Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil I. Cap. I. Satz 14.
freywilligen Nachlese s. 37. eingetragen, und
mit derselben stimmet überein, was der Ge-
meinstifter von sich meldet in jener Nota bey
der Vorrede zu den Büdingischen Sammlun-
gen. In Betrachtung dessen habe ich ehmals
billig gerühmet die edle Compunction, die in
seinem Inwendigen durch den Anblick des
Gecreuzigten entstanden, und ihm bestän-
dig nachginge.
u. s. w.

§ 77.

Das war an sich selbs gut und köstlich,
und der Ordinarius hat es mitten aus dem
Lutherthum heraus.
Es ist bey den Evan-
gelischen in Teutschland etwas altes und ge-
meines, daß feine Seelen bey der Uebung des
Glaubens und der Gottseligkeit, in der Fa-
sten und zu andern Zeiten, bey dem Genuß
des heiligen Abendmals, in ihrem Leiden und
Sterben, die Hauptweide im Leiden und
Sterben JEsu Christi, nach Anleitung der
Andachten, Gebete und Lieder in den meisten
und üblichsten Büchern, suchen; dabey aber
sich etwa an seine Auferstehung, an die Liebe
GOttes, der seinen Sohn für uns dahinge-
geben, u. s. w. nicht so weidlich halten. Und
so ist es dem Ordinario selbs ergangen. Durch
das Leiden Christi ward sein Herz, wir wollen
sagen, recht sonderbar verwundet, und sein
Sinn ward darein verbildet: es wäre aber zu
wünschen, daß er sich dabey lauterlich und völ-
lig nach dem, was geschrieben stehet, geachtet

hätte:

Theil I. Cap. I. Satz 14.
freywilligen Nachleſe ſ. 37. eingetragen, und
mit derſelben ſtimmet uͤberein, was der Ge-
meinſtifter von ſich meldet in jener Nota bey
der Vorrede zu den Buͤdingiſchen Sammlun-
gen. In Betrachtung deſſen habe ich ehmals
billig geruͤhmet die edle Compunction, die in
ſeinem Inwendigen durch den Anblick des
Gecreuzigten entſtanden, und ihm beſtaͤn-
dig nachginge.
u. ſ. w.

§ 77.

Das war an ſich ſelbs gut und koͤſtlich,
und der Ordinarius hat es mitten aus dem
Lutherthum heraus.
Es iſt bey den Evan-
geliſchen in Teutſchland etwas altes und ge-
meines, daß feine Seelen bey der Uebung des
Glaubens und der Gottſeligkeit, in der Fa-
ſten und zu andern Zeiten, bey dem Genuß
des heiligen Abendmals, in ihrem Leiden und
Sterben, die Hauptweide im Leiden und
Sterben JEſu Chriſti, nach Anleitung der
Andachten, Gebete und Lieder in den meiſten
und uͤblichſten Buͤchern, ſuchen; dabey aber
ſich etwa an ſeine Auferſtehung, an die Liebe
GOttes, der ſeinen Sohn fuͤr uns dahinge-
geben, u. ſ. w. nicht ſo weidlich halten. Und
ſo iſt es dem Ordinario ſelbs ergangen. Durch
das Leiden Chriſti ward ſein Herz, wir wollen
ſagen, recht ſonderbar verwundet, und ſein
Sinn ward darein verbildet: es waͤre aber zu
wuͤnſchen, daß er ſich dabey lauterlich und voͤl-
lig nach dem, was geſchrieben ſtehet, geachtet

