Jede Birne verlangte 15 Pferdekräfte für das Gebläse. In 21/2 Stunden wurden 25 Ctr. verblasen, gegossen u. s. w. Der Abbrand belief sich auf etwa 20 Proz. Der Preis des Bessemerstahls betrug nur zwei Drittel des gewöhnlichen.
Der Wind wurde durch die hohle Achse dem am Boden fest- geschraubten Windkasten zugeführt und strömte von da durch ein System von sieben feuerfesten Formen (Fernen) mit je fünf Öffnungen in den Schmelzraum. Das Roheisen wurde in einem Flammofen ein- geschmolzen, in eine Pfanne abgestochen und aus dieser in den ge- neigten Konverter geschüttet, sodann der Wind angelassen und das Gefäss aufgerichtet. Das Blasen dauerte 18 bis 24 Minuten. War der Prozess vollendet, so goss man wieder, nachdem man den Ofen ge- neigt hatte, etwas graues Roheisen ein, um die Masse zu beruhigen, blies einen Augenblick und kippte dann zum Ausgiessen in eine Pfanne, die hydraulisch bewegt wurde. (Aus Dr. H. Wed- dings ungedrucktem Reisebericht von 1860.)
Am 1. März 1860 hatte Henry Besse- mer ein Patent (Nr. 578) auf seinen verbesser- ten Konverter, das retortenähnliche Gefäss, welches nach seiner Gestalt als Bessemerbirne bezeichnet wurde, genommen und dasselbe genau in Wort und Zeichnung beschrieben.
[Abbildung]
Fig. 340.
Diese Beschreibung ist allgemein bekannt und begnügen wir uns deshalb damit, in Fig. 339 und 340 die Abbildungen davon zu geben.
Hiermit war die Entwickelungsgeschichte des Bessemerprozesses zu einem vorläufigen Abschluss gelangt.
Cement- und Gussstahlfabrikation 1851 bis 1860.
Wir wenden uns nun zu den Fortschritten der Cement- und Guss- stahlfabrikation in den 50er Jahren.
Die Cementstahlfabrikation bildete noch die wichtige Grund- lage der Gussstahlfabrikation; mit der wachsenden Bedeutung der letzteren hatte auch die erstere sehr zugenommen. Schweden, welches früher nur das Stabeisen für die Bereitung des Cementstahls geliefert hatte, stellte nun diesen selbst dar. 1850 exportierte es bereits 43000 Ctr. Cementstahl. 1851 führte P. Tunner diese Fabrikation auch zu Eibis- wald in Steiermark ein. Er fand dabei einen Zusatz von 1/2 Proz.
Cement- und Guſsstahlfabrikation 1851 bis 1860.
Jede Birne verlangte 15 Pferdekräfte für das Gebläse. In 2½ Stunden wurden 25 Ctr. verblasen, gegossen u. s. w. Der Abbrand belief sich auf etwa 20 Proz. Der Preis des Bessemerstahls betrug nur zwei Drittel des gewöhnlichen.
Der Wind wurde durch die hohle Achse dem am Boden fest- geschraubten Windkasten zugeführt und strömte von da durch ein System von sieben feuerfesten Formen (Fernen) mit je fünf Öffnungen in den Schmelzraum. Das Roheisen wurde in einem Flammofen ein- geschmolzen, in eine Pfanne abgestochen und aus dieser in den ge- neigten Konverter geschüttet, sodann der Wind angelassen und das Gefäſs aufgerichtet. Das Blasen dauerte 18 bis 24 Minuten. War der Prozeſs vollendet, so goſs man wieder, nachdem man den Ofen ge- neigt hatte, etwas graues Roheisen ein, um die Masse zu beruhigen, blies einen Augenblick und kippte dann zum Ausgieſsen in eine Pfanne, die hydraulisch bewegt wurde. (Aus Dr. H. Wed- dings ungedrucktem Reisebericht von 1860.)
Am 1. März 1860 hatte Henry Besse- mer ein Patent (Nr. 578) auf seinen verbesser- ten Konverter, das retortenähnliche Gefäſs, welches nach seiner Gestalt als Bessemerbirne bezeichnet wurde, genommen und dasselbe genau in Wort und Zeichnung beschrieben.
