Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil I. Cap. III. Satz 32.
Irrthum bis an dieselbe hinreichen solte? O
daß sie durch diese Warnung aufgewecket wür-
den! Ich will bey den feinesten Seelen unter
ihnen, wann da etwas rechtschaffen bleiben
kan, alle geistliche Vortrefflichkeit setzen, de-
ren sie immer fähig sind, und mache diesen
Schluß: Sind diese Seelen dennoch so haüf-
fig und hefftig eingenommen, verlocket und
übertaübet worden; wie wird es ihnen, oder
andern ausser der Gemeine, ja vielmehr bey
der Gemeine gehen unter jener Verführung,
die viel gewaltsamer, und (wer solte es glau-
ben?) viel scheinbarer seyn wird?

Der 33 Satz.
Wegen der wichtigen Stelle Off.
20, 2. schreibt der
Ordinarius gründ-
lichen Auslegern viel ungereimte
Dinge zu, und hänget dazwischen
sehr unrichtigen Meinungen nach.
§ 207.

Diesen Satz will ich so ausführen, daß nie-
mand soll ohne Verleumdung sagen kön-
nen, ich habe die Chiliasterey bey der Wi-
derlegung des neumährischen Kirchen-Periodi
zu Hülfe gezogen. Wegen der schriftmässigen
Auslegung des Textes Off. 20, 1. u. f. haben
mich etliche gefähret, und ich habe ihnen so
geantwortet, daß sie theils klüglich stille ge-

schwie-

Theil I. Cap. III. Satz 32.
Irrthum bis an dieſelbe hinreichen ſolte? O
daß ſie durch dieſe Warnung aufgewecket wuͤr-
den! Ich will bey den feineſten Seelen unter
ihnen, wann da etwas rechtſchaffen bleiben
kan, alle geiſtliche Vortrefflichkeit ſetzen, de-
ren ſie immer faͤhig ſind, und mache dieſen
Schluß: Sind dieſe Seelen dennoch ſo hauͤf-
fig und hefftig eingenommen, verlocket und
uͤbertauͤbet worden; wie wird es ihnen, oder
andern auſſer der Gemeine, ja vielmehr bey
der Gemeine gehen unter jener Verfuͤhrung,
die viel gewaltſamer, und (wer ſolte es glau-
ben?) viel ſcheinbarer ſeyn wird?

Der 33 Satz.
Wegen der wichtigen Stelle Off.
20, 2. ſchreibt der
Ordinarius gruͤnd-
lichen Auslegern viel ungereimte
Dinge zu, und haͤnget dazwiſchen
ſehr unrichtigen Meinungen nach.
§ 207.

Dieſen Satz will ich ſo ausfuͤhren, daß nie-
mand ſoll ohne Verleumdung ſagen koͤn-
nen, ich habe die Chiliaſterey bey der Wi-
derlegung des neumaͤhriſchen Kirchen-Periodi
zu Huͤlfe gezogen. Wegen der ſchriftmaͤſſigen
Auslegung des Textes Off. 20, 1. u. f. haben
mich etliche gefaͤhret, und ich habe ihnen ſo
geantwortet, daß ſie theils kluͤglich ſtille ge-

ſchwie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0264" n="244"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#fr">Satz 32.</hi></fw><lb/>
Irrthum bis an die&#x017F;elbe hinreichen &#x017F;olte? O<lb/>
daß &#x017F;ie durch die&#x017F;e Warnung aufgewecket wu&#x0364;r-<lb/>
den! Ich will bey den feine&#x017F;ten Seelen unter<lb/>
ihnen, wann da etwas recht&#x017F;chaffen bleiben<lb/>
kan, alle gei&#x017F;tliche Vortrefflichkeit &#x017F;etzen, de-<lb/>
ren &#x017F;ie immer fa&#x0364;hig &#x017F;ind, und mache die&#x017F;en<lb/>
Schluß: Sind die&#x017F;e Seelen dennoch &#x017F;o hau&#x0364;f-<lb/>
fig und hefftig eingenommen, verlocket und<lb/>
u&#x0364;bertau&#x0364;bet worden; wie wird es ihnen, oder<lb/>
andern au&#x017F;&#x017F;er der Gemeine, ja vielmehr bey<lb/>
der Gemeine gehen unter jener Verfu&#x0364;hrung,<lb/>
die viel gewalt&#x017F;amer, und (wer &#x017F;olte es glau-<lb/>
ben?) viel &#x017F;cheinbarer &#x017F;eyn wird?</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#in">D</hi>er 33 <hi rendition="#in">S</hi>atz.<lb/><hi rendition="#fr">Wegen der wichtigen Stelle Off.<lb/>
20, 2. &#x017F;chreibt der</hi><hi rendition="#aq">Ordinarius</hi><hi rendition="#fr">gru&#x0364;nd-<lb/>
lichen Auslegern viel ungereimte<lb/>
Dinge zu, und ha&#x0364;nget dazwi&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;ehr unrichtigen Meinungen nach.</hi></head><lb/>
              <div n="5">
                <head>§ 207.</head><lb/>
                <p><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;en Satz will ich &#x017F;o ausfu&#x0364;hren, daß nie-<lb/>
mand &#x017F;oll ohne Verleumdung &#x017F;agen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, ich habe die <hi rendition="#fr">Chilia&#x017F;terey</hi> bey der Wi-<lb/>
derlegung des neuma&#x0364;hri&#x017F;chen Kirchen-<hi rendition="#aq">Periodi</hi><lb/>
zu Hu&#x0364;lfe gezogen. Wegen der &#x017F;chriftma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen<lb/>
Auslegung des Textes Off. 20, 1. u. f. haben<lb/>
mich etliche gefa&#x0364;hret, und ich habe ihnen &#x017F;o<lb/>
geantwortet, daß &#x017F;ie theils klu&#x0364;glich &#x017F;tille ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chwie-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0264] Theil I. Cap. III. Satz 32. Irrthum bis an dieſelbe hinreichen ſolte? O daß ſie durch dieſe Warnung aufgewecket wuͤr- den! Ich will bey den feineſten Seelen unter ihnen, wann da etwas rechtſchaffen bleiben kan, alle geiſtliche Vortrefflichkeit ſetzen, de- ren ſie immer faͤhig ſind, und mache dieſen Schluß: Sind dieſe Seelen dennoch ſo hauͤf- fig und hefftig eingenommen, verlocket und uͤbertauͤbet worden; wie wird es ihnen, oder andern auſſer der Gemeine, ja vielmehr bey der Gemeine gehen unter jener Verfuͤhrung, die viel gewaltſamer, und (wer ſolte es glau- ben?) viel ſcheinbarer ſeyn wird? Der 33 Satz. Wegen der wichtigen Stelle Off. 20, 2. ſchreibt der Ordinarius gruͤnd- lichen Auslegern viel ungereimte Dinge zu, und haͤnget dazwiſchen ſehr unrichtigen Meinungen nach. § 207. Dieſen Satz will ich ſo ausfuͤhren, daß nie- mand ſoll ohne Verleumdung ſagen koͤn- nen, ich habe die Chiliaſterey bey der Wi- derlegung des neumaͤhriſchen Kirchen-Periodi zu Huͤlfe gezogen. Wegen der ſchriftmaͤſſigen Auslegung des Textes Off. 20, 1. u. f. haben mich etliche gefaͤhret, und ich habe ihnen ſo geantwortet, daß ſie theils kluͤglich ſtille ge- ſchwie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/264
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/264>, abgerufen am 30.12.2024.