haͤtte:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <p><pb facs="#f0102" n="82"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Satz 14.</hi></fw><lb/>
freywilligen Nachle&#x017F;e &#x017F;. 37. eingetragen, und<lb/>
mit der&#x017F;elben &#x017F;timmet u&#x0364;berein, was der Ge-<lb/>
mein&#x017F;tifter von &#x017F;ich meldet in jener <hi rendition="#aq">Nota</hi> bey<lb/>
der Vorrede zu den Bu&#x0364;dingi&#x017F;chen Sammlun-<lb/>
gen. In Betrachtung de&#x017F;&#x017F;en habe ich ehmals<lb/>
billig geru&#x0364;hmet <hi rendition="#fr">die edle</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Compunction,</hi></hi> <hi rendition="#fr">die in<lb/>
&#x017F;einem Inwendigen durch den Anblick des<lb/>
Gecreuzigten ent&#x017F;tanden, und ihm be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig nachginge.</hi> u. &#x017F;. w.</p>
            </div><lb/>
            <div n="5">
              <head>§ 77.</head><lb/>
              <p>Das war an &#x017F;ich &#x017F;elbs gut und ko&#x0364;&#x017F;tlich,<lb/>
und der <hi rendition="#aq">Ordinarius</hi> <hi rendition="#fr">hat es mitten aus dem<lb/>
Lutherthum heraus.</hi> Es i&#x017F;t bey den Evan-<lb/>
geli&#x017F;chen in Teut&#x017F;chland etwas altes und ge-<lb/>
meines, daß feine Seelen bey der Uebung des<lb/>
Glaubens und der Gott&#x017F;eligkeit, in der Fa-<lb/>
&#x017F;ten und zu andern Zeiten, bey dem Genuß<lb/>
des heiligen Abendmals, in ihrem Leiden und<lb/>
Sterben, die Hauptweide im Leiden und<lb/>
Sterben JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti, nach Anleitung der<lb/>
Andachten, Gebete und Lieder in den mei&#x017F;ten<lb/>
und u&#x0364;blich&#x017F;ten Bu&#x0364;chern, &#x017F;uchen; dabey aber<lb/>
&#x017F;ich etwa an &#x017F;eine Aufer&#x017F;tehung, an die Liebe<lb/>
GOttes, der &#x017F;einen Sohn fu&#x0364;r uns dahinge-<lb/>
geben, u. &#x017F;. w. nicht &#x017F;o weidlich halten. Und<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es dem <hi rendition="#aq">Ordinario</hi> &#x017F;elbs ergangen. Durch<lb/>
das Leiden Chri&#x017F;ti ward &#x017F;ein Herz, wir wollen<lb/>
&#x017F;agen, recht &#x017F;onderbar verwundet, und &#x017F;ein<lb/>
Sinn ward darein verbildet: es wa&#x0364;re aber zu<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß er &#x017F;ich dabey lauterlich und vo&#x0364;l-<lb/>
lig nach dem, was ge&#x017F;chrieben &#x017F;tehet, geachtet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ha&#x0364;tte:</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0102] Theil I. Cap. I. Satz 14. freywilligen Nachleſe ſ. 37. eingetragen, und mit derſelben ſtimmet uͤberein, was der Ge- meinſtifter von ſich meldet in jener Nota bey der Vorrede zu den Buͤdingiſchen Sammlun- gen. In Betrachtung deſſen habe ich ehmals billig geruͤhmet die edle Compunction, die in ſeinem Inwendigen durch den Anblick des Gecreuzigten entſtanden, und ihm beſtaͤn- dig nachginge. u. ſ. w. § 77. Das war an ſich ſelbs gut und koͤſtlich, und der Ordinarius hat es mitten aus dem Lutherthum heraus. Es iſt bey den Evan- geliſchen in Teutſchland etwas altes und ge- meines, daß feine Seelen bey der Uebung des Glaubens und der Gottſeligkeit, in der Fa- ſten und zu andern Zeiten, bey dem Genuß des heiligen Abendmals, in ihrem Leiden und Sterben, die Hauptweide im Leiden und Sterben JEſu Chriſti, nach Anleitung der Andachten, Gebete und Lieder in den meiſten und uͤblichſten Buͤchern, ſuchen; dabey aber ſich etwa an ſeine Auferſtehung, an die Liebe GOttes, der ſeinen Sohn fuͤr uns dahinge- geben, u. ſ. w. nicht ſo weidlich halten. Und ſo iſt es dem Ordinario ſelbs ergangen. Durch das Leiden Chriſti ward ſein Herz, wir wollen ſagen, recht ſonderbar verwundet, und ſein Sinn ward darein verbildet: es waͤre aber zu wuͤnſchen, daß er ſich dabey lauterlich und voͤl- lig nach dem, was geſchrieben ſtehet, geachtet haͤtte:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/102
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/102>, abgerufen am 21.12.2024.