[Abbildung]
Fig. 340.
Diese Beschreibung ist allgemein bekannt und begnügen wir uns deshalb damit, in Fig. 339 und 340 die Abbildungen davon zu geben.
Hiermit war die Entwickelungsgeschichte des Bessemerprozesses zu einem vorläufigen Abschluſs gelangt.
Cement- und Guſsstahlfabrikation 1851 bis 1860.
Wir wenden uns nun zu den Fortschritten der Cement- und Guſs- stahlfabrikation in den 50er Jahren.
Die Cementstahlfabrikation bildete noch die wichtige Grund- lage der Guſsstahlfabrikation; mit der wachsenden Bedeutung der letzteren hatte auch die erstere sehr zugenommen. Schweden, welches früher nur das Stabeisen für die Bereitung des Cementstahls geliefert hatte, stellte nun diesen selbst dar. 1850 exportierte es bereits 43000 Ctr. Cementstahl. 1851 führte P. Tunner diese Fabrikation auch zu Eibis- wald in Steiermark ein. Er fand dabei einen Zusatz von ½ Proz.
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[943/0959]
Cement- und Guſsstahlfabrikation 1851 bis 1860.
Jede Birne verlangte 15 Pferdekräfte für das Gebläse. In 2½ Stunden
wurden 25 Ctr. verblasen, gegossen u. s. w. Der Abbrand belief sich
auf etwa 20 Proz. Der Preis des Bessemerstahls betrug nur zwei Drittel
des gewöhnlichen.
Der Wind wurde durch die hohle Achse dem am Boden fest-
geschraubten Windkasten zugeführt und strömte von da durch ein
System von sieben feuerfesten Formen (Fernen) mit je fünf Öffnungen
in den Schmelzraum. Das Roheisen wurde in einem Flammofen ein-
geschmolzen, in eine Pfanne abgestochen und aus dieser in den ge-
neigten Konverter geschüttet, sodann der Wind angelassen und das
Gefäſs aufgerichtet. Das Blasen dauerte 18
bis 24 Minuten. War der Prozeſs vollendet, so
goſs man wieder, nachdem man den Ofen ge-
neigt hatte, etwas graues Roheisen ein, um die
Masse zu beruhigen, blies einen Augenblick und
kippte dann zum Ausgieſsen in eine Pfanne, die
hydraulisch bewegt wurde. (Aus Dr. H. Wed-
dings ungedrucktem Reisebericht von 1860.)
Am 1. März 1860 hatte Henry Besse-
mer ein Patent (Nr. 578) auf seinen verbesser-
ten Konverter, das retortenähnliche Gefäſs,
welches nach seiner Gestalt als Bessemerbirne
bezeichnet wurde, genommen und dasselbe
genau in Wort und Zeichnung beschrieben.
[Abbildung Fig. 340.]
Diese Beschreibung ist allgemein bekannt und begnügen wir uns
deshalb damit, in Fig. 339 und 340 die Abbildungen davon zu geben.
Hiermit war die Entwickelungsgeschichte des Bessemerprozesses
zu einem vorläufigen Abschluſs gelangt.
Cement- und Guſsstahlfabrikation 1851 bis 1860.
Wir wenden uns nun zu den Fortschritten der Cement- und Guſs-
stahlfabrikation in den 50er Jahren.
Die Cementstahlfabrikation bildete noch die wichtige Grund-
lage der Guſsstahlfabrikation; mit der wachsenden Bedeutung der
letzteren hatte auch die erstere sehr zugenommen. Schweden, welches
früher nur das Stabeisen für die Bereitung des Cementstahls geliefert
hatte, stellte nun diesen selbst dar. 1850 exportierte es bereits 43000 Ctr.
Cementstahl. 1851 führte P. Tunner diese Fabrikation auch zu Eibis-
wald in Steiermark ein. Er fand dabei einen Zusatz von ½ Proz.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 943. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/959>, abgerufen am 17.11.2024.
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