Beneke, Johann Gerhard: Militiam contra Malitiam Oder Die wol-geübte Ritterschafft der Gläubigen. Minden, 1715.Kaum mag ein GOttes-Knecht in seine Grube gehen / So wil der Miedling schon an dessen Stelle stehen! 2. Wer aber mit Verstand von GOtt begabet wordenZu prüfen Finsterniß und wahres Gnaden-Licht / Der mercket früh genug wenn in den Hirten-Orden Sich mancher Dieb einschleicht und mit Gewalt einbricht. Es mag der Heuchler sich auffs künstlichste verstecken / So wird der Schafs-Peltz doch die Blösse nicht bedecken. 3. Der Hirte tauget nichts der Menschen-Tage suchet /Der nur die Woll' und Milch und nicht die Schafe meynt; Es wird sein gantzes Thun von GOttes Geist verfluchet / Und ob es noch so gut für unsern Augen scheint. Er flieht aus Menschen-Furcht und läst den Muth bald fallen / Wenn Unglück und Gefahr wie Blitz und Donner knallen. 4. Gantz anders machen es die wahren GOttes-Knechte /Die JEsu Hirten-Hand zu seiner Heerde führt. Die Salbung scheidet sie von Bileams Geschlechte / Und ihr Inwendiges hat GOttes Krafft gerührt. Sie suchen JEsu Ehr / und wollen Seelen retten / Ob gleich der Abgrund tobt mit Banden / Schmach und Ketten. 5. Nur eins ist davor sich ihr blöder Geist noch beuget /Dies eine schrecket sie: Wenn GOTT sich schrecklich stellt; Wenn sich das Gnaden-Licht zum Untergange neiget / Und ihre Glaubens-Krafft in eine Ohnmacht fällt. Doch wird die Hüffte gleich dem Jacob hier verrencket / So wird der Geist in GOTT doch tieffer eingesencket. 6. Ich darff / Wohl-Seliger / dir keinen Ruhm beylegen /Weil du mir allzu nah und mehr als Bruder bist; Sonst würde mich dazu die Liebe leicht bewegen / Da mir dein Hertz und Sinn bekant geworden ist. Ein treuer Hirte wirst du nur allhier genennet / Weil es dein Leichen-Text und jedermann bekennet. Kaum mag ein GOttes-Knecht in seine Grube gehen / So wil der Miedling schon an dessen Stelle stehen! 2. Wer aber mit Verstand von GOtt begabet wordenZu prüfen Finsterniß und wahres Gnaden-Licht / Der mercket früh genug wenn in den Hirten-Orden Sich mancher Dieb einschleicht und mit Gewalt einbricht. Es mag der Heuchler sich auffs künstlichste verstecken / So wird der Schafs-Peltz doch die Blösse nicht bedecken. 3. Der Hirte tauget nichts der Menschen-Tage suchet /Der nur die Woll’ und Milch und nicht die Schafe meynt; Es wird sein gantzes Thun von GOttes Geist verfluchet / Und ob es noch so gut für unsern Augen scheint. Er flieht aus Menschen-Furcht und läst den Muth bald fallen / Wenn Unglück und Gefahr wie Blitz und Donner knallen. 4. Gantz anders machen es die wahren GOttes-Knechte /Die JEsu Hirten-Hand zu seiner Heerde führt. Die Salbung scheidet sie von Bileams Geschlechte / Und ihr Inwendiges hat GOttes Krafft gerührt. Sie suchen JEsu Ehr / und wollen Seelen retten / Ob gleich der Abgrund tobt mit Banden / Schmach und Ketten. 5. Nur eins ist davor sich ihr blöder Geist noch beuget /Dies eine schrecket sie: Wenn GOTT sich schrecklich stellt; Wenn sich das Gnaden-Licht zum Untergange neiget / Und ihre Glaubens-Krafft in eine Ohnmacht fällt. Doch wird die Hüffte gleich dem Jacob hier verrencket / So wird der Geist in GOTT doch tieffer eingesencket. 6. Ich darff / Wohl-Seliger / dir keinen Ruhm beylegen /Weil du mir allzu nah und mehr als Bruder bist; Sonst würde mich dazu die Liebe leicht bewegen / Da mir dein Hertz und Sinn bekant geworden ist. Ein treuer Hirte wirst du nur allhier genennet / Weil es dein Leichen-Text und jedermann bekennet. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0062"/> <l>Kaum mag ein GOttes-Knecht in seine Grube gehen /</l><lb/> <l>So wil der Miedling schon an dessen Stelle stehen!</l><lb/> </div> <div> <head>2.</head><lb/> <l>Wer aber mit Verstand von GOtt begabet worden</l><lb/> <l>Zu prüfen Finsterniß und wahres Gnaden-Licht /</l><lb/> <l>Der mercket früh genug wenn in den Hirten-Orden</l><lb/> <l>Sich mancher Dieb einschleicht und mit Gewalt einbricht.