Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil I. Cap. I. Satz 7.
" dens bleiben. David macht selbst das Epi-
" phonema:
So thut Er keinen Heiden,
" noch lässet sie wissen seine Rechte. Hal-
" lelujah! GOtt Lob und Dank!
" Es war
auch ein preiswürdiges Gerichte, daß die Hei-
den lange Zeit ihren eigenen Wegen überlas-
sen worden: doch sieht der Prophet mit sei-
nem Hallelujah vornemlich auf die Wolthat
an Israel, und sonst hat ja David die Gnade,
welche über die Heiden kommen würde, frö-
lich und oft besungen. Zur Apostel Zeit zwei-
felte man nur, ob die Heiden ohne die Be-
schneidung angenommen werden könnten, und
die Glaubigen liessen sich bald und mit Freu-
den davon befreyen. Wo rühren aber die so
nachtheilige, keiner Entschuldigung fähige Mei-
nungen wider die Schrift her? Vom Betrug
des Herzens.

§ 29.

Die heilige Schrift A. und N. T. ist voller
Klagen über die Falschheit und Unart des
menschlichen Herzens, und deswegen auch
voller Warnungen, daß wir uns von demsel-
ben nicht verführen lassen, und dasselbe auch
nicht verführen sollen. Insonderheit wird
dem Volk Israel bey Mose, in den Psalmen,
und oft bey Jeremia zugeschrieben ein Herzens-
Dünkel,
Hebr. scheriruth lebb, i. e. obfir-
matio cordis
(vid. Coccei. Lex. col.
960.)
eine böse Herzens-Steiffe, da nemlich das
arme starre Herz sich kurzum etwas vorsetzt,

dasselbe

Theil I. Cap. I. Satz 7.
dens bleiben. David macht ſelbſt das Epi-
” phonema:
So thut Er keinen Heiden,
” noch laͤſſet ſie wiſſen ſeine Rechte. Hal-
” lelujah! GOtt Lob und Dank!
” Es war
auch ein preiswuͤrdiges Gerichte, daß die Hei-
den lange Zeit ihren eigenen Wegen uͤberlaſ-
ſen worden: doch ſieht der Prophet mit ſei-
nem Hallelujah vornemlich auf die Wolthat
an Iſrael, und ſonſt hat ja David die Gnade,
welche uͤber die Heiden kommen wuͤrde, froͤ-
lich und oft beſungen. Zur Apoſtel Zeit zwei-
felte man nur, ob die Heiden ohne die Be-
ſchneidung angenommen werden koͤnnten, und
die Glaubigen lieſſen ſich bald und mit Freu-
den davon befreyen. Wo ruͤhren aber die ſo
nachtheilige, keiner Entſchuldigung faͤhige Mei-
nungen wider die Schrift her? Vom Betrug
des Herzens.

§ 29.

Die heilige Schrift A. und N. T. iſt voller
Klagen uͤber die Falſchheit und Unart des
menſchlichen Herzens, und deswegen auch
voller Warnungen, daß wir uns von demſel-
ben nicht verfuͤhren laſſen, und daſſelbe auch
nicht verfuͤhren ſollen. Inſonderheit wird
dem Volk Iſrael bey Moſe, in den Pſalmen,
und oft bey Jeremia zugeſchrieben ein Herzens-
Duͤnkel,
Hebr. ſcheriruth lebb, i. e. obfir-
matio cordis
(vid. Coccei. Lex. col.
960.)
eine boͤſe Herzens-Steiffe, da nemlich das
arme ſtarre Herz ſich kurzum etwas vorſetzt,

