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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
verriet. Zu Bradley in Staffordshire pflegte man zu dem einschmel-
zenden Roheisen Abfälle von der Blechfabrikation aufzuwerfen. Dann
schloss man fünf Minuten lang die Thüren, öffnete den Zug ganz und
erzeugte eine starke Hitze. Das Eisen fing an zu gerinnen oder "zu
faulen" (comes in a rotten state), wie die Engländer sagten und nun
begann das Umrühren. Die Luppen, die nach der Feuerbrücke
geschafft wurden, wo sie wie Schneeballen aussahen, bekamen bei
geschlossenem Register noch eine Hitze.

Die gesamten Werkzeuge zu einem Puddelofen bestanden in zwei
Rührhaken, von denen der eine wolfszahnartig zugeschärft, der andere
vorn im Winkel gebogen war, einem Schaufelchen, um die Luppen zu
glätten, einem Hammer, um die beim Rühren sich anhängenden
Schlacken abzuschlagen, einer Zange zum Vorsetzen des Thürchens vor
dem Spähloch und einem Wassertrog zum Ablöschen der Rührhaken.



Hochofenbetrieb Ende des 18. Jahrhunderts.

Indem wir uns zu den Fortschritten der Roheisenerzeugung in
den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts wenden, müssen wir
zunächst einiger Verbesserungen der Steinkohlen- und Torfverkohlung
Erwähnung thun.

Graf Dundonald führte in England geschlossene Verkokungs-
öfen mit gleichzeitiger Gewinnung der Nebenprodukte ein.

Das Patent, welches Graf Archibald Dundonald am 30. April
1781 nahm, war erteilt für Herstellung von Teer, Pech, ätherischen
(essential) Ölen, flüchtigem Alkali, mineralischen Säuren, Salzen und
Koks (cinders) aus Steinkohlen. Die Erfindung bestand nach der
Beschreibung darin, "dass man durch Gefässe oder Bauwerke, in
welchen man die Steinkohlen, aus denen man die oben erwähnten
Substanzen destillieren will, einsetzt, die äussere Luft durch einen
oder mehrere Zugänge zulässt, einerlei ob die Kohlen allein oder mit
Kalkstein, Kiesel, Eisenerz, Backsteinen oder anderen Substanzen so
gebrannt werden, dass sie durch ihre eigene Hitze, ohne zu flammen,
und ohne Hülfe eines anderen Feuers durch Destillation oder Ver-
dampfung ihre Teere, Öle, Alkalien, Säuren und Salze in Vorlagen
oder Kondensationsgefässe abgeben". -- Diese Methode, Teer, Öl u. s. w.
aus Steinkohlen zu gewinnen, war verschieden von dem gebräuchlichen

Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
verriet. Zu Bradley in Staffordshire pflegte man zu dem einschmel-
zenden Roheisen Abfälle von der Blechfabrikation aufzuwerfen. Dann
schloſs man fünf Minuten lang die Thüren, öffnete den Zug ganz und
erzeugte eine starke Hitze. Das Eisen fing an zu gerinnen oder „zu
faulen“ (comes in a rotten state), wie die Engländer sagten und nun
begann das Umrühren. Die Luppen, die nach der Feuerbrücke
geschafft wurden, wo sie wie Schneeballen aussahen, bekamen bei
geschlossenem Register noch eine Hitze.

Die gesamten Werkzeuge zu einem Puddelofen bestanden in zwei
Rührhaken, von denen der eine wolfszahnartig zugeschärft, der andere
vorn im Winkel gebogen war, einem Schaufelchen, um die Luppen zu
glätten, einem Hammer, um die beim Rühren sich anhängenden
Schlacken abzuschlagen, einer Zange zum Vorsetzen des Thürchens vor
dem Spähloch und einem Wassertrog zum Ablöschen der Rührhaken.



Hochofenbetrieb Ende des 18. Jahrhunderts.

Indem wir uns zu den Fortschritten der Roheisenerzeugung in
den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts wenden, müssen wir
zunächst einiger Verbesserungen der Steinkohlen- und Torfverkohlung
Erwähnung thun.