</l><lb/> <l>Es mag der Heuchler sich auffs künstlichste verstecken /</l><lb/> <l>So wird der Schafs-Peltz doch die Blösse nicht bedecken.</l><lb/> </div> <div> <head>3.</head><lb/> <l>Der Hirte tauget nichts der Menschen-Tage suchet /</l><lb/> <l>Der nur die Woll’ und Milch und nicht die Schafe meynt;</l><lb/> <l>Es wird sein gantzes Thun von GOttes Geist verfluchet /</l><lb/> <l>Und ob es noch so gut für unsern Augen scheint.</l><lb/> <l>Er flieht aus Menschen-Furcht und läst den Muth bald fallen /</l><lb/> <l>Wenn Unglück und Gefahr wie Blitz und Donner knallen.</l><lb/> </div> <div> <head>4.</head><lb/> <l>Gantz anders machen es die wahren GOttes-Knechte /</l><lb/> <l>Die JEsu Hirten-Hand zu seiner Heerde führt.</l><lb/> <l>Die Salbung scheidet sie von Bileams Geschlechte /</l><lb/> <l>Und ihr Inwendiges hat GOttes Krafft gerührt.</l><lb/> <l>Sie suchen JEsu Ehr / und wollen Seelen retten /</l><lb/> <l>Ob gleich der Abgrund tobt mit Banden / Schmach und Ketten.</l><lb/> </div> <div> <head>5.</head><lb/> <l>Nur eins ist davor sich ihr blöder Geist noch beuget /</l><lb/> <l>Dies eine schrecket sie: Wenn GOTT sich schrecklich stellt;</l><lb/> <l>Wenn sich das Gnaden-Licht zum Untergange neiget /</l><lb/> <l>Und ihre Glaubens-Krafft in eine Ohnmacht fällt.</l><lb/> <l>Doch wird die Hüffte gleich dem Jacob hier verrencket /</l><lb/> <l>So wird der Geist in GOTT doch tieffer eingesencket.</l><lb/> </div> <div> <head>6.</head><lb/> <l>Ich darff / Wohl-Seliger / dir keinen Ruhm beylegen /</l><lb/> <l>Weil du mir allzu nah und mehr als Bruder bist;</l><lb/> <l>Sonst würde mich dazu die Liebe leicht bewegen /</l><lb/> <l>Da mir dein Hertz und Sinn bekant geworden ist.</l><lb/> <l>Ein treuer Hirte wirst du nur allhier genennet /</l><lb/> <l>Weil es dein Leichen-Text und jedermann bekennet.</l><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0062]
Kaum mag ein GOttes-Knecht in seine Grube gehen /
So wil der Miedling schon an dessen Stelle stehen!
2.
Wer aber mit Verstand von GOtt begabet worden
Zu prüfen Finsterniß und wahres Gnaden-Licht /
Der mercket früh genug wenn in den Hirten-Orden
Sich mancher Dieb einschleicht und mit Gewalt einbricht.
Es mag der Heuchler sich auffs künstlichste verstecken /
So wird der Schafs-Peltz doch die Blösse nicht bedecken.
3.
Der Hirte tauget nichts der Menschen-Tage suchet /
Der nur die Woll’ und Milch und nicht die Schafe meynt;
Es wird sein gantzes Thun von GOttes Geist verfluchet /
Und ob es noch so gut für unsern Augen scheint.
Er flieht aus Menschen-Furcht und läst den Muth bald fallen /
Wenn Unglück und Gefahr wie Blitz und Donner knallen.
4.
Gantz anders machen es die wahren GOttes-Knechte /
Die JEsu Hirten-Hand zu seiner Heerde führt.
Die Salbung scheidet sie von Bileams Geschlechte /
Und ihr Inwendiges hat GOttes Krafft gerührt.
Sie suchen JEsu Ehr / und wollen Seelen retten /
Ob gleich der Abgrund tobt mit Banden / Schmach und Ketten.
5.
Nur eins ist davor sich ihr blöder Geist noch beuget /
Dies eine schrecket sie: Wenn GOTT sich schrecklich stellt;
Wenn sich das Gnaden-Licht zum Untergange neiget /
Und ihre Glaubens-Krafft in eine Ohnmacht fällt.
Doch wird die Hüffte gleich dem Jacob hier verrencket /
So wird der Geist in GOTT doch tieffer eingesencket.
6.
Ich darff / Wohl-Seliger / dir keinen Ruhm beylegen /
Weil du mir allzu nah und mehr als Bruder bist;
Sonst würde mich dazu die Liebe leicht bewegen /
Da mir dein Hertz und Sinn bekant geworden ist.
Ein treuer Hirte wirst du nur allhier genennet /
Weil es dein Leichen-Text und jedermann bekennet.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/beneke_militiam_1715 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/beneke_militiam_1715/62 |
Zitationshilfe: | Beneke, Johann Gerhard: Militiam contra Malitiam Oder Die wol-geübte Ritterschafft der Gläubigen. Minden, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beneke_militiam_1715/62>, abgerufen am 21.02.2025. |