daſſelbe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0048" n="28"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Satz</hi> 7.</fw><lb/>
&#x201D; <hi rendition="#fr">dens bleiben.</hi> David macht &#x017F;elb&#x017F;t das <hi rendition="#aq">Epi-<lb/>
&#x201D; phonema:</hi> <hi rendition="#fr">So thut Er keinen Heiden,<lb/>
&#x201D; noch la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eine Rechte. Hal-<lb/>
&#x201D; lelujah! GOtt Lob und Dank!</hi>&#x201D; Es war<lb/>
auch ein preiswu&#x0364;rdiges Gerichte, daß die Hei-<lb/>
den lange Zeit ihren eigenen Wegen u&#x0364;berla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en worden: doch &#x017F;ieht der Prophet mit &#x017F;ei-<lb/>
nem Hallelujah vornemlich auf die Wolthat<lb/>
an I&#x017F;rael, und &#x017F;on&#x017F;t hat ja David die Gnade,<lb/>
welche u&#x0364;ber die Heiden kommen wu&#x0364;rde, fro&#x0364;-<lb/>
lich und oft be&#x017F;ungen. Zur Apo&#x017F;tel Zeit zwei-<lb/>
felte man nur, ob die Heiden ohne die Be-<lb/>
&#x017F;chneidung angenommen werden ko&#x0364;nnten, und<lb/>
die Glaubigen lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich bald und mit Freu-<lb/>
den davon befreyen. Wo ru&#x0364;hren aber die &#x017F;o<lb/>
nachtheilige, keiner Ent&#x017F;chuldigung fa&#x0364;hige Mei-<lb/>
nungen wider die Schrift her? Vom Betrug<lb/>
des Herzens.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§ 29.</head><lb/>
                <p>Die heilige Schrift A. und N. T. i&#x017F;t voller<lb/>
Klagen u&#x0364;ber die Fal&#x017F;chheit und Unart des<lb/>
men&#x017F;chlichen <hi rendition="#fr">Herzens,</hi> und deswegen auch<lb/>
voller Warnungen, daß wir uns von dem&#x017F;el-<lb/>
ben nicht verfu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en, und da&#x017F;&#x017F;elbe auch<lb/>
nicht verfu&#x0364;hren &#x017F;ollen. In&#x017F;onderheit wird<lb/>
dem Volk I&#x017F;rael bey Mo&#x017F;e, in den P&#x017F;almen,<lb/>
und oft bey Jeremia zuge&#x017F;chrieben ein <hi rendition="#fr">Herzens-<lb/>
Du&#x0364;nkel,</hi> <hi rendition="#aq">Hebr. <hi rendition="#i">&#x017F;cheriruth lebb,</hi> i. e. <hi rendition="#i">obfir-<lb/>
matio cordis</hi> (vid. Coccei. Lex. col.</hi> 960.)<lb/><hi rendition="#fr">eine bo&#x0364;&#x017F;e Herzens-Steiffe,</hi> da nemlich das<lb/>
arme &#x017F;tarre Herz &#x017F;ich kurzum etwas vor&#x017F;etzt,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">da&#x017F;&#x017F;elbe</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0048] Theil I. Cap. I. Satz 7. ” dens bleiben. David macht ſelbſt das Epi- ” phonema: So thut Er keinen Heiden, ” noch laͤſſet ſie wiſſen ſeine Rechte. Hal- ” lelujah! GOtt Lob und Dank!” Es war auch ein preiswuͤrdiges Gerichte, daß die Hei- den lange Zeit ihren eigenen Wegen uͤberlaſ- ſen worden: doch ſieht der Prophet mit ſei- nem Hallelujah vornemlich auf die Wolthat an Iſrael, und ſonſt hat ja David die Gnade, welche uͤber die Heiden kommen wuͤrde, froͤ- lich und oft beſungen. Zur Apoſtel Zeit zwei- felte man nur, ob die Heiden ohne die Be- ſchneidung angenommen werden koͤnnten, und die Glaubigen lieſſen ſich bald und mit Freu- den davon befreyen. Wo ruͤhren aber die ſo nachtheilige, keiner Entſchuldigung faͤhige Mei- nungen wider die Schrift her? Vom Betrug des Herzens. § 29. Die heilige Schrift A. und N. T. iſt voller Klagen uͤber die Falſchheit und Unart des menſchlichen Herzens, und deswegen auch voller Warnungen, daß wir uns von demſel- ben nicht verfuͤhren laſſen, und daſſelbe auch nicht verfuͤhren ſollen. Inſonderheit wird dem Volk Iſrael bey Moſe, in den Pſalmen, und oft bey Jeremia zugeſchrieben ein Herzens- Duͤnkel, Hebr. ſcheriruth lebb, i. e. obfir- matio cordis (vid. Coccei. Lex. col. 960.) eine boͤſe Herzens-Steiffe, da nemlich das arme ſtarre Herz ſich kurzum etwas vorſetzt, daſſelbe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/48
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/48>, abgerufen am 21.12.2024.