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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

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dritter Theil.
§. 99.

Es ist (3) der christlichen Freyheit schnur-
stracks entgegen, und ein Beginnen das Zer-
rüttung anrichtet, wann jemand eigenmäch-
tig erfundene, und noch darzu sehr unschickli-
che blose (*) Worte (§. 98.) der Kirche als

Glau-
nicht lesen könne, seyn sollen. Und
doch soll sein Wort eine Glaubens-Leh-
re seyn.
Das Wort Mutterleib, zumal vom hei-
ligen Geist als ein persönlich Kennzeichen
gebrauchet, ist ebenfalls unziemlich, und
bringet die ungegründete Leute, bey de-
nen es doch den Glauben aufrichten soll,
auf einen Geschlechts-Unterschied in der
Gottheit. Daher es in der Schrift, be-
vorab als ein persönlich Kennzeichen, nir-
gends befindlich ist.
(*) Jch sage nicht, daß sein gantzes Ver-
gehen, blos in Erfindung eines solchen
Wortes bestehe. Unten wird es weiter
gezeiget werden. Jetzt erfodert die Ord-
nung noch nichts weiters. Dieses ist
beiläufig anzumercken: Zinzendorf will
das Wort Buse, Erbsunde, etc. aus
der Kirche hinausfegen. Diese Wörter
sind fürtreflich, und schriftmäsig. Hin-
gegen macht er willkührlich neue Wörter
und
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dritter Theil.
§. 99.

Es iſt (3) der chriſtlichen Freyheit ſchnur-
ſtracks entgegen, und ein Beginnen das Zer-
ruͤttung anrichtet, wann jemand eigenmaͤch-
tig erfundene, und noch darzu ſehr unſchickli-
che bloſe (*) Worte (§. 98.) der Kirche als

Glau-
nicht leſen koͤnne, ſeyn ſollen. Und
doch ſoll ſein Wort eine Glaubens-Leh-
re ſeyn.
Das Wort Mutterleib, zumal vom hei-
ligen Geiſt als ein perſoͤnlich Kennzeichen
gebrauchet, iſt ebenfalls unziemlich, und
bringet die ungegruͤndete Leute, bey de-
nen es doch den Glauben aufrichten ſoll,
auf einen Geſchlechts-Unterſchied in der
Gottheit. Daher es in der Schrift, be-
vorab als ein perſoͤnlich Kennzeichen, nir-
gends befindlich iſt.
(*) Jch ſage nicht, daß ſein gantzes Ver-
gehen, blos in Erfindung eines ſolchen
Wortes beſtehe. Unten wird es weiter
gezeiget werden. Jetzt erfodert die Ord-
nung noch nichts weiters. Dieſes iſt
beilaͤufig anzumercken: Zinzendorf will
das Wort Buſe, Erbſunde, ꝛc. aus
der Kirche hinausfegen. Dieſe Woͤrter
ſind fuͤrtreflich, und ſchriftmaͤſig. Hin-
gegen macht er willkuͤhrlich neue Woͤrter
und
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[183/0199] dritter Theil. §. 99. Es iſt (3) der chriſtlichen Freyheit ſchnur- ſtracks entgegen, und ein Beginnen das Zer- ruͤttung anrichtet, wann jemand eigenmaͤch- tig erfundene, und noch darzu ſehr unſchickli- che bloſe (*) Worte (§. 98.) der Kirche als Glau- (***) (*) Jch ſage nicht, daß ſein gantzes Ver- gehen, blos in Erfindung eines ſolchen Wortes beſtehe. Unten wird es weiter gezeiget werden. Jetzt erfodert die Ord- nung noch nichts weiters. Dieſes iſt beilaͤufig anzumercken: Zinzendorf will das Wort Buſe, Erbſunde, ꝛc. aus der Kirche hinausfegen. Dieſe Woͤrter ſind fuͤrtreflich, und ſchriftmaͤſig. Hin- gegen macht er willkuͤhrlich neue Woͤrter und (***) nicht leſen koͤnne, ſeyn ſollen. Und doch ſoll ſein Wort eine Glaubens-Leh- re ſeyn. Das Wort Mutterleib, zumal vom hei- ligen Geiſt als ein perſoͤnlich Kennzeichen gebrauchet, iſt ebenfalls unziemlich, und bringet die ungegruͤndete Leute, bey de- nen es doch den Glauben aufrichten ſoll, auf einen Geſchlechts-Unterſchied in der Gottheit. Daher es in der Schrift, be- vorab als ein perſoͤnlich Kennzeichen, nir- gends befindlich iſt. M 4

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/199>, abgerufen am 21.11.2024.