Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

anderer Theil.
Graf wird hoffentlich wissen, daß Jehovah ein
name des wesens, nicht aber ein unterschiedsna-
me der personen ist. c) Wiewohl er verläst sich
auch schlecht auf diese Erfindung. Dann es fällt
ihm gleich dieses bei: wann jemand diese erklä-
rung gemacht hätte: Jehova unter den göt-
tern: der hätte eben keinen grosen irthum be-
gangen.
Also braucht man einen geist der göt-
ter darzu, damit man nur irthümer vom zweiten
rang begehe. Und dennoch hätte dieser irthum
mit verstand gesagt werden/ und ein tiefes
nachsinnen verursachen müssen.
Sind das
nicht schöne sachen vor eine predig im herrenhaag,
die uns die heilige Dreieinigkeit erklären soll!

§. 78.

4) Allein, man muß hierbei wissen: daß die
heilige schrift im A. T. nicht auf die art Jäng
und gäbe gewesen/ wie heut zu tag:
und die
lesung derselben auch nicht. Und also darf
man sichs gar nicht vorstellen/ daß die leute
so tief nachgedacht haben.
Herrliche anmer-
kung! oben stunde, alle glaubensartikel im alten
testament wären auf den Jehova Meßias ge-
gangen/
mithin kein glaubensartikel auf GOtt
den Vater. Da hatte der geist GOttes die
schuld, daß er die sache nicht anders und besser
offenbaren wollen, bis der HErr Christus im
neuen testament sie erst entdeket habe. Jetzt aber
heist es, die schrift/ und deren lesung wäre
nicht so gäng und gäbe gewesen/ wie bei uns.

Hie-
J 2

anderer Theil.
Graf wird hoffentlich wiſſen, daß Jehovah ein
name des weſens, nicht aber ein unterſchiedsna-
me der perſonen iſt. c) Wiewohl er verlaͤſt ſich
auch ſchlecht auf dieſe Erfindung. Dann es faͤllt
ihm gleich dieſes bei: wann jemand dieſe erklaͤ-
rung gemacht haͤtte: Jehova unter den goͤt-
tern: der haͤtte eben keinen groſen irthum be-
gangen.
Alſo braucht man einen geiſt der goͤt-
ter darzu, damit man nur irthuͤmer vom zweiten
rang begehe. Und dennoch haͤtte dieſer irthum
mit verſtand geſagt werden/ und ein tiefes
nachſinnen verurſachen muͤſſen.
Sind das
nicht ſchoͤne ſachen vor eine predig im herrenhaag,
die uns die heilige Dreieinigkeit erklaͤren ſoll!

§. 78.

4) Allein, man muß hierbei wiſſen: daß die
heilige ſchrift im A. T. nicht auf die art Jaͤng
und gaͤbe geweſen/ wie heut zu tag:
und die
leſung derſelben auch nicht. Und alſo darf
man ſichs gar nicht vorſtellen/ daß die leute
ſo tief nachgedacht haben.
Herrliche anmer-
kung! oben ſtunde, alle glaubensartikel im alten
teſtament waͤren auf den Jehova Meßias ge-
gangen/
mithin kein glaubensartikel auf GOtt
den Vater. Da hatte der geiſt GOttes die
ſchuld, daß er die ſache nicht anders und beſſer
offenbaren wollen, bis der HErr Chriſtus im
neuen teſtament ſie erſt entdeket habe. Jetzt aber
heiſt es, die ſchrift/ und deren leſung waͤre
nicht ſo gaͤng und gaͤbe geweſen/ wie bei uns.

