Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Das IIX Cap. von den Curiositäten derer Berg-
Unter-Eisen/ in welche der Eisen-Schneider Wapen/ Bildnisse und
Schrifften geschnitten/ geleget/ und darauf mit einem grossen Ham-
mer aus allen Kräfften geschlagen/ wodurch der Präger dem Silber
die Gestalt derer Stempel einpräget/ und solches also zum Gelde
machet/ wo aber das Geld Müntzen nicht mit einem Hammer-son-
dern durch ein Druck-Werck verrichtet wird/ ziehet man die Zaine
durch zwey stählerne fest über einander gefügte Waltzen/ so die Pfer-
de/ vermittels eines Rades/ umtreiben/ wodurch dieselben eine ziem-
liche Länge bekommen/ darnach bringet man die ausgereckte krumme
Zaine zum Vergleich-Werck/ und windet sie durch den Durch-Laß/
oder zwey stählerne zusammen gefügte Balcken/ damit solche die ge-
bührende Gleichheit erlangen mögen/ und im Durch-Schneiden derer
Blatten keine schwerer oder leichter als die andere sey. Endlich
werden die durchschnittene Blatten weiß gesotten/ und durch die gros-
se Presse/ Taschen- und Schlag-Werck abgepräget. Auf gedachte Art
verfertigen die Müntz-Bediente in der Müntze auf dem Claus-Thal/
wie auch in denjenigen/ so an andern Orten des Hartzes vorhanden
sind/ die Thaler und andere grosse Sorten; hingegen machen sie
mit der kleinen kurtze Arbeit/ indem die Zaine so fort zwischen denen
Waltzen/ darauf die Gestalt des Geldes geschnitten/ in einem Stü-
cke/ das offt neün und mehr Ellen lang ist/ durchgezogen und geprä-
get werden. Aus diesem und Vorhergehenden kan nun ein ieder
ersehen/ wie viel Mühe und Arbeit es koste/ ehe das Silber aus denen
Ertzen gebracht/ und zu Gelde gemachet werde/ welches die Ver-
schwender bedencken solten/ als welche das Geld vor nichts achten/
und bald liederlicher Weise verthun.

XI.
Von dem Anfrisch-Ofen.

DEr Anfrisch-Ofen kömmet in vielen Stücken mit dem gemei-
nen Schmeltz-Ofen überein/ und wird darinnen das vom Sil-
ber im Abtreiben geschiedene Härdt-Bley und Glödt oder Glett zu
reinem Bley geschmolzen/ welches in dem für dem Ofen ziemlich tieff

gemach-

Das IIX Cap. von den Curioſitaͤten derer Berg-
Unter-Eiſen/ in welche der Eiſen-Schneider Wapen/ Bildniſſe und
Schrifften geſchnitten/ geleget/ und darauf mit einem groſſen Ham-
mer aus allen Kraͤfften geſchlagen/ wodurch der Praͤger dem Silber
die Geſtalt derer Stempel einpraͤget/ und ſolches alſo zum Gelde
machet/ wo aber das Geld Muͤntzen nicht mit einem Hammer-ſon-
dern durch ein Druck-Werck verrichtet wird/ ziehet man die Zaine
durch zwey ſtaͤhlerne feſt uͤber einander gefuͤgte Waltzen/ ſo die Pfer-
de/ vermittels eines Rades/ umtreiben/ wodurch dieſelben eine ziem-
liche Laͤnge bekommen/ darnach bringet man die ausgereckte krumme
Zaine zum Vergleich-Werck/ und windet ſie durch den Durch-Laß/
oder zwey ſtaͤhlerne zuſammen gefuͤgte Balcken/ damit ſolche die ge-
buͤhrende Gleichheit erlangen moͤgen/ und im Durch-Schneiden derer
Blatten keine ſchwerer oder leichter als die andere ſey. Endlich
werden die durchſchnittene Blatten weiß geſotten/ und durch die groſ-
ſe Preſſe/ Taſchen- und Schlag-Werck abgepraͤget. Auf gedachte Art
verfertigen die Muͤntz-Bediente in der Muͤntze auf dem Claus-Thal/
wie auch in denjenigen/ ſo an andern Orten des Hartzes vorhanden
ſind/ die Thaler und andere groſſe Sorten; hingegen machen ſie
mit der kleinen kurtze Arbeit/ indem die Zaine ſo fort zwiſchen denen
Waltzen/ darauf die Geſtalt des Geldes geſchnitten/ in einem Stuͤ-
cke/ das offt neuͤn und mehr Ellen lang iſt/ durchgezogen und gepraͤ-
get werden. Aus dieſem und Vorhergehenden kan nun ein ieder
erſehen/ wie viel Muͤhe und Arbeit es koſte/ ehe das Silber aus denen
Ertzen gebracht/ und zu Gelde gemachet werde/ welches die Ver-
ſchwender bedencken ſolten/ als welche das Geld vor nichts achten/
und bald liederlicher Weiſe verthun.

