mährische Gemeine, und durch die Verringe- rung dessen, was man ausser derselben geneußt, dem alten Menschen das Leben gefristet wird, welches auch zu denen vermeintlich-gebroche- nen Augen heraussiehet.
§ 80.
Wie leicht ist da die Selbsgefälligkeit, die Einbildung von ganz besondern Gnadengaben, welche das Maaß der meisten, wo nicht aller bey diesem neuen Apostel-Amt so genannten alten Apostel übertreffen, das Vertrauen und Trachten viel etwas mehrers auszurichten, als bisher jemals geschehen, und der Ruhm von einer ganz neuen gegen alles Abnehmen verwahrten Seligkeit entstanden? Da ward, nach Lutheri Ausdruck, der Harnisch zu ei- nem Spiegel gemacht. Daher heisst es nun: der Leidens-Punct, die Blut-Theologie, ist mein: Wir sind dieCruciata,die Creuz- Gemeine: andere haben eine unblutige Gnade, wir haben die blutige Gnade.
§ 81.
In der sechsten Homilie von den 32 einze- len heisset es: der Heiland will, daß Plätz- gen und Gegenden der Welt seyn sollen, wo die in der Welt vergessene Sprache geredet wird, (von seinem Blut und Tode:) die Sprache, die ausser den Gemeinen un- bekannt, und in den Religionen barba- risch zu klingen anfängt u. s. w. Und
in
F 3
Vom Blut und Wunden.
maͤhriſche Gemeine, und durch die Verringe- rung deſſen, was man auſſer derſelben geneußt, dem alten Menſchen das Leben gefriſtet wird, welches auch zu denen vermeintlich-gebroche- nen Augen herausſiehet.
§ 80.
Wie leicht iſt da die Selbsgefaͤlligkeit, die Einbildung von ganz beſondern Gnadengaben, welche das Maaß der meiſten, wo nicht aller bey dieſem neuen Apoſtel-Amt ſo genannten alten Apoſtel uͤbertreffen, das Vertrauen und Trachten viel etwas mehrers auszurichten, als bisher jemals geſchehen, und der Ruhm von einer ganz neuen gegen alles Abnehmen verwahrten Seligkeit entſtanden? Da ward, nach Lutheri Ausdruck, der Harniſch zu ei- nem Spiegel gemacht. Daher heiſſt es nun: der Leidens-Punct, die Blut-Theologie, iſt mein: Wir ſind dieCruciata,die Creuz- Gemeine: andere haben eine unblutige Gnade, wir haben die blutige Gnade.
§ 81.
In der ſechſten Homilie von den 32 einze- len heiſſet es: der Heiland will, daß Plaͤtz- gen und Gegenden der Welt ſeyn ſollen, wo die in der Welt vergeſſene Sprache geredet wird, (von ſeinem Blut und Tode:) die Sprache, die auſſer den Gemeinen un- bekannt, und in den Religionen barba- riſch zu klingen anfaͤngt u. ſ. w. Und
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Vom Blut und Wunden.
maͤhriſche Gemeine, und durch die Verringe-
rung deſſen, was man auſſer derſelben geneußt,
dem alten Menſchen das Leben gefriſtet wird,
welches auch zu denen vermeintlich-gebroche-
nen Augen herausſiehet.
§ 80.
Wie leicht iſt da die Selbsgefaͤlligkeit, die
Einbildung von ganz beſondern Gnadengaben,
welche das Maaß der meiſten, wo nicht aller
bey dieſem neuen Apoſtel-Amt ſo genannten
alten Apoſtel uͤbertreffen, das Vertrauen und
Trachten viel etwas mehrers auszurichten,
als bisher jemals geſchehen, und der Ruhm
von einer ganz neuen gegen alles Abnehmen
verwahrten Seligkeit entſtanden? Da ward,
nach Lutheri Ausdruck, der Harniſch zu ei-
nem Spiegel gemacht. Daher heiſſt es nun:
der Leidens-Punct, die Blut-Theologie,
iſt mein: Wir ſind die Cruciata, die Creuz-
Gemeine: andere haben eine unblutige
Gnade, wir haben die blutige Gnade.
§ 81.
In der ſechſten Homilie von den 32 einze-
len heiſſet es: der Heiland will, daß Plaͤtz-
gen und Gegenden der Welt ſeyn ſollen,
wo die in der Welt vergeſſene Sprache
geredet wird, (von ſeinem Blut und Tode:)
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Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/105>, abgerufen am 16.07.2024.
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