Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.dritter Theil. Das ist der Jnhalt seiner oben (§. 9.) ange-führten Worte. Wann er demnach die Mut- terarbeit vor ein persönlich Kennzeichen des hei- ligen Geistes angiebt; mit Verwerfung der alten Kennzeichen, so must du, lieber Leser, dir etwas Geheimnisvolles, und zur Seeligkeit ohnentberliches vorstellen. Du must den Zin- zendorfischen höhen Glaubensartikel mit gehö- riger Andacht und starkem Beyfall zu Hertzen nehmen. Summa der Herrnhuter siehet wohl, daß er mit Schalkheit schwanger gehet. Jhm ahndet, daß man den Betrug merken werde. Deswegen muß er ihn zum voraus mit dem Bann fürchterlich machen. Er ist jetzt selbst ein neuer heiliger Geist, der Geheimnisse offen- baret, die kein menschlicher Verstand bis daher ergründet hat. Deswegen macht er ein sehr andächtig, streng, und gelehrtes Gesicht, ehe er zur Sache selbst schreitet. Sonst möchte der Zuschauer, der ihn auf seiner Bühne aus- rufen siehet, kein rechtes Vertrauen zu ihm fassen. Das ist demnach der Jnhalt seines dritten Eingangs: Wer meine Weisheit vor keinen Glaubensartikel hält, der lauft Gefahr, verlohren zu werden. §. 54. Der vierte Eingang. Die Lehrer der christ- las- E 5
dritter Theil. Das iſt der Jnhalt ſeiner oben (§. 9.) ange-fuͤhrten Worte. Wann er demnach die Mut- terarbeit vor ein perſoͤnlich Kennzeichen des hei- ligen Geiſtes angiebt; mit Verwerfung der alten Kennzeichen, ſo muſt du, lieber Leſer, dir etwas Geheimnisvolles, und zur Seeligkeit ohnentberliches vorſtellen. Du muſt den Zin- zendorfiſchen hoͤhen Glaubensartikel mit gehoͤ- riger Andacht und ſtarkem Beyfall zu Hertzen nehmen. Summa der Herrnhuter ſiehet wohl, daß er mit Schalkheit ſchwanger gehet. Jhm ahndet, daß man den Betrug merken werde. Deswegen muß er ihn zum voraus mit dem Bann fuͤrchterlich machen. Er iſt jetzt ſelbſt ein neuer heiliger Geiſt, der Geheimniſſe offen- baret, die kein menſchlicher Verſtand bis daher ergruͤndet hat. Deswegen macht er ein ſehr andaͤchtig, ſtreng, und gelehrtes Geſicht, ehe er zur Sache ſelbſt ſchreitet. Sonſt moͤchte der Zuſchauer, der ihn auf ſeiner Buͤhne aus- rufen ſiehet, kein rechtes Vertrauen zu ihm faſſen. Das iſt demnach der Jnhalt ſeines dritten Eingangs: Wer meine Weisheit vor keinen Glaubensartikel haͤlt, der lauft Gefahr, verlohren zu werden. §. 54. Der vierte Eingang. Die Lehrer der chriſt- laſ- E 5
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dritter Theil.
Das iſt der Jnhalt ſeiner oben (§. 9.) ange-
fuͤhrten Worte. Wann er demnach die Mut-
terarbeit vor ein perſoͤnlich Kennzeichen des hei-
ligen Geiſtes angiebt; mit Verwerfung der
alten Kennzeichen, ſo muſt du, lieber Leſer, dir
etwas Geheimnisvolles, und zur Seeligkeit
ohnentberliches vorſtellen. Du muſt den Zin-
zendorfiſchen hoͤhen Glaubensartikel mit gehoͤ-
riger Andacht und ſtarkem Beyfall zu Hertzen
nehmen. Summa der Herrnhuter ſiehet wohl,
daß er mit Schalkheit ſchwanger gehet. Jhm
ahndet, daß man den Betrug merken werde.
Deswegen muß er ihn zum voraus mit dem
Bann fuͤrchterlich machen. Er iſt jetzt ſelbſt
ein neuer heiliger Geiſt, der Geheimniſſe offen-
baret, die kein menſchlicher Verſtand bis daher
ergruͤndet hat. Deswegen macht er ein ſehr
andaͤchtig, ſtreng, und gelehrtes Geſicht, ehe
er zur Sache ſelbſt ſchreitet. Sonſt moͤchte
der Zuſchauer, der ihn auf ſeiner Buͤhne aus-
rufen ſiehet, kein rechtes Vertrauen zu ihm
faſſen. Das iſt demnach der Jnhalt ſeines
dritten Eingangs: Wer meine Weisheit vor
keinen Glaubensartikel haͤlt, der lauft Gefahr,
verlohren zu werden.
§. 54.
Der vierte Eingang. Die Lehrer der chriſt-
lichen Kirche, wenigſtens die unter den Pro-
teſtanten, haben ſeit der Reformation bis auf
dieſe Stunde eine greuliche Suͤnde begangen.
Er nennet ſie auf das gelindeſte, eine Unter-
laſ-
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