Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Das VI Cap. von den curieusen Bergen und alten
albereit angeführten Orte/ und hält der Autor derer vor gemeldeten
Unterredungen pag. 724 solches vor eine Fabel/ weilen es nicht müg-
lich seyn könne/ daß ein solch Bild in der Kirche hinter einer hölzernen
Tafel stehen/ und nicht alles mit seinem Feüer verderben und verbren-
nen solte/ ingleichen/ daß die Pflöcke erstlich mit einem Stricklein hin-
weg gerücket werden müsten/ und nicht von sich selbst ausgestossen
würden/ denn solches/ wie aus Vorhergehenden zu ersehen/ wider
die Natur und Würckung des Püsters sey.

V.
Von dem bey Blanckenburg gelegenen wü-
sten Schlosse/ Alten-Reinstein genannt.

DJeses uhralte und zerstöhrte Schloß lieget vor dem Unter-
Hartz/ eine kleine halbe Meile von Blanckenburg auf einem
ziemlich hohen Felsen/ und hat seinen Nahmen von dem Reinen
weissen Felsen-Stein/ darinnen es gebauet/ bekommen. Es ist
dasselbe wohl ein wunderliches Gebäu/ indem darinnen alles/ ausser
dem etwas nunmehro verfallenen Thurm/ und fast alle Gemächer/
vornehmlich aber Küche/ Keller/ Kirche/ Saal/ Pferde-Ställe und
dergleichen mehr in dem Stein-Fels ausgehauen worden/ massen
man in dem Schlosse nichts anders als lauter Stein um und neben
sich antrifft/ denn im Eingange zur rechten Hand sind etliche Ställe
von klahrem weissem Felsen/ und haben einige derselben oben Kam-
mern/ die im Felsen/ vermöge unterschiedlicher Thüren/ zusammen
gehen. Von hier steiget man auf lauter Felsen etwas höher hinauf
zu einem breiten Stein-Felsen/ dabey zur lincken Hand ein in den
Felsen gehauener Graben ist. Nicht weit hiervon sind die Rudera
der rechten Schloß- Wohnung vorhanden/ in welches durch den
Felsen ein Thor-Weg durchgebrochen worden. Zur lincken Seite
hinterwerts ist ein ziemliches in Felsen gehauenes Gewölbe anzutref-
fen/ welches/ derer Führer Aussage nach/ die Kirche soll gewesen
seyn/ worbey auch noch einige in Felsen verfertigte Gemächer gewiesen

werden.

Das VI Cap. von den curieuſen Bergen und alten
albereit angefuͤhrten Orte/ und haͤlt der Autor derer vor gemeldeten
Unterredungen pag. 724 ſolches vor eine Fabel/ weilen es nicht muͤg-
lich ſeyn koͤnne/ daß ein ſolch Bild in der Kirche hinter einer hoͤlzernen
Tafel ſtehen/ und nicht alles mit ſeinem Feuͤer verderben und verbren-
nen ſolte/ ingleichen/ daß die Pfloͤcke erſtlich mit einem Stricklein hin-
weg geruͤcket werden muͤſten/ und nicht von ſich ſelbſt ausgeſtoſſen
wuͤrden/ denn ſolches/ wie aus Vorhergehenden zu erſehen/ wider
die Natur und Wuͤrckung des Puͤſters ſey.

