Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Theil I. Cap. I. Satz 18. Blick in die himmlische Klarheit thun solte,wie hurtig würde er sich bis auf weitern Be- scheid zur Schamhaftigkeit bequemen? Man sage immerhin, diejenige, die es mit solcher Freyheit im Reden nicht halten, haben kein rei- nes Herz. Man sehe vielmehr zu, daß das Fleisch unter solchem Vorwand keinen Raum, den es sonst nirgend fände, gewinnen möge. Bisweilen sind wir zur Unzeit schamhaftig, wo die leibliche Gebrechlichkeit eine Entdeckung und Hülfe erforderte, oder wo heimlichen, stummen, ja vielmehr schreyenden Sünden und Greueln vorzubiegen oder zu steuren wäre: aber wir müssen nicht auf das andere Extre- mum fallen, noch solche Reden führen, die nicht nur den Juden und Heiden, sondern auch denen Glaubigen ein Ergerniß und eine Thor- heit sind. § 154. Endlich führt nunmehr die Schreib- und schaft
Theil I. Cap. I. Satz 18. Blick in die himmliſche Klarheit thun ſolte,wie hurtig wuͤrde er ſich bis auf weitern Be- ſcheid zur Schamhaftigkeit bequemen? Man ſage immerhin, diejenige, die es mit ſolcher Freyheit im Reden nicht halten, haben kein rei- nes Herz. Man ſehe vielmehr zu, daß das Fleiſch unter ſolchem Vorwand keinen Raum, den es ſonſt nirgend faͤnde, gewinnen moͤge. Bisweilen ſind wir zur Unzeit ſchamhaftig, wo die leibliche Gebrechlichkeit eine Entdeckung und Huͤlfe erforderte, oder wo heimlichen, ſtummen, ja vielmehr ſchreyenden Suͤnden und Greueln vorzubiegen oder zu ſteuren waͤre: aber wir muͤſſen nicht auf das andere Extre- mum fallen, noch ſolche Reden fuͤhren, die nicht nur den Juden und Heiden, ſondern auch denen Glaubigen ein Ergerniß und eine Thor- heit ſind. § 154. Endlich fuͤhrt nunmehr die Schreib- und ſchaft
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0174" n="154"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap</hi>. <hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Satz 18</hi>.</fw><lb/> Blick in die himmliſche Klarheit thun ſolte,<lb/> wie hurtig wuͤrde er ſich bis auf weitern Be-<lb/> ſcheid zur Schamhaftigkeit bequemen? Man<lb/> ſage immerhin, diejenige, die es mit ſolcher<lb/> Freyheit im Reden nicht halten, haben kein rei-<lb/> nes Herz. Man ſehe vielmehr zu, daß das<lb/> Fleiſch unter ſolchem Vorwand keinen Raum,<lb/> den es ſonſt nirgend faͤnde, gewinnen moͤge.<lb/> Bisweilen ſind wir zur Unzeit ſchamhaftig,<lb/> wo die leibliche Gebrechlichkeit eine Entdeckung<lb/> und Huͤlfe erforderte, oder wo heimlichen,<lb/> ſtummen, ja vielmehr ſchreyenden Suͤnden<lb/> und Greueln vorzubiegen oder zu ſteuren waͤre:<lb/> aber wir muͤſſen nicht auf das andere <hi rendition="#aq">Extre-<lb/> mum</hi> fallen, noch ſolche Reden fuͤhren, die<lb/> nicht nur den Juden und Heiden, ſondern auch<lb/> denen Glaubigen ein Ergerniß und eine Thor-<lb/> heit ſind.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head>§ 154.</head><lb/> <p>Endlich fuͤhrt nunmehr die Schreib- und<lb/> Redens-Art des <hi rendition="#aq">Ordinarii</hi> eine ſolche Heftig-<lb/> keit ihm ſelbs zum Vortheil und andern zum<lb/> Nachtheil, ja andern zum Vortheil und ihm<lb/> zum Nachtheil mit ſich, welche, bey der ſo noͤ-<lb/> thigen Pruͤfung ſeiner Sache, ihn ſattſam zu<lb/> erkennen gibt. Hievon handelt inſonderheit<lb/> Hr. D. Baumgarten in der vierten Sam-<lb/> lung theol. Bedenken ſ. 202. Wir thun etliche<lb/> Muſter hinzu. In den pennſylvaniſchen Re-<lb/> den <hi rendition="#aq">I</hi> Th. ſ. 15 ſteht: „<hi rendition="#fr">Das</hi> (daß unſere Pre-<lb/> digt die Wahrheit iſt) <hi rendition="#fr">iſt die Urſach der Feind-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ſchaft</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0174]
Theil I. Cap. I. Satz 18.
Blick in die himmliſche Klarheit thun ſolte,
wie hurtig wuͤrde er ſich bis auf weitern Be-
ſcheid zur Schamhaftigkeit bequemen? Man
ſage immerhin, diejenige, die es mit ſolcher
Freyheit im Reden nicht halten, haben kein rei-
nes Herz. Man ſehe vielmehr zu, daß das
Fleiſch unter ſolchem Vorwand keinen Raum,
den es ſonſt nirgend faͤnde, gewinnen moͤge.
Bisweilen ſind wir zur Unzeit ſchamhaftig,
wo die leibliche Gebrechlichkeit eine Entdeckung
und Huͤlfe erforderte, oder wo heimlichen,
ſtummen, ja vielmehr ſchreyenden Suͤnden
und Greueln vorzubiegen oder zu ſteuren waͤre:
aber wir muͤſſen nicht auf das andere Extre-
mum fallen, noch ſolche Reden fuͤhren, die
nicht nur den Juden und Heiden, ſondern auch
denen Glaubigen ein Ergerniß und eine Thor-
heit ſind.
§ 154.
Endlich fuͤhrt nunmehr die Schreib- und
Redens-Art des Ordinarii eine ſolche Heftig-
keit ihm ſelbs zum Vortheil und andern zum
Nachtheil, ja andern zum Vortheil und ihm
zum Nachtheil mit ſich, welche, bey der ſo noͤ-
thigen Pruͤfung ſeiner Sache, ihn ſattſam zu
erkennen gibt. Hievon handelt inſonderheit
Hr. D. Baumgarten in der vierten Sam-
lung theol. Bedenken ſ. 202. Wir thun etliche
Muſter hinzu. In den pennſylvaniſchen Re-
den I Th. ſ. 15 ſteht: „Das (daß unſere Pre-
digt die Wahrheit iſt) iſt die Urſach der Feind-
ſchaft
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |