Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite
Theil I. Cap. III. Satz 25.
§ 185.

Ferner heisset es, Die Offenbarung ist so
durchsuchet, durchschnitten und ausgehö-
let, daß sie die Gestalt eines Labyrinths
bey nahe verlohren hat, so daß wer sie oh-
ne
Esprit de parti und ohne Vorurtheil, ad
ductum
einiger der lezten Commentatorum
als Mr. Abbadie &c. mit eclectischer Ab-
schneidung dessen was auch da noch zu
leb-
haft oder zu künstlich scheinet, in aufrichti-
ger Gelassenheit lieset, mit der historischen
Wahrheit, so viel deren zu haben ist, ver-
gleichet, und den festen Vorsatz bewahret
das daraus erlernete bey sich zu behalten,
und zu seiner personlichen oder aufs höch-
ste engesten Amts-Erbauung anzuwenden,
ihrer
realität Göttlichkeit, und vor ein pro-
phetisches Buch sattsamen Deutlichkeit im-
mer mehr und mehr innen wird. Es bleibt
aber auch in diesem alleredelsten und un-
schuldigsten Gebrauch dabey, daß ein
Tröpflein Bundes-Blut besser ist als die
ganze Wein-Erndte aller der übrigen pro-
phetischen und historischen Wahrheiten,
und daß vor einen Kenner nichts lieblicher
klingt, als wenn die Schaar die niemand
zehlen kan, dem Leser dieses Buchs gleich-
sam ins Ohr singt:

Nicht mehr denn lieber HErre mein
Dein Tod soll mir das Leben seyn
Du hast für mich bezahlet. Apoc. V, 9.

Man
Theil I. Cap. III. Satz 25.
§ 185.

Ferner heiſſet es, Die Offenbarung iſt ſo
durchſuchet, durchſchnitten und ausgehoͤ-
let, daß ſie die Geſtalt eines Labyrinths
bey nahe verlohren hat, ſo daß wer ſie oh-
ne
Eſprit de parti und ohne Vorurtheil, ad
ductum
einiger der lezten Commentatorum
als Mr. Abbadie &c. mit eclectiſcher Ab-
ſchneidung deſſen was auch da noch zu
leb-
haft oder zu kuͤnſtlich ſcheinet, in aufrichti-
ger Gelaſſenheit lieſet, mit der hiſtoriſchen
Wahrheit, ſo viel deren zu haben iſt, ver-
gleichet, und den feſten Vorſatz bewahret
das daraus erlernete bey ſich zu behalten,
und zu ſeiner perſonlichen oder aufs hoͤch-
ſte engeſten Amts-Erbauung anzuwenden,
ihrer
realität Goͤttlichkeit, und vor ein pro-
phetiſches Buch ſattſamen Deutlichkeit im-
mer mehr und mehr innen wird. Es bleibt
aber auch in dieſem alleredelſten und un-
ſchuldigſten Gebrauch dabey, daß ein
Troͤpflein Bundes-Blut beſſer iſt als die
ganze Wein-Erndte aller der uͤbrigen pro-
phetiſchen und hiſtoriſchen Wahrheiten,
und daß vor einen Kenner nichts lieblicher
klingt, als wenn die Schaar die niemand
zehlen kan, dem Leſer dieſes Buchs gleich-
ſam ins Ohr ſingt:

Nicht mehr denn lieber HErre mein
Dein Tod ſoll mir das Leben ſeyn
Du haſt fuͤr mich bezahlet. Apoc. V, 9.

Man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0234" n="214"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#fr">Satz</hi> 25.</fw><lb/>
              <div n="5">
                <head>§ 185.</head><lb/>
                <p>Ferner hei&#x017F;&#x017F;et es, Die Offenbarung <hi rendition="#fr">i&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
durch&#x017F;uchet, durch&#x017F;chnitten und ausgeho&#x0364;-<lb/>
let, daß &#x017F;ie die Ge&#x017F;talt eines <hi rendition="#b">Labyrinths</hi><lb/>
bey nahe verlohren hat, &#x017F;o daß wer &#x017F;ie oh-<lb/>
ne</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">E&#x017F;prit de parti</hi></hi> <hi rendition="#fr">und ohne Vorurtheil,</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ad<lb/>
ductum</hi></hi> <hi rendition="#fr">einiger der lezten</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Commentatorum</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">als</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mr. Abbadie &amp;c.</hi></hi> <hi rendition="#fr">mit</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">eclecti</hi></hi><hi rendition="#fr">&#x017F;cher Ab-<lb/>
&#x017F;chneidung de&#x017F;&#x017F;en was auch da noch zu</hi> leb-<lb/>
haft <hi rendition="#fr">oder zu</hi> ku&#x0364;n&#x017F;tlich <hi rendition="#fr">&#x017F;cheinet, in aufrichti-<lb/>
ger Gela&#x017F;&#x017F;enheit lie&#x017F;et, mit der hi&#x017F;tori&#x017F;chen<lb/>
Wahrheit, &#x017F;o viel deren zu haben i&#x017F;t, ver-<lb/>
gleichet, und den fe&#x017F;ten <hi rendition="#b">Vor&#x017F;atz</hi> bewahret<lb/>
das daraus erlernete bey &#x017F;ich zu behalten,<lb/>
und zu &#x017F;einer per&#x017F;onlichen oder aufs ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;te enge&#x017F;ten Amts-Erbauung anzuwenden,<lb/>
ihrer</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">realität</hi></hi> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;ttlichkeit, und vor ein pro-<lb/>
pheti&#x017F;ches Buch &#x017F;att&#x017F;amen Deutlichkeit im-<lb/>
mer mehr und mehr innen wird. Es bleibt<lb/>
aber auch in die&#x017F;em alleredel&#x017F;ten und un-<lb/>
&#x017F;chuldig&#x017F;ten Gebrauch dabey, daß ein<lb/>
Tro&#x0364;pflein <hi rendition="#b">Bundes-Blut</hi> be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t als die<lb/>
ganze Wein-Erndte aller der u&#x0364;brigen pro-<lb/>
pheti&#x017F;chen und hi&#x017F;tori&#x017F;chen Wahrheiten,<lb/>
und daß vor einen Kenner nichts lieblicher<lb/>
klingt, als wenn die Schaar die niemand<lb/>
zehlen kan, dem Le&#x017F;er die&#x017F;es Buchs gleich-<lb/>
&#x017F;am ins Ohr &#x017F;ingt:</hi></p><lb/>
                <lg type="poem">
                  <l> <hi rendition="#fr">Nicht mehr denn lieber HErre mein</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Dein Tod &#x017F;oll mir das Leben &#x017F;eyn</hi> </l><lb/>
                  <l><hi rendition="#fr">Du ha&#x017F;t fu&#x0364;r mich bezahlet.</hi><hi rendition="#aq">Apoc. V,</hi> 9.</l>
                </lg><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0234] Theil I. Cap. III. Satz 25. § 185. Ferner heiſſet es, Die Offenbarung iſt ſo durchſuchet, durchſchnitten und ausgehoͤ- let, daß ſie die Geſtalt eines Labyrinths bey nahe verlohren hat, ſo daß wer ſie oh- ne Eſprit de parti und ohne Vorurtheil, ad ductum einiger der lezten Commentatorum als Mr. Abbadie &c. mit eclectiſcher Ab- ſchneidung deſſen was auch da noch zu leb- haft oder zu kuͤnſtlich ſcheinet, in aufrichti- ger Gelaſſenheit lieſet, mit der hiſtoriſchen Wahrheit, ſo viel deren zu haben iſt, ver- gleichet, und den feſten Vorſatz bewahret das daraus erlernete bey ſich zu behalten, und zu ſeiner perſonlichen oder aufs hoͤch- ſte engeſten Amts-Erbauung anzuwenden, ihrer realität Goͤttlichkeit, und vor ein pro- phetiſches Buch ſattſamen Deutlichkeit im- mer mehr und mehr innen wird. Es bleibt aber auch in dieſem alleredelſten und un- ſchuldigſten Gebrauch dabey, daß ein Troͤpflein Bundes-Blut beſſer iſt als die ganze Wein-Erndte aller der uͤbrigen pro- phetiſchen und hiſtoriſchen Wahrheiten, und daß vor einen Kenner nichts lieblicher klingt, als wenn die Schaar die niemand zehlen kan, dem Leſer dieſes Buchs gleich- ſam ins Ohr ſingt: Nicht mehr denn lieber HErre mein Dein Tod ſoll mir das Leben ſeyn Du haſt fuͤr mich bezahlet. Apoc. V, 9. Man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/234
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/234>, abgerufen am 21.12.2024.