der ihr Umarmen. Also muß nach Zin- zendorfs Glauben das Muttergeschäfte kein rechtes Kennzeichen des heiligen Geistes seyn.
§. 96.
Es könte noch verschiedenes angeführet wer- den, sonderlich von dem Zinzendorfischen aus- drücklichen Vorbehalt, daß man das Mut- tergeschäfte des H. Geistes nicht verblümt sondern wesentlich erklären müsse. (§. 81.) Dann soweit diese Mutterschaft und das Aus- gebären, einen gesunden Verstand haben kön- te, so weit wäre es einerley mit der Heiligung, auser daß sonsten schädliche Begriffe beigeflickt werden, welche das wenige gute äuserst be- flecken, welches man sonst gerne darunter su- chen wolte, auch wider des Verfassers Den- cken. Treibt man es aber weiter, wie Zinzen- dorf ausbedinget, also und dergestalt, daß zur Aufrichtung des Glaubens (§. 93.) noch et- was mehr als die Heiligung darinnen liegen solle; nimt man das Gedichte des mütterli- chen Leibes, der Gemahlin, und des fühl- baren Umarmens, darzu: so fürchte ich ein heidnisches Götterwerck, und einen Unsinn der Anthropomorphiten. Worzu ein Mensch von einer solchen verruckten Phantasie, und Erhe- bung über GOtt und sein Wort, ja Lästerung desselben (§. 91. 77.**) vollkommen aufgele- get ist, und aus gerechtem Verhängnis GOt-
tes
dritter Theil.
der ihr Umarmen. Alſo muß nach Zin- zendorfs Glauben das Muttergeſchaͤfte kein rechtes Kennzeichen des heiligen Geiſtes ſeyn.
§. 96.
Es koͤnte noch verſchiedenes angefuͤhret wer- den, ſonderlich von dem Zinzendorfiſchen aus- druͤcklichen Vorbehalt, daß man das Mut- tergeſchaͤfte des H. Geiſtes nicht verbluͤmt ſondern weſentlich erklaͤren muͤſſe. (§. 81.) Dann ſoweit dieſe Mutterſchaft und das Aus- gebaͤren, einen geſunden Verſtand haben koͤn- te, ſo weit waͤre es einerley mit der Heiligung, auſer daß ſonſten ſchaͤdliche Begriffe beigeflickt werden, welche das wenige gute aͤuſerſt be- flecken, welches man ſonſt gerne darunter ſu- chen wolte, auch wider des Verfaſſers Den- cken. Treibt man es aber weiter, wie Zinzen- dorf ausbedinget, alſo und dergeſtalt, daß zur Aufrichtung des Glaubens (§. 93.) noch et- was mehr als die Heiligung darinnen liegen ſolle; nimt man das Gedichte des muͤtterli- chen Leibes, der Gemahlin, und des fuͤhl- baren Umarmens, darzu: ſo fuͤrchte ich ein heidniſches Goͤtterwerck, und einen Unſinn der Anthropomorphiten. Worzu ein Menſch von einer ſolchen verruckten Phantaſie, und Erhe- bung uͤber GOtt und ſein Wort, ja Laͤſterung deſſelben (§. 91. 77.**) vollkommen aufgele- get iſt, und aus gerechtem Verhaͤngnis GOt-
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dritter Theil.
der ihr Umarmen. Alſo muß nach Zin-
zendorfs Glauben das Muttergeſchaͤfte kein
rechtes Kennzeichen des heiligen Geiſtes
ſeyn.
§. 96.
Es koͤnte noch verſchiedenes angefuͤhret wer-
den, ſonderlich von dem Zinzendorfiſchen aus-
druͤcklichen Vorbehalt, daß man das Mut-
tergeſchaͤfte des H. Geiſtes nicht verbluͤmt
ſondern weſentlich erklaͤren muͤſſe. (§. 81.)
Dann ſoweit dieſe Mutterſchaft und das Aus-
gebaͤren, einen geſunden Verſtand haben koͤn-
te, ſo weit waͤre es einerley mit der Heiligung,
auſer daß ſonſten ſchaͤdliche Begriffe beigeflickt
werden, welche das wenige gute aͤuſerſt be-
flecken, welches man ſonſt gerne darunter ſu-
chen wolte, auch wider des Verfaſſers Den-
cken. Treibt man es aber weiter, wie Zinzen-
dorf ausbedinget, alſo und dergeſtalt, daß zur
Aufrichtung des Glaubens (§. 93.) noch et-
was mehr als die Heiligung darinnen liegen
ſolle; nimt man das Gedichte des muͤtterli-
chen Leibes, der Gemahlin, und des fuͤhl-
baren Umarmens, darzu: ſo fuͤrchte ich ein
heidniſches Goͤtterwerck, und einen Unſinn der
Anthropomorphiten. Worzu ein Menſch von
einer ſolchen verruckten Phantaſie, und Erhe-
bung uͤber GOtt und ſein Wort, ja Laͤſterung
deſſelben (§. 91. 77.**) vollkommen aufgele-
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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/187>, abgerufen am 03.03.2025.
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