Der 6 Satz. Die Lehre bey der so genannten Brüdergemeine gehet von dem Für- bilde der wahren Lehre ab.
§ 22.
Es ist offenbar, daß der Ordinarius sich in die Lehre von der heiligen Dreyeinig- keit, von Christo und seinem Mittler-Amte u. s. w. nicht finden kan, weder so, wie sie nach der Schrift in der christlichen Kirche, von ih- ren ersten Zeiten an, bis auf diesen Tag ge- führet, noch so, wie sie in der Schrift selbs enthalten ist. Damit wir nun die Sache nach Möglichkeit erleichtern, so wollen wir sie al- lermeist nach der Schrift selbs, als ob wir zur Apostel Zeit lebten, erwegen. Dieser Lehrer wanket heftig: seine Meinungen sind nicht nur bey diesem oder jenem Satze, sondern in Menge, so besonder, und die Auslegungen, Bedenklichkeiten, Ausflüchten, Einwürfe, Entscheidungen, die er auf die Bahn bringt, sind so unvermuthet, daß es auf seiner Sei- ten ein neues Systema austrägt, und auf derer Seiten, die es prüfen sollen, ein eigenes Stu- dium erfordert. Meines Vorhabens ist nicht, alles pünctlich zu erörtern: doch will ich etwas melden, das den Liebhabern der Wahrheit, auf den Grund zu sehen, ihnen dienlich seyn lassen können.
§ 23.
TheilI.Cap.I.Satz 6.
Der 6 Satz. Die Lehre bey der ſo genannten Bruͤdergemeine gehet von dem Fuͤr- bilde der wahren Lehre ab.
§ 22.
Es iſt offenbar, daß der Ordinarius ſich in die Lehre von der heiligen Dreyeinig- keit, von Chriſto und ſeinem Mittler-Amte u. ſ. w. nicht finden kan, weder ſo, wie ſie nach der Schrift in der chriſtlichen Kirche, von ih- ren erſten Zeiten an, bis auf dieſen Tag ge- fuͤhret, noch ſo, wie ſie in der Schrift ſelbs enthalten iſt. Damit wir nun die Sache nach Moͤglichkeit erleichtern, ſo wollen wir ſie al- lermeiſt nach der Schrift ſelbs, als ob wir zur Apoſtel Zeit lebten, erwegen. Dieſer Lehrer wanket heftig: ſeine Meinungen ſind nicht nur bey dieſem oder jenem Satze, ſondern in Menge, ſo beſonder, und die Auslegungen, Bedenklichkeiten, Ausfluͤchten, Einwuͤrfe, Entſcheidungen, die er auf die Bahn bringt, ſind ſo unvermuthet, daß es auf ſeiner Sei- ten ein neues Syſtema austraͤgt, und auf derer Seiten, die es pruͤfen ſollen, ein eigenes Stu- dium erfordert. Meines Vorhabens iſt nicht, alles puͤnctlich zu eroͤrtern: doch will ich etwas melden, das den Liebhabern der Wahrheit, auf den Grund zu ſehen, ihnen dienlich ſeyn laſſen koͤnnen.
§ 23.
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Theil I. Cap. I. Satz 6.
Der 6 Satz.
Die Lehre bey der ſo genannten
Bruͤdergemeine gehet von dem Fuͤr-
bilde der wahren Lehre ab.
§ 22.
Es iſt offenbar, daß der Ordinarius ſich
in die Lehre von der heiligen Dreyeinig-
keit, von Chriſto und ſeinem Mittler-Amte
u. ſ. w. nicht finden kan, weder ſo, wie ſie nach
der Schrift in der chriſtlichen Kirche, von ih-
ren erſten Zeiten an, bis auf dieſen Tag ge-
fuͤhret, noch ſo, wie ſie in der Schrift ſelbs
enthalten iſt. Damit wir nun die Sache nach
Moͤglichkeit erleichtern, ſo wollen wir ſie al-
lermeiſt nach der Schrift ſelbs, als ob wir zur
Apoſtel Zeit lebten, erwegen. Dieſer Lehrer
wanket heftig: ſeine Meinungen ſind nicht
nur bey dieſem oder jenem Satze, ſondern in
Menge, ſo beſonder, und die Auslegungen,
Bedenklichkeiten, Ausfluͤchten, Einwuͤrfe,
Entſcheidungen, die er auf die Bahn bringt,
ſind ſo unvermuthet, daß es auf ſeiner Sei-
ten ein neues Syſtema austraͤgt, und auf derer
Seiten, die es pruͤfen ſollen, ein eigenes Stu-
dium erfordert. Meines Vorhabens iſt nicht,
alles puͤnctlich zu eroͤrtern: doch will ich etwas
melden, das den Liebhabern der Wahrheit,
auf den Grund zu ſehen, ihnen dienlich ſeyn
laſſen koͤnnen.
§ 23.
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Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/38>, abgerufen am 16.07.2024.
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