Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil I. Cap. III. Satz 33.
phezeyungen, und die Liebe zur Geistlichkeit.
Die leztere verneinet er, und schreibt der er-
stern alles zu. Mancher Regent aber beweiset
gegen evangelische Prediger mehr Liebe, als
dieser Prediger gestehet, der nunmehr den ar-
men Pfarrern eine Klette anhänget, wo er
kan. Ob der Versammlungen weniger oder
mehr wäre, so bringt doch mancher seine wah-
re und unschuldige, oder seine falsche und ge-
fährliche Auslegung der Weissagung auf ande-
re Wege vor, ohne daß diejenige, über deren
Geduld sich dieser Prediger so höchlich ver-
wundert,
ihn dazu zwingen dürften. Durch
die wahre Auslegung werden weder gute noch
böse Regenten injuriirt. Denn laut dersel-
ben ist es der HERR, der die Feinde weg-
raümen wird, zu seiner Zeit. Die Glaubigen
dürfen Ihm weder seinen Arm noch Säbel,
wie die Predig im Eingang redet, zücken helfen.

§ 211.

Wenn ihrer dreyssig, heisst es ferner, mit
der Determination der Zeiten und Stunden
zu schanden wurden, so kam doch der ein
und dreyssigste, und brachte eine neue Er-
klärung
der Offenbarung Johannis. Auf
welchen Schlag auch die Anmerkung über 2
Petr. 3, 8. im Büdingischen N. T. 1746 sagt:
Wenn sich die Ausleger seit einem Seculo in
dergleichen Schranken
(wie die Apostel, die
sich niemals einfallen lassen, ein ausdrückliches
Datum zu benamen) gehalten hätten, so hät-

ten

Theil I. Cap. III. Satz 33.
phezeyungen, und die Liebe zur Geiſtlichkeit.
Die leztere verneinet er, und ſchreibt der er-
ſtern alles zu. Mancher Regent aber beweiſet
gegen evangeliſche Prediger mehr Liebe, als
dieſer Prediger geſtehet, der nunmehr den ar-
men Pfarrern eine Klette anhaͤnget, wo er
kan. Ob der Verſammlungen weniger oder
mehr waͤre, ſo bringt doch mancher ſeine wah-
re und unſchuldige, oder ſeine falſche und ge-
faͤhrliche Auslegung der Weiſſagung auf ande-
re Wege vor, ohne daß diejenige, uͤber deren
Geduld ſich dieſer Prediger ſo hoͤchlich ver-
wundert,
ihn dazu zwingen duͤrften. Durch
die wahre Auslegung werden weder gute noch
boͤſe Regenten injuriirt. Denn laut derſel-
ben iſt es der HERR, der die Feinde weg-
rauͤmen wird, zu ſeiner Zeit. Die Glaubigen
duͤrfen Ihm weder ſeinen Arm noch Saͤbel,
wie die Predig im Eingang redet, zuͤcken helfen.

§ 211.

Wenn ihrer dreyſſig, heiſſt es ferner, mit
der Determination der Zeiten und Stunden
zu ſchanden wurden, ſo kam doch der ein
und dreyſſigſte, und brachte eine neue Er-
klaͤrung
der Offenbarung Johannis. Auf
welchen Schlag auch die Anmerkung uͤber 2
Petr. 3, 8. im Buͤdingiſchen N. T. 1746 ſagt:
Wenn ſich die Ausleger ſeit einem Seculo in
dergleichen Schranken
(wie die Apoſtel, die
ſich niemals einfallen laſſen, ein ausdruͤckliches
Datum zu benamen) gehalten haͤtten, ſo haͤt-

