimgegebene Entscheidung, ob auch Waare genug zum Export
vorhanden wäre. Ferner bestimmte der Vertrag, dass Briten in
Siam unter dem siamesischen Gesetze leben sollten, dass die Lan-
desbehörden sie im Bauen und Miethen von Häusern und Kaufläden
beschränken dürften. Die auch in den angefügten Handelsbestim-
mungen versprochene Befreiung des Verkehrs blieb ein leeres
Wort; die englischen Schiffe wurden zudem noch mit übermässigen
Hafenabgaben gedrückt.

Am 20. März 1833 unterzeichnete Mr. Edmund Roberts in
Baṅkok für die Vereinigten Staaten einen Freundschafts- und Han-
delsvertrag in zehn Artikeln. Danach sollte ewiger Frieden und
Freundschaft herrschen und freier Handelsverkehr zwischen Sia-
mesen und Americanern erlaubt sein, ausser für die Einfuhr von
Opium und Kriegsbedarf und die Ausfuhr von Reis; die Schiff-
brüchigen sollten geschützt werden, ebenso Americaner, die von
Piraten nach Siam geschleppt würden; americanische Schuldner

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[248/0262] Capitän Burney. Mr. Edmund Roberts. XXI. demselben antworten, was Mr. Crawfurd als ungehörig ablehnte. Ein Schreiben des zweiten oder stellvertretenden Phra-klaṅ an den Secretär des General-Gouverneurs wurde dagegen angenommen. Es constatirte einfach den Empfang des englischen Briefes und der dargereichten Geschenke, — »offerings«, sagt die englische Ueber- setzung, wahrscheinlich steht im Siamesischen »Tribut«; dann er- wähnt es die von dem Agenten geäusserten Wünsche und Bitten, über die er mit dem Zolldirector verhandeln solle, und giebt eine Liste der Gegengeschenke. Bald nach der Thronbesteigung des Königs Phrasat-thoṅ kam 1826 Capitän Burney nach Baṅkok. Der Hauptzweck seiner Sendung war politisch; während der Verwickelungen mit Birma hatten die Siamesen das Gebiet des den Engländern befreundeten Königs von Queda besetzt; man wollte ein Bündniss derselben mit den Birmanen abwenden und sich wo möglich ihren Beistand sichern. In allen Hauptpuncten abgewiesen schloss Capitän Burney doch ein Abkommen in vierzehn Artikeln, von denen sieben rein politischen Inhalts den verbannten König von Queda, die Aus- lieferung von Flüchtigen, die Stellung malayischer Staaten, Grenz- bestimmungen und dergleichen betrafen. Die anderen Artikel verbürgten gegenseitigen Schutz für Schiffbrüchige, sichere Beför- derung von Briefen und freien Handelsverkehr. Letzteres Zuge- ständniss wurde illusorisch durch die den Bezirksgouverneuren anheimgegebene Entscheidung, ob auch Waare genug zum Export vorhanden wäre. Ferner bestimmte der Vertrag, dass Briten in Siam unter dem siamesischen Gesetze leben sollten, dass die Lan- desbehörden sie im Bauen und Miethen von Häusern und Kaufläden beschränken dürften. Die auch in den angefügten Handelsbestim- mungen versprochene Befreiung des Verkehrs blieb ein leeres Wort; die englischen Schiffe wurden zudem noch mit übermässigen Hafenabgaben gedrückt. Am 20. März 1833 unterzeichnete Mr. Edmund Roberts in Baṅkok für die Vereinigten Staaten einen Freundschafts- und Han- delsvertrag in zehn Artikeln. Danach sollte ewiger Frieden und Freundschaft herrschen und freier Handelsverkehr zwischen Sia- mesen und Americanern erlaubt sein, ausser für die Einfuhr von Opium und Kriegsbedarf und die Ausfuhr von Reis; die Schiff- brüchigen sollten geschützt werden, ebenso Americaner, die von Piraten nach Siam geschleppt würden; americanische Schuldner

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/262>, abgerufen am 26.04.2024.