V.
Von dem bey Blanckenburg gelegenen wuͤ-
ſten Schloſſe/ Alten-Reinſtein genannt.

DJeſes uhralte und zerſtoͤhrte Schloß lieget vor dem Unter-
Hartz/ eine kleine halbe Meile von Blanckenburg auf einem
ziemlich hohen Felſen/ und hat ſeinen Nahmen von dem Reinen
weiſſen Felſen-Stein/ darinnen es gebauet/ bekommen. Es iſt
daſſelbe wohl ein wunderliches Gebaͤu/ indem darinnen alles/ auſſer
dem etwas nunmehro verfallenen Thurm/ und faſt alle Gemaͤcher/
vornehmlich aber Kuͤche/ Keller/ Kirche/ Saal/ Pferde-Staͤlle und
dergleichen mehr in dem Stein-Fels ausgehauen worden/ maſſen
man in dem Schloſſe nichts anders als lauter Stein um und neben
ſich antrifft/ denn im Eingange zur rechten Hand ſind etliche Staͤlle
von klahrem weiſſem Felſen/ und haben einige derſelben oben Kam-
mern/ die im Felſen/ vermoͤge unterſchiedlicher Thuͤren/ zuſammen
gehen. Von hier ſteiget man auf lauter Felſen etwas hoͤher hinauf
zu einem breiten Stein-Felſen/ dabey zur lincken Hand ein in den
Felſen gehauener Graben iſt. Nicht weit hiervon ſind die Rudera
der rechten Schloß- Wohnung vorhanden/ in welches durch den
Felſen ein Thor-Weg durchgebrochen worden. Zur lincken Seite
hinterwerts iſt ein ziemliches in Felſen gehauenes Gewoͤlbe anzutref-
fen/ welches/ derer Fuͤhrer Ausſage nach/ die Kirche ſoll geweſen
ſeyn/ worbey auch noch einige in Felſen verfertigte Gemaͤcher gewieſen

