Es ist aber doch künstlich ausgedacht: man hat die warheiten von dem Vater JEsu Christi, der welt bekant gemacht. Also kan man es den So- cinianern so übel nicht nehmen, daß sie diese war- heit angefeindet, und verworfen haben, (§. 73.) was wollen wir nun weiter haben? Aber wie wäre es dann gegangen, wo diese warheiten kein anderer mensch, als die brüder, zu sehen bekom- men hätte? wären dann bei verheelung dieser war- heit, keine Socinianer entstanden? oder müssen die leute nothwendig Socinianer seyn und blei- ben, bis sie brüder worden sind? wann die wil- den durch das wort bekehret werden: dein Schö- pfer ist dein Heiland! wie der Herr Graf will: wissen sie dann sogleich, ob dieser Schöpser der Vater, oder der Sohn, oder der heilige Geist seye? ist derjenige dann besser, als ein Socinia- ner, der nur von einer person der Gottheit weiß, die er den Schöpfer, und den Heiland nennet? Ist das nicht ein herrlicher schlus: weil die war- heit offenbar worden, welche von den feinden dieser warheit verläugnet wird, so ist die offen- barung der warheit ein grundirthum, daraus die verläugnung derselben entstehet. Wann der Graf fortfähret, solche folgerungen zu machen, so kan er bald zum ende kommen. Er kan mit eben dem grund sagen: weil der Schöpfer seine ewige kraft und Gottheit, durch die hervorbrin- gung einer sichtbaren welt, allen und jeden men- schen, auch den heiden, offenbaret hat, Köm. 1, 19.
so
K 4
anderer Theil.
§. 92.
Es iſt aber doch kuͤnſtlich ausgedacht: man hat die warheiten von dem Vater JEſu Chriſti, der welt bekant gemacht. Alſo kan man es den So- cinianern ſo uͤbel nicht nehmen, daß ſie dieſe war- heit angefeindet, und verworfen haben, (§. 73.) was wollen wir nun weiter haben? Aber wie waͤre es dann gegangen, wo dieſe warheiten kein anderer menſch, als die bruͤder, zu ſehen bekom- men haͤtte? waͤren dann bei verheelung dieſer war- heit, keine Socinianer entſtanden? oder muͤſſen die leute nothwendig Socinianer ſeyn und blei- ben, bis ſie bruͤder worden ſind? wann die wil- den durch das wort bekehret werden: dein Schoͤ- pfer iſt dein Heiland! wie der Herr Graf will: wiſſen ſie dann ſogleich, ob dieſer Schoͤpſer der Vater, oder der Sohn, oder der heilige Geiſt ſeye? iſt derjenige dann beſſer, als ein Socinia- ner, der nur von einer perſon der Gottheit weiß, die er den Schoͤpfer, und den Heiland nennet? Iſt das nicht ein herrlicher ſchlus: weil die war- heit offenbar worden, welche von den feinden dieſer warheit verlaͤugnet wird, ſo iſt die offen- barung der warheit ein grundirthum, daraus die verlaͤugnung derſelben entſtehet. Wann der Graf fortfaͤhret, ſolche folgerungen zu machen, ſo kan er bald zum ende kommen. Er kan mit eben dem grund ſagen: weil der Schoͤpfer ſeine ewige kraft und Gottheit, durch die hervorbrin- gung einer ſichtbaren welt, allen und jeden men- ſchen, auch den heiden, offenbaret hat, Koͤm. 1, 19.
ſo
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anderer Theil.
§. 92.
Es iſt aber doch kuͤnſtlich ausgedacht: man hat
die warheiten von dem Vater JEſu Chriſti, der
welt bekant gemacht. Alſo kan man es den So-
cinianern ſo uͤbel nicht nehmen, daß ſie dieſe war-
heit angefeindet, und verworfen haben, (§. 73.)
was wollen wir nun weiter haben? Aber wie
waͤre es dann gegangen, wo dieſe warheiten kein
anderer menſch, als die bruͤder, zu ſehen bekom-
men haͤtte? waͤren dann bei verheelung dieſer war-
heit, keine Socinianer entſtanden? oder muͤſſen
die leute nothwendig Socinianer ſeyn und blei-
ben, bis ſie bruͤder worden ſind? wann die wil-
den durch das wort bekehret werden: dein Schoͤ-
pfer iſt dein Heiland! wie der Herr Graf will:
wiſſen ſie dann ſogleich, ob dieſer Schoͤpſer der
Vater, oder der Sohn, oder der heilige Geiſt
ſeye? iſt derjenige dann beſſer, als ein Socinia-
ner, der nur von einer perſon der Gottheit weiß,
die er den Schoͤpfer, und den Heiland nennet?
Iſt das nicht ein herrlicher ſchlus: weil die war-
heit offenbar worden, welche von den feinden
dieſer warheit verlaͤugnet wird, ſo iſt die offen-
barung der warheit ein grundirthum, daraus die
verlaͤugnung derſelben entſtehet. Wann der
Graf fortfaͤhret, ſolche folgerungen zu machen,
ſo kan er bald zum ende kommen. Er kan mit
eben dem grund ſagen: weil der Schoͤpfer ſeine
ewige kraft und Gottheit, durch die hervorbrin-
gung einer ſichtbaren welt, allen und jeden men-
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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/161>, abgerufen am 04.03.2025.
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