Graf Dundonald führte in England geschlossene Verkokungs-
öfen mit gleichzeitiger Gewinnung der Nebenprodukte ein.

Das Patent, welches Graf Archibald Dundonald am 30. April
1781 nahm, war erteilt für Herstellung von Teer, Pech, ätherischen
(essential) Ölen, flüchtigem Alkali, mineralischen Säuren, Salzen und
Koks (cinders) aus Steinkohlen. Die Erfindung bestand nach der
Beschreibung darin, „daſs man durch Gefäſse oder Bauwerke, in
welchen man die Steinkohlen, aus denen man die oben erwähnten
Substanzen destillieren will, einsetzt, die äuſsere Luft durch einen
oder mehrere Zugänge zuläſst, einerlei ob die Kohlen allein oder mit
Kalkstein, Kiesel, Eisenerz, Backsteinen oder anderen Substanzen so
gebrannt werden, daſs sie durch ihre eigene Hitze, ohne zu flammen,
und ohne Hülfe eines anderen Feuers durch Destillation oder Ver-
dampfung ihre Teere, Öle, Alkalien, Säuren und Salze in Vorlagen
oder Kondensationsgefäſse abgeben“. — Diese Methode, Teer, Öl u. s. w.
aus Steinkohlen zu gewinnen, war verschieden von dem gebräuchlichen

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[710/0724] Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts. verriet. Zu Bradley in Staffordshire pflegte man zu dem einschmel- zenden Roheisen Abfälle von der Blechfabrikation aufzuwerfen. Dann schloſs man fünf Minuten lang die Thüren, öffnete den Zug ganz und erzeugte eine starke Hitze. Das Eisen fing an zu gerinnen oder „zu faulen“ (comes in a rotten state), wie die Engländer sagten und nun begann das Umrühren. Die Luppen, die nach der Feuerbrücke geschafft wurden, wo sie wie Schneeballen aussahen, bekamen bei geschlossenem Register noch eine Hitze. Die gesamten Werkzeuge zu einem Puddelofen bestanden in zwei Rührhaken, von denen der eine wolfszahnartig zugeschärft, der andere vorn im Winkel gebogen war, einem Schaufelchen, um die Luppen zu glätten, einem Hammer, um die beim Rühren sich anhängenden Schlacken abzuschlagen, einer Zange zum Vorsetzen des Thürchens vor dem Spähloch und einem Wassertrog zum Ablöschen der Rührhaken. Hochofenbetrieb Ende des 18. Jahrhunderts. Indem wir uns zu den Fortschritten der Roheisenerzeugung in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts wenden, müssen wir zunächst einiger Verbesserungen der Steinkohlen- und Torfverkohlung Erwähnung thun. Graf Dundonald führte in England geschlossene Verkokungs- öfen mit gleichzeitiger Gewinnung der Nebenprodukte ein. Das Patent, welches Graf Archibald Dundonald am 30. April 1781 nahm, war erteilt für Herstellung von Teer, Pech, ätherischen (essential) Ölen, flüchtigem Alkali, mineralischen Säuren, Salzen und Koks (cinders) aus Steinkohlen. Die Erfindung bestand nach der Beschreibung darin, „daſs man durch Gefäſse oder Bauwerke, in welchen man die Steinkohlen, aus denen man die oben erwähnten Substanzen destillieren will, einsetzt, die äuſsere Luft durch einen oder mehrere Zugänge zuläſst, einerlei ob die Kohlen allein oder mit Kalkstein, Kiesel, Eisenerz, Backsteinen oder anderen Substanzen so gebrannt werden, daſs sie durch ihre eigene Hitze, ohne zu flammen, und ohne Hülfe eines anderen Feuers durch Destillation oder Ver- dampfung ihre Teere, Öle, Alkalien, Säuren und Salze in Vorlagen oder Kondensationsgefäſse abgeben“. — Diese Methode, Teer, Öl u. s. w. aus Steinkohlen zu gewinnen, war verschieden von dem gebräuchlichen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 710. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/724>, abgerufen am 21.11.2024.