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Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.

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chen, ehe jemand sich zu den Blinden zehlet 1 Joh.
9, 41., oder man träget denen die Erquikung
an, die noch nicht mühselig und beladen sind:
schnurstraks gegen die Regel und Bekehrungs-
weise des allerhöchsten Lehrers JEsu Christi,
Matth. 11, 28., der warlich kein Grillenfän-
ger
noch Diener Mosis war.

§. 18.

Wann nun ein ander Wort in der Predig
Petri stehet/ als vom Leyden JEsu/
und
wann ins besondere ein Wort vom Gesetz dar-
in stehet/
so ist der Graf Zinzendorf ein Mensch,
dem kein Mährischer Bruder kein Wort mehr
glauben soll/
wie er selbst verlanget. (§. 7.) Ja ich
besorge, es werden die Brüder ein gleiches von
sich müssen gelten lassen. Dann was ihr Graf
hier schreibet, das machen sie zu einer Apologie
ihrer Kirche (§. 3. *) und unterschreiben es, als
wann es der heilige Geist gesagt hätte. Weil
ohnehin das Vorurtheil bei ihnen eingewurtzelt
ist, wenigstens bei dem Polycarp Müller/ ih-
rem sogenanten Bischof, daß alles, was der
Graf thue, der heilige Geist durch ihn würke.
Zinz. Unfug (lerna Zinz.) s. 94. f. Und
soll ihm dann kein Mährischer Bruder glauben;
so darf ihm auch kein anderer Mensch, etwas
glauben. Dann andere Menschen müssen eben
so wenig den Lügen glauben, als ein Mährischer
Bruder. Und der Herr Graf wird so billig seyn,
daß er seinem Nechsten überhaupt das Recht
gönnet, welches das Naturgesetz einem jeden

Men-

chen, ehe jemand ſich zu den Blinden zehlet 1 Joh.
9, 41., oder man traͤget denen die Erquikung
an, die noch nicht muͤhſelig und beladen ſind:
ſchnurſtraks gegen die Regel und Bekehrungs-
weiſe des allerhoͤchſten Lehrers JEſu Chriſti,
Matth. 11, 28., der warlich kein Grillenfaͤn-
ger
noch Diener Moſis war.

§. 18.

Wann nun ein ander Wort in der Predig
Petri ſtehet/ als vom Leyden JEſu/
und
wann ins beſondere ein Wort vom Geſetz dar-
in ſtehet/
ſo iſt der Graf Zinzendorf ein Menſch,
dem kein Maͤhriſcher Bruder kein Wort mehr
glauben ſoll/
wie er ſelbſt verlanget. (§. 7.) Ja ich
beſorge, es werden die Bruͤder ein gleiches von
ſich muͤſſen gelten laſſen. Dann was ihr Graf
hier ſchreibet, das machen ſie zu einer Apologie
ihrer Kirche (§. 3. *) und unterſchreiben es, als
wann es der heilige Geiſt geſagt haͤtte. Weil
ohnehin das Vorurtheil bei ihnen eingewurtzelt
iſt, wenigſtens bei dem Polycarp Muͤller/ ih-
rem ſogenanten Biſchof, daß alles, was der
Graf thue, der heilige Geiſt durch ihn wuͤrke.
Zinz. Unfug (lerna Zinz.) ſ. 94. f. Und
ſoll ihm dann kein Maͤhriſcher Bruder glauben;
ſo darf ihm auch kein anderer Menſch, etwas
glauben. Dann andere Menſchen muͤſſen eben
ſo wenig den Luͤgen glauben, als ein Maͤhriſcher
Bruder. Und der Herr Graf wird ſo billig ſeyn,
daß er ſeinem Nechſten uͤberhaupt das Recht
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[48/0048] chen, ehe jemand ſich zu den Blinden zehlet 1 Joh. 9, 41., oder man traͤget denen die Erquikung an, die noch nicht muͤhſelig und beladen ſind: ſchnurſtraks gegen die Regel und Bekehrungs- weiſe des allerhoͤchſten Lehrers JEſu Chriſti, Matth. 11, 28., der warlich kein Grillenfaͤn- ger noch Diener Moſis war. §. 18. Wann nun ein ander Wort in der Predig Petri ſtehet/ als vom Leyden JEſu/ und wann ins beſondere ein Wort vom Geſetz dar- in ſtehet/ ſo iſt der Graf Zinzendorf ein Menſch, dem kein Maͤhriſcher Bruder kein Wort mehr glauben ſoll/ wie er ſelbſt verlanget. (§. 7.) Ja ich beſorge, es werden die Bruͤder ein gleiches von ſich muͤſſen gelten laſſen. Dann was ihr Graf hier ſchreibet, das machen ſie zu einer Apologie ihrer Kirche (§. 3. *) und unterſchreiben es, als wann es der heilige Geiſt geſagt haͤtte. Weil ohnehin das Vorurtheil bei ihnen eingewurtzelt iſt, wenigſtens bei dem Polycarp Muͤller/ ih- rem ſogenanten Biſchof, daß alles, was der Graf thue, der heilige Geiſt durch ihn wuͤrke. Zinz. Unfug (lerna Zinz.) ſ. 94. f. Und ſoll ihm dann kein Maͤhriſcher Bruder glauben; ſo darf ihm auch kein anderer Menſch, etwas glauben. Dann andere Menſchen muͤſſen eben ſo wenig den Luͤgen glauben, als ein Maͤhriſcher Bruder. Und der Herr Graf wird ſo billig ſeyn, daß er ſeinem Nechſten uͤberhaupt das Recht goͤnnet, welches das Naturgeſetz einem jeden Men-

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/48>, abgerufen am 27.04.2024.