werden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0172" n="160"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das</hi><hi rendition="#aq">VI</hi><hi rendition="#b">Cap. von den</hi><hi rendition="#aq">curieu&#x017F;</hi><hi rendition="#b">en Bergen und alten</hi></fw><lb/>
albereit angefu&#x0364;hrten Orte/ und ha&#x0364;lt der <hi rendition="#aq">Autor</hi> derer vor gemeldeten<lb/>
Unterredungen <hi rendition="#aq">pag.</hi> 724 &#x017F;olches vor eine Fabel/ weilen es nicht mu&#x0364;g-<lb/>
lich &#x017F;eyn ko&#x0364;nne/ daß ein &#x017F;olch Bild in der Kirche hinter einer ho&#x0364;lzernen<lb/>
Tafel &#x017F;tehen/ und nicht alles mit &#x017F;einem Feu&#x0364;er verderben und verbren-<lb/>
nen &#x017F;olte/ ingleichen/ daß die Pflo&#x0364;cke er&#x017F;tlich mit einem Stricklein hin-<lb/>
weg geru&#x0364;cket werden mu&#x0364;&#x017F;ten/ und nicht von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ausge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wu&#x0364;rden/ denn &#x017F;olches/ wie aus Vorhergehenden zu er&#x017F;ehen/ wider<lb/>
die Natur und Wu&#x0364;rckung des Pu&#x0364;&#x017F;ters &#x017F;ey.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi><lb/>
Von dem bey Blanckenburg gelegenen wu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten Schlo&#x017F;&#x017F;e/ Alten-Rein&#x017F;tein genannt.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>Je&#x017F;es uhralte und zer&#x017F;to&#x0364;hrte Schloß lieget vor dem Unter-<lb/>
Hartz/ eine kleine halbe Meile von Blanckenburg auf einem<lb/>
ziemlich hohen Fel&#x017F;en/ und hat &#x017F;einen Nahmen von dem Reinen<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en Fel&#x017F;en-Stein/ darinnen es gebauet/ bekommen. Es i&#x017F;t<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe wohl ein wunderliches Geba&#x0364;u/ indem darinnen alles/ au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
dem etwas nunmehro verfallenen Thurm/ und fa&#x017F;t alle Gema&#x0364;cher/<lb/>
vornehmlich aber Ku&#x0364;che/ Keller/ Kirche/ Saal/ Pferde-Sta&#x0364;lle und<lb/>
dergleichen mehr in dem Stein-Fels ausgehauen worden/ ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
man in dem Schlo&#x017F;&#x017F;e nichts anders als lauter Stein um und neben<lb/>
&#x017F;ich antrifft/ denn im Eingange zur rechten Hand &#x017F;ind etliche Sta&#x0364;lle<lb/>
von klahrem wei&#x017F;&#x017F;em Fel&#x017F;en/ und haben einige der&#x017F;elben oben Kam-<lb/>
mern/ die im Fel&#x017F;en/ vermo&#x0364;ge unter&#x017F;chiedlicher Thu&#x0364;ren/ zu&#x017F;ammen<lb/>
gehen. Von hier &#x017F;teiget man auf lauter Fel&#x017F;en etwas ho&#x0364;her hinauf<lb/>
zu einem breiten Stein-Fel&#x017F;en/ dabey zur lincken Hand ein in den<lb/>
Fel&#x017F;en gehauener Graben i&#x017F;t. Nicht weit hiervon &#x017F;ind die <hi rendition="#aq">Rudera</hi><lb/>
der rechten Schloß- Wohnung vorhanden/ in welches durch den<lb/>
Fel&#x017F;en ein Thor-Weg durchgebrochen worden. Zur lincken Seite<lb/>
hinterwerts i&#x017F;t ein ziemliches in Fel&#x017F;en gehauenes Gewo&#x0364;lbe anzutref-<lb/>
fen/ welches/ derer Fu&#x0364;hrer Aus&#x017F;age nach/ die Kirche &#x017F;oll gewe&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eyn/ worbey auch noch einige in Fel&#x017F;en verfertigte Gema&#x0364;cher gewie&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">werden.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0172] Das VI Cap. von den curieuſen Bergen und alten albereit angefuͤhrten Orte/ und haͤlt der Autor derer vor gemeldeten Unterredungen pag. 724 ſolches vor eine Fabel/ weilen es nicht muͤg- lich ſeyn koͤnne/ daß ein ſolch Bild in der Kirche hinter einer hoͤlzernen Tafel ſtehen/ und nicht alles mit ſeinem Feuͤer verderben und verbren- nen ſolte/ ingleichen/ daß die Pfloͤcke erſtlich mit einem Stricklein hin- weg geruͤcket werden muͤſten/ und nicht von ſich ſelbſt ausgeſtoſſen wuͤrden/ denn ſolches/ wie aus Vorhergehenden zu erſehen/ wider die Natur und Wuͤrckung des Puͤſters ſey. V. Von dem bey Blanckenburg gelegenen wuͤ- ſten Schloſſe/ Alten-Reinſtein genannt. DJeſes uhralte und zerſtoͤhrte Schloß lieget vor dem Unter- Hartz/ eine kleine halbe Meile von Blanckenburg auf einem ziemlich hohen Felſen/ und hat ſeinen Nahmen von dem Reinen weiſſen Felſen-Stein/ darinnen es gebauet/ bekommen. Es iſt daſſelbe wohl ein wunderliches Gebaͤu/ indem darinnen alles/ auſſer dem etwas nunmehro verfallenen Thurm/ und faſt alle Gemaͤcher/ vornehmlich aber Kuͤche/ Keller/ Kirche/ Saal/ Pferde-Staͤlle und dergleichen mehr in dem Stein-Fels ausgehauen worden/ maſſen man in dem Schloſſe nichts anders als lauter Stein um und neben ſich antrifft/ denn im Eingange zur rechten Hand ſind etliche Staͤlle von klahrem weiſſem Felſen/ und haben einige derſelben oben Kam- mern/ die im Felſen/ vermoͤge unterſchiedlicher Thuͤren/ zuſammen gehen. Von hier ſteiget man auf lauter Felſen etwas hoͤher hinauf zu einem breiten Stein-Felſen/ dabey zur lincken Hand ein in den Felſen gehauener Graben iſt. Nicht weit hiervon ſind die Rudera der rechten Schloß- Wohnung vorhanden/ in welches durch den Felſen ein Thor-Weg durchgebrochen worden. Zur lincken Seite hinterwerts iſt ein ziemliches in Felſen gehauenes Gewoͤlbe anzutref- fen/ welches/ derer Fuͤhrer Ausſage nach/ die Kirche ſoll geweſen ſeyn/ worbey auch noch einige in Felſen verfertigte Gemaͤcher gewieſen werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/172
Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/172>, abgerufen am 21.12.2024.