ten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0280" n="260"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#fr">Satz</hi> 33.</fw><lb/>
phezeyungen, und die Liebe zur Gei&#x017F;tlichkeit.<lb/>
Die leztere verneinet er, und &#x017F;chreibt der er-<lb/>
&#x017F;tern alles zu. Mancher Regent aber bewei&#x017F;et<lb/>
gegen evangeli&#x017F;che Prediger mehr Liebe, als<lb/>
die&#x017F;er Prediger ge&#x017F;tehet, der nunmehr den ar-<lb/>
men Pfarrern eine Klette anha&#x0364;nget, wo er<lb/>
kan. Ob der Ver&#x017F;ammlungen weniger oder<lb/>
mehr wa&#x0364;re, &#x017F;o bringt doch mancher &#x017F;eine wah-<lb/>
re und un&#x017F;chuldige, oder &#x017F;eine fal&#x017F;che und ge-<lb/>
fa&#x0364;hrliche Auslegung der Wei&#x017F;&#x017F;agung auf ande-<lb/>
re Wege vor, ohne daß diejenige, u&#x0364;ber deren<lb/><hi rendition="#fr">Geduld</hi> &#x017F;ich die&#x017F;er Prediger &#x017F;o ho&#x0364;chlich <hi rendition="#fr">ver-<lb/>
wundert,</hi> ihn dazu <hi rendition="#fr">zwingen</hi> du&#x0364;rften. Durch<lb/>
die wahre Auslegung werden weder gute noch<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e Regenten <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">injurii</hi></hi>rt. Denn laut der&#x017F;el-<lb/>
ben i&#x017F;t es der HERR, der die Feinde weg-<lb/>
rau&#x0364;men wird, zu &#x017F;einer Zeit. Die Glaubigen<lb/>
du&#x0364;rfen Ihm weder &#x017F;einen <hi rendition="#fr">Arm</hi> noch <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;bel,</hi><lb/>
wie die Predig im Eingang redet, zu&#x0364;cken helfen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§ 211.</head><lb/>
                <p><hi rendition="#fr">Wenn ihrer drey&#x017F;&#x017F;ig,</hi> hei&#x017F;&#x017F;t es ferner, mit<lb/>
der <hi rendition="#aq">Determination</hi> der Zeiten und Stunden<lb/><hi rendition="#fr">zu &#x017F;chanden wurden, &#x017F;o kam doch der ein<lb/>
und drey&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;te, und brachte eine neue Er-<lb/>
kla&#x0364;rung</hi> der Offenbarung Johannis. Auf<lb/>
welchen Schlag auch die Anmerkung u&#x0364;ber 2<lb/>
Petr. 3, 8. im <hi rendition="#fr">Bu&#x0364;dingi&#x017F;chen N. T.</hi> 1746 &#x017F;agt:<lb/><hi rendition="#fr">Wenn &#x017F;ich die Ausleger &#x017F;eit einem</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Seculo</hi></hi> <hi rendition="#fr">in<lb/>
dergleichen Schranken</hi> (wie die Apo&#x017F;tel, die<lb/>
&#x017F;ich niemals einfallen la&#x017F;&#x017F;en, ein ausdru&#x0364;ckliches<lb/><hi rendition="#aq">Datum</hi> zu benamen) <hi rendition="#fr">gehalten ha&#x0364;tten, &#x017F;o ha&#x0364;t-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ten</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0280] Theil I. Cap. III. Satz 33. phezeyungen, und die Liebe zur Geiſtlichkeit. Die leztere verneinet er, und ſchreibt der er- ſtern alles zu. Mancher Regent aber beweiſet gegen evangeliſche Prediger mehr Liebe, als dieſer Prediger geſtehet, der nunmehr den ar- men Pfarrern eine Klette anhaͤnget, wo er kan. Ob der Verſammlungen weniger oder mehr waͤre, ſo bringt doch mancher ſeine wah- re und unſchuldige, oder ſeine falſche und ge- faͤhrliche Auslegung der Weiſſagung auf ande- re Wege vor, ohne daß diejenige, uͤber deren Geduld ſich dieſer Prediger ſo hoͤchlich ver- wundert, ihn dazu zwingen duͤrften. Durch die wahre Auslegung werden weder gute noch boͤſe Regenten injuriirt. Denn laut derſel- ben iſt es der HERR, der die Feinde weg- rauͤmen wird, zu ſeiner Zeit. Die Glaubigen duͤrfen Ihm weder ſeinen Arm noch Saͤbel, wie die Predig im Eingang redet, zuͤcken helfen. § 211. Wenn ihrer dreyſſig, heiſſt es ferner, mit der Determination der Zeiten und Stunden zu ſchanden wurden, ſo kam doch der ein und dreyſſigſte, und brachte eine neue Er- klaͤrung der Offenbarung Johannis. Auf welchen Schlag auch die Anmerkung uͤber 2 Petr. 3, 8. im Buͤdingiſchen N. T. 1746 ſagt: Wenn ſich die Ausleger ſeit einem Seculo in dergleichen Schranken (wie die Apoſtel, die ſich niemals einfallen laſſen, ein ausdruͤckliches Datum zu benamen) gehalten haͤtten, ſo haͤt- ten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/280
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/280>, abgerufen am 20.11.2024.