XI.
Von dem Anfriſch-Ofen.

DEr Anfriſch-Ofen koͤmmet in vielen Stuͤcken mit dem gemei-
nen Schmeltz-Ofen uͤberein/ und wird darinnen das vom Sil-
ber im Abtreiben geſchiedene Haͤrdt-Bley und Gloͤdt oder Glett zu
reinem Bley geſchmolzen/ welches in dem fuͤr dem Ofen ziemlich tieff

gemach-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0196" n="184"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das</hi><hi rendition="#aq">IIX</hi><hi rendition="#b">Cap. von den</hi><hi rendition="#aq">Curio&#x017F;it</hi><hi rendition="#b">a&#x0364;ten derer Berg-</hi></fw><lb/>
Unter-Ei&#x017F;en/ in welche der Ei&#x017F;en-Schneider Wapen/ Bildni&#x017F;&#x017F;e und<lb/>
Schrifften ge&#x017F;chnitten/ geleget/ und darauf mit einem gro&#x017F;&#x017F;en Ham-<lb/>
mer aus allen Kra&#x0364;fften ge&#x017F;chlagen/ wodurch der Pra&#x0364;ger dem Silber<lb/>
die Ge&#x017F;talt derer Stempel einpra&#x0364;get/ und &#x017F;olches al&#x017F;o zum Gelde<lb/>
machet/ wo aber das Geld Mu&#x0364;ntzen nicht mit einem Hammer-&#x017F;on-<lb/>
dern durch ein Druck-Werck verrichtet wird/ ziehet man die Zaine<lb/>
durch zwey &#x017F;ta&#x0364;hlerne fe&#x017F;t u&#x0364;ber einander gefu&#x0364;gte Waltzen/ &#x017F;o die Pfer-<lb/>
de/ vermittels eines Rades/ umtreiben/ wodurch die&#x017F;elben eine ziem-<lb/>
liche La&#x0364;nge bekommen/ darnach bringet man die ausgereckte krumme<lb/>
Zaine zum Vergleich-Werck/ und windet &#x017F;ie durch den Durch-Laß/<lb/>
oder zwey &#x017F;ta&#x0364;hlerne zu&#x017F;ammen gefu&#x0364;gte Balcken/ damit &#x017F;olche die ge-<lb/>
bu&#x0364;hrende Gleichheit erlangen mo&#x0364;gen/ und im Durch-Schneiden derer<lb/>
Blatten keine &#x017F;chwerer oder leichter als die andere &#x017F;ey. Endlich<lb/>
werden die durch&#x017F;chnittene Blatten weiß ge&#x017F;otten/ und durch die gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Pre&#x017F;&#x017F;e/ Ta&#x017F;chen- und Schlag-Werck abgepra&#x0364;get. Auf gedachte Art<lb/>
verfertigen die Mu&#x0364;ntz-Bediente in der Mu&#x0364;ntze auf dem Claus-Thal/<lb/>
wie auch in denjenigen/ &#x017F;o an andern Orten des Hartzes vorhanden<lb/>
&#x017F;ind/ die Thaler und andere gro&#x017F;&#x017F;e Sorten; hingegen machen &#x017F;ie<lb/>
mit der kleinen kurtze Arbeit/ indem die Zaine &#x017F;o fort zwi&#x017F;chen denen<lb/>
Waltzen/ darauf die Ge&#x017F;talt des Geldes ge&#x017F;chnitten/ in einem Stu&#x0364;-<lb/>
cke/ das offt neu&#x0364;n und mehr Ellen lang i&#x017F;t/ durchgezogen und gepra&#x0364;-<lb/>
get werden. Aus die&#x017F;em und Vorhergehenden kan nun ein ieder<lb/>
er&#x017F;ehen/ wie viel Mu&#x0364;he und Arbeit es ko&#x017F;te/ ehe das Silber aus denen<lb/>
Ertzen gebracht/ und zu Gelde gemachet werde/ welches die Ver-<lb/>
&#x017F;chwender bedencken &#x017F;olten/ als welche das Geld vor nichts achten/<lb/>
