Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.Hochöfen bis 1734. alles gut durcheinander. Alsdann wurde dieses Gemisch von neuemin den Flammofen eingetragen und gut auf dem Herd ausgebreitet, worauf man es 1 Stunde und 40 Minuten der Flamme bei vollem Luftzug aussetzte: während dieser Zeit schmolz das Erz bei dem heftigen Feuer zu Klumpen von unregelmässiger Gestalt zusammen. Diese wurden herausgenommen und mit Holzhämmern die Schlacken und Unreinigkeiten abgeklopft. Alsdann wurden sie in denselben Ofen und dasselbe Feuer 1/2 Stunde lang zurückgebracht, um hier weiter gereinigt und ohne starken Luftzug (sine flabris vivis) durch das Feuer geläutert und die Verunreinigungen durch weiteres Erhitzen ausgeschmolzen zu werden, worauf sie unter einem 7 Centner-Hammer geschmiedet und ausgereckt wurden. Das glühende Eisen soll weich gewesen sein und hinreichend den Schlägen des Hammers nachgegeben haben, und wurden dabei 286 Pfund oder 61/2 Mass Kohlen ver- braucht. Aber obgleich man es fertig brachte, die Eisenerze in dem trockenen Feuer des Flammofens zu schmelzen und in Fluss zu bringen, so gelang es doch nicht, sie von ihren Fehlern und verborgenen Giften und Verunreinigungen durch die mit viel Wind angefachte übelriechende und rauchende Flamme zu reinigen, vielmehr schmolzen die schädlichen Teile nicht heraus, sondern hinein: wozu noch kam, dass der Schwefel der Steinkohlen, wenn dieselben auch in der üblichen Art gebrannt waren, das Eisen verdarb, so dass die weichen und dehnbaren Teile in ihm hart und spröde wurden, oder dass sich die besseren Teile aus dem Erz in Schlacke verwandelten. Denn der Schwefel und das Feuer der Kiese macht das Eisen nicht weich und dehnbar, sondern vielmehr rauh. "Die Cyklopen, welche die von Schwefel dampfenden Blitze des Zeus herstellen, bereiten sich das Eisen, da ihnen das Holz mangelt, mit dieser Kohle (!)." Diese Ver- suche hatten zwar den erhofften Erfolg nicht, waren aber von grosser Wichtigkeit für die Verwendung der Flammöfen in der Eisenindustrie. Hochöfen bis 1734. Obgleich wir über den Bau der Hochöfen vor der Schilderung 9*
Hochöfen bis 1734. alles gut durcheinander. Alsdann wurde dieses Gemisch von neuemin den Flammofen eingetragen und gut auf dem Herd ausgebreitet, worauf man es 1 Stunde und 40 Minuten der Flamme bei vollem Luftzug aussetzte: während dieser Zeit schmolz das Erz bei dem heftigen Feuer zu Klumpen von unregelmäſsiger Gestalt zusammen. Diese wurden herausgenommen und mit Holzhämmern die Schlacken und Unreinigkeiten abgeklopft. Alsdann wurden sie in denselben Ofen und dasselbe Feuer ½ Stunde lang zurückgebracht, um hier weiter gereinigt und ohne starken Luftzug (sine flabris vivis) durch das Feuer geläutert und die Verunreinigungen durch weiteres Erhitzen ausgeschmolzen zu werden, worauf sie unter einem 7 Centner-Hammer geschmiedet und ausgereckt wurden. Das glühende Eisen soll weich gewesen sein und hinreichend den Schlägen des Hammers nachgegeben haben, und wurden dabei 286 Pfund oder 6½ Maſs Kohlen ver- braucht. Aber obgleich man es fertig brachte, die Eisenerze in dem trockenen Feuer des Flammofens zu schmelzen und in Fluſs zu bringen, so gelang es doch nicht, sie von ihren Fehlern und verborgenen Giften und Verunreinigungen durch die mit viel Wind angefachte übelriechende und rauchende Flamme zu reinigen, vielmehr schmolzen die schädlichen Teile nicht heraus, sondern hinein: wozu noch kam, daſs der Schwefel der Steinkohlen, wenn dieselben auch in der üblichen Art gebrannt waren, das Eisen verdarb, so daſs die weichen und dehnbaren Teile in ihm hart und spröde wurden, oder daſs sich die besseren Teile aus dem Erz in Schlacke verwandelten. Denn der Schwefel und das Feuer der Kiese macht das Eisen nicht weich und dehnbar, sondern vielmehr rauh. „Die Cyklopen, welche die von Schwefel dampfenden Blitze des Zeus herstellen, bereiten sich das Eisen, da ihnen das Holz mangelt, mit dieser Kohle (!).“ Diese Ver- suche hatten zwar den erhofften Erfolg nicht, waren aber von groſser Wichtigkeit für die Verwendung der Flammöfen in der Eisenindustrie. Hochöfen bis 1734. Obgleich wir über den Bau der Hochöfen vor der Schilderung 9*
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Hochöfen bis 1734.
alles gut durcheinander. Alsdann wurde dieses Gemisch von neuem
in den Flammofen eingetragen und gut auf dem Herd ausgebreitet,
worauf man es 1 Stunde und 40 Minuten der Flamme bei vollem
Luftzug aussetzte: während dieser Zeit schmolz das Erz bei dem
heftigen Feuer zu Klumpen von unregelmäſsiger Gestalt zusammen.
Diese wurden herausgenommen und mit Holzhämmern die Schlacken
und Unreinigkeiten abgeklopft. Alsdann wurden sie in denselben
Ofen und dasselbe Feuer ½ Stunde lang zurückgebracht, um hier
weiter gereinigt und ohne starken Luftzug (sine flabris vivis) durch
das Feuer geläutert und die Verunreinigungen durch weiteres Erhitzen
ausgeschmolzen zu werden, worauf sie unter einem 7 Centner-Hammer
geschmiedet und ausgereckt wurden. Das glühende Eisen soll weich
gewesen sein und hinreichend den Schlägen des Hammers nachgegeben
haben, und wurden dabei 286 Pfund oder 6½ Maſs Kohlen ver-
braucht. Aber obgleich man es fertig brachte, die Eisenerze in dem
trockenen Feuer des Flammofens zu schmelzen und in Fluſs zu bringen,
so gelang es doch nicht, sie von ihren Fehlern und verborgenen
Giften und Verunreinigungen durch die mit viel Wind angefachte
übelriechende und rauchende Flamme zu reinigen, vielmehr schmolzen
die schädlichen Teile nicht heraus, sondern hinein: wozu noch kam,
daſs der Schwefel der Steinkohlen, wenn dieselben auch in der
üblichen Art gebrannt waren, das Eisen verdarb, so daſs die weichen
und dehnbaren Teile in ihm hart und spröde wurden, oder daſs sich
die besseren Teile aus dem Erz in Schlacke verwandelten. Denn der
Schwefel und das Feuer der Kiese macht das Eisen nicht weich und
dehnbar, sondern vielmehr rauh. „Die Cyklopen, welche die von
Schwefel dampfenden Blitze des Zeus herstellen, bereiten sich das
Eisen, da ihnen das Holz mangelt, mit dieser Kohle (!).“ Diese Ver-
suche hatten zwar den erhofften Erfolg nicht, waren aber von groſser
Wichtigkeit für die Verwendung der Flammöfen in der Eisenindustrie.
Hochöfen bis 1734.
Obgleich wir über den Bau der Hochöfen vor der Schilderung
Swedenborgs in seinem Werke „De ferro“ vom Jahre 1734 nur spär-
liche Nachrichten haben, so läſst sich doch deutlich erkennen, daſs
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