Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
wandelt, und die allerheiligste Religion der Chri-
sten auf das äuserste verspottet wird?

§. 48.

Der betrug wird sich näher zeigen, wenn man
den Grafen fragen darf: woher ihm doch bekant
seye, daß die wilden schon so lange vom heiligen
Geist unterrichter worden, ehe er ihnen die ohren
durch seine jünger schleifen läset? Hat ihm etwa
der heilige Geist durch eine gleiche innere offenba-
rung das ins ohr gesaget: dort sind leute von den
wilden, die ich schon vor zehen jahren habe, mit
denen ich längst eine conversation angezettelt hat-
te? Es fehlet nur daran, daß die brüder hinlau-
fen, und das siegel darauf drüken, was schon da
ist? Auf demnach! und rüste deine streiterbande,
daß sie dort ihren angrif thun! Gewis, der Graf
muß sich dieses einbilden. Deswegen vergleicht
er seine elende kreaturen mit dem Philippo,

(§. 26.)
sie drei zeilen davon lesen hören. Und wo-
mit beweiset er dieses von seinen wilden?
mit nichts anders, als seinem alten fanati-
schen traum: dann sie haben, oft schon ze-
hen jahre/ darüber gedacht.
Und wie
haben sie als wilde, darüber denken kön-
nen? antwort: der heilige Geist hat schon
drüber gearbeitet/ der heilige Geist hat
schon dran gemacht/ und alle schwierig-
keiten und hindernisse aus dem wege ge-
räumet etc. etc.

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
wandelt, und die allerheiligſte Religion der Chri-
ſten auf das aͤuſerſte verſpottet wird?

§. 48.

Der betrug wird ſich naͤher zeigen, wenn man
den Grafen fragen darf: woher ihm doch bekant
ſeye, daß die wilden ſchon ſo lange vom heiligen
Geiſt unterrichter worden, ehe er ihnen die ohren
durch ſeine juͤnger ſchleifen laͤſet? Hat ihm etwa
der heilige Geiſt durch eine gleiche innere offenba-
rung das ins ohr geſaget: dort ſind leute von den
wilden, die ich ſchon vor zehen jahren habe, mit
denen ich laͤngſt eine converſation angezettelt hat-
te? Es fehlet nur daran, daß die bruͤder hinlau-
fen, und das ſiegel darauf druͤken, was ſchon da
iſt? Auf demnach! und ruͤſte deine ſtreiterbande,
daß ſie dort ihren angrif thun! Gewis, der Graf
muß ſich dieſes einbilden. Deswegen vergleicht
er ſeine elende kreaturen mit dem Philippo,