und bald liederlicher Wei&#x017F;e verthun.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XI.</hi><lb/>
Von dem Anfri&#x017F;ch-Ofen.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>Er Anfri&#x017F;ch-Ofen ko&#x0364;mmet in vielen Stu&#x0364;cken mit dem gemei-<lb/>
nen Schmeltz-Ofen u&#x0364;berein/ und wird darinnen das vom Sil-<lb/>
ber im Abtreiben ge&#x017F;chiedene Ha&#x0364;rdt-Bley und Glo&#x0364;dt oder Glett zu<lb/>
reinem Bley ge&#x017F;chmolzen/ welches in dem fu&#x0364;r dem Ofen ziemlich tieff<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gemach-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0196] Das IIX Cap. von den Curioſitaͤten derer Berg- Unter-Eiſen/ in welche der Eiſen-Schneider Wapen/ Bildniſſe und Schrifften geſchnitten/ geleget/ und darauf mit einem groſſen Ham- mer aus allen Kraͤfften geſchlagen/ wodurch der Praͤger dem Silber die Geſtalt derer Stempel einpraͤget/ und ſolches alſo zum Gelde machet/ wo aber das Geld Muͤntzen nicht mit einem Hammer-ſon- dern durch ein Druck-Werck verrichtet wird/ ziehet man die Zaine durch zwey ſtaͤhlerne feſt uͤber einander gefuͤgte Waltzen/ ſo die Pfer- de/ vermittels eines Rades/ umtreiben/ wodurch dieſelben eine ziem- liche Laͤnge bekommen/ darnach bringet man die ausgereckte krumme Zaine zum Vergleich-Werck/ und windet ſie durch den Durch-Laß/ oder zwey ſtaͤhlerne zuſammen gefuͤgte Balcken/ damit ſolche die ge- buͤhrende Gleichheit erlangen moͤgen/ und im Durch-Schneiden derer Blatten keine ſchwerer oder leichter als die andere ſey. Endlich werden die durchſchnittene Blatten weiß geſotten/ und durch die groſ- ſe Preſſe/ Taſchen- und Schlag-Werck abgepraͤget. Auf gedachte Art verfertigen die Muͤntz-Bediente in der Muͤntze auf dem Claus-Thal/ wie auch in denjenigen/ ſo an andern Orten des Hartzes vorhanden ſind/ die Thaler und andere groſſe Sorten; hingegen machen ſie mit der kleinen kurtze Arbeit/ indem die Zaine ſo fort zwiſchen denen Waltzen/ darauf die Geſtalt des Geldes geſchnitten/ in einem Stuͤ- cke/ das offt neuͤn und mehr Ellen lang iſt/ durchgezogen und gepraͤ- get werden. Aus dieſem und Vorhergehenden kan nun ein ieder erſehen/ wie viel Muͤhe und Arbeit es koſte/ ehe das Silber aus denen Ertzen gebracht/ und zu Gelde gemachet werde/ welches die Ver- ſchwender bedencken ſolten/ als welche das Geld vor nichts achten/ und bald liederlicher Weiſe verthun. XI. Von dem Anfriſch-Ofen. DEr Anfriſch-Ofen koͤmmet in vielen Stuͤcken mit dem gemei- nen Schmeltz-Ofen uͤberein/ und wird darinnen das vom Sil- ber im Abtreiben geſchiedene Haͤrdt-Bley und Gloͤdt oder Glett zu reinem Bley geſchmolzen/ welches in dem fuͤr dem Ofen ziemlich tieff gemach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/196
Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/196>, abgerufen am 03.12.2024.