Hie-
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0141" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">anderer Theil.</hi></fw><lb/>
Graf wird hoffentlich wi&#x017F;&#x017F;en, daß <hi rendition="#fr">Jehovah</hi> ein<lb/>
name des we&#x017F;ens, nicht aber ein unter&#x017F;chiedsna-<lb/>
me der per&#x017F;onen i&#x017F;t. <hi rendition="#aq">c</hi>) Wiewohl er verla&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich<lb/>
auch &#x017F;chlecht auf die&#x017F;e Erfindung. Dann es fa&#x0364;llt<lb/>
ihm gleich die&#x017F;es bei: wann jemand die&#x017F;e erkla&#x0364;-<lb/>
rung gemacht ha&#x0364;tte: <hi rendition="#fr">Jehova unter den go&#x0364;t-<lb/>
tern: der ha&#x0364;tte eben keinen gro&#x017F;en irthum be-<lb/>
gangen.</hi> Al&#x017F;o braucht man einen gei&#x017F;t der go&#x0364;t-<lb/>
ter darzu, damit man nur irthu&#x0364;mer vom zweiten<lb/>
rang begehe. Und dennoch ha&#x0364;tte die&#x017F;er irthum<lb/><hi rendition="#fr">mit ver&#x017F;tand ge&#x017F;agt werden/ und ein tiefes<lb/>
nach&#x017F;innen verur&#x017F;achen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi> Sind das<lb/>
nicht &#x017F;cho&#x0364;ne &#x017F;achen vor eine predig im herrenhaag,<lb/>
die uns die heilige Dreieinigkeit erkla&#x0364;ren &#x017F;oll!</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 78.</head><lb/>
              <p>4) Allein, man muß hierbei wi&#x017F;&#x017F;en: <hi rendition="#fr">daß die<lb/>
heilige &#x017F;chrift im A. T. nicht auf die art Ja&#x0364;ng<lb/>
und ga&#x0364;be gewe&#x017F;en/ wie heut zu tag:</hi> und <hi rendition="#fr">die<lb/>
le&#x017F;ung der&#x017F;elben auch nicht. Und al&#x017F;o darf<lb/>
man &#x017F;ichs gar nicht vor&#x017F;tellen/ daß die leute<lb/>
&#x017F;o tief nachgedacht haben.</hi> Herrliche anmer-<lb/>
kung! oben &#x017F;tunde, alle glaubensartikel im alten<lb/>
te&#x017F;tament wa&#x0364;ren auf den <hi rendition="#fr">Jehova Meßias ge-<lb/>
gangen/</hi> mithin kein glaubensartikel auf GOtt<lb/>
den Vater. Da hatte der gei&#x017F;t GOttes die<lb/>
&#x017F;chuld, daß er die &#x017F;ache nicht anders und be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
offenbaren wollen, bis der HErr Chri&#x017F;tus im<lb/>
neuen te&#x017F;tament &#x017F;ie er&#x017F;t entdeket habe. Jetzt aber<lb/>
hei&#x017F;t es, die <hi rendition="#fr">&#x017F;chrift/ und deren le&#x017F;ung wa&#x0364;re<lb/>
nicht &#x017F;o ga&#x0364;ng und ga&#x0364;be gewe&#x017F;en/ wie bei uns.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Hie-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0141] anderer Theil. Graf wird hoffentlich wiſſen, daß Jehovah ein name des weſens, nicht aber ein unterſchiedsna- me der perſonen iſt. c) Wiewohl er verlaͤſt ſich auch ſchlecht auf dieſe Erfindung. Dann es faͤllt ihm gleich dieſes bei: wann jemand dieſe erklaͤ- rung gemacht haͤtte: Jehova unter den goͤt- tern: der haͤtte eben keinen groſen irthum be- gangen. Alſo braucht man einen geiſt der goͤt- ter darzu, damit man nur irthuͤmer vom zweiten rang begehe. Und dennoch haͤtte dieſer irthum mit verſtand geſagt werden/ und ein tiefes nachſinnen verurſachen muͤſſen. Sind das nicht ſchoͤne ſachen vor eine predig im herrenhaag, die uns die heilige Dreieinigkeit erklaͤren ſoll! §. 78. 4) Allein, man muß hierbei wiſſen: daß die heilige ſchrift im A. T. nicht auf die art Jaͤng und gaͤbe geweſen/ wie heut zu tag: und die leſung derſelben auch nicht. Und alſo darf man ſichs gar nicht vorſtellen/ daß die leute ſo tief nachgedacht haben. Herrliche anmer- kung! oben ſtunde, alle glaubensartikel im alten teſtament waͤren auf den Jehova Meßias ge- gangen/ mithin kein glaubensartikel auf GOtt den Vater. Da hatte der geiſt GOttes die ſchuld, daß er die ſache nicht anders und beſſer offenbaren wollen, bis der HErr Chriſtus im neuen teſtament ſie erſt entdeket habe. Jetzt aber heiſt es, die ſchrift/ und deren leſung waͤre nicht ſo gaͤng und gaͤbe geweſen/ wie bei uns. Hie- J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/141
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/141>, abgerufen am 21.11.2024.