(§. 26.)
ſie drei zeilen davon leſen hoͤren. Und wo-
mit beweiſet er dieſes von ſeinen wilden?
mit nichts anders, als ſeinem alten fanati-
ſchen traum: dann ſie haben, oft ſchon ze-
hen jahre/ daruͤber gedacht.
Und wie
haben ſie als wilde, daruͤber denken koͤn-
nen? antwort: der heilige Geiſt hat ſchon
druͤber gearbeitet/ der heilige Geiſt hat
ſchon dran gemacht/ und alle ſchwierig-
keiten und hinderniſſe aus dem wege ge-
raͤumet ꝛc. ꝛc.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0074" n="64"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</hi></fw><lb/>
wandelt, und die allerheilig&#x017F;te Religion der Chri-<lb/>
&#x017F;ten auf das a&#x0364;u&#x017F;er&#x017F;te ver&#x017F;pottet wird?</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 48.</head><lb/>
            <p>Der betrug wird &#x017F;ich na&#x0364;her zeigen, wenn man<lb/>
den Grafen fragen darf: woher ihm doch bekant<lb/>
&#x017F;eye, daß die wilden &#x017F;chon &#x017F;o lange vom heiligen<lb/>
Gei&#x017F;t unterrichter worden, ehe er ihnen die ohren<lb/>
durch &#x017F;eine ju&#x0364;nger &#x017F;chleifen la&#x0364;&#x017F;et? Hat ihm etwa<lb/>
der heilige Gei&#x017F;t durch eine gleiche innere offenba-<lb/>
rung das ins ohr ge&#x017F;aget: dort &#x017F;ind leute von den<lb/>
wilden, die ich &#x017F;chon vor zehen jahren habe, mit<lb/>
denen ich la&#x0364;ng&#x017F;t eine conver&#x017F;ation angezettelt hat-<lb/>
te? Es fehlet nur daran, daß die bru&#x0364;der hinlau-<lb/>
fen, und das &#x017F;iegel darauf dru&#x0364;ken, was &#x017F;chon da<lb/>
i&#x017F;t? Auf demnach! und ru&#x0364;&#x017F;te deine &#x017F;treiterbande,<lb/>
daß &#x017F;ie dort ihren angrif thun! Gewis, der Graf<lb/>
muß &#x017F;ich die&#x017F;es einbilden. Deswegen vergleicht<lb/>
er &#x017F;eine elende kreaturen mit dem Philippo,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">(§. 26.)</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_9_2" prev="#seg2pn_9_1" place="foot" n="(*)"><hi rendition="#fr">&#x017F;ie drei zeilen davon le&#x017F;en ho&#x0364;ren.</hi> Und wo-<lb/>
mit bewei&#x017F;et er die&#x017F;es von &#x017F;einen wilden?<lb/>
mit nichts anders, als &#x017F;einem alten fanati-<lb/>
&#x017F;chen traum: <hi rendition="#fr">dann</hi> &#x017F;ie haben, oft <hi rendition="#fr">&#x017F;chon ze-<lb/>
hen jahre/ daru&#x0364;ber gedacht.</hi> Und wie<lb/>
haben &#x017F;ie als wilde, daru&#x0364;ber denken ko&#x0364;n-<lb/>
nen? antwort: <hi rendition="#fr">der heilige Gei&#x017F;t hat &#x017F;chon<lb/>
dru&#x0364;ber gearbeitet/ der heilige Gei&#x017F;t hat<lb/>
&#x017F;chon dran gemacht/ und alle &#x017F;chwierig-<lb/>
keiten und hinderni&#x017F;&#x017F;e aus dem wege ge-<lb/>
ra&#x0364;umet &#xA75B;c. &#xA75B;c.</hi></note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0074] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit wandelt, und die allerheiligſte Religion der Chri- ſten auf das aͤuſerſte verſpottet wird? §. 48. Der betrug wird ſich naͤher zeigen, wenn man den Grafen fragen darf: woher ihm doch bekant ſeye, daß die wilden ſchon ſo lange vom heiligen Geiſt unterrichter worden, ehe er ihnen die ohren durch ſeine juͤnger ſchleifen laͤſet? Hat ihm etwa der heilige Geiſt durch eine gleiche innere offenba- rung das ins ohr geſaget: dort ſind leute von den wilden, die ich ſchon vor zehen jahren habe, mit denen ich laͤngſt eine converſation angezettelt hat- te? Es fehlet nur daran, daß die bruͤder hinlau- fen, und das ſiegel darauf druͤken, was ſchon da iſt? Auf demnach! und ruͤſte deine ſtreiterbande, daß ſie dort ihren angrif thun! Gewis, der Graf muß ſich dieſes einbilden. Deswegen vergleicht er ſeine elende kreaturen mit dem Philippo, (§. 26.) (*) (*) ſie drei zeilen davon leſen hoͤren. Und wo- mit beweiſet er dieſes von ſeinen wilden? mit nichts anders, als ſeinem alten fanati- ſchen traum: dann ſie haben, oft ſchon ze- hen jahre/ daruͤber gedacht. Und wie haben ſie als wilde, daruͤber denken koͤn- nen? antwort: der heilige Geiſt hat ſchon druͤber gearbeitet/ der heilige Geiſt hat ſchon dran gemacht/ und alle ſchwierig- keiten und hinderniſſe aus dem wege ge- raͤumet ꝛc. ꝛc.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/74
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/74>, abgerufen am 03.12.2024.