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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
Auripigment, die Bitumina, wozu auch die Kohlen gehörten, sowie
noch einige andere Mineralien; die zweite Gruppe umfasste alle
übrigen Steinarten. Agricola nahm schon vier Klassen an: Gemeine
Steine, Edelsteine, Marmorarten und Felsarten.

Die Eisenminer, nämlich Magneteisenstein, Hämatit und Glaskopf,
gehören zur ersten Klasse. Agricola beschreibt die mineralogischen
Kennzeichen derselben ausführlich, jedoch nicht als Eisenerze. Eisen-
erz ist kein mineralogischer, sondern ein hüttenmännischer Begriff.
Eisenerze nennen wir diejenigen Steine, aus denen Eisen mit Vorteil
gewonnen werden kann. Es giebt sehr eisenreiche Mineralien, wie
Magnet- und Schwefelkies, die, weil sie diese Bedingung nicht erfüllen,
keine Eisenerze sind. Wenn wir die Eisenerze in die fünf Haupt-
gruppen: Magnet-, Rot-, Braun-, Spat- und Thoneisensteine teilen,
so ist dies ebenfalls eine praktische und keine mineralogische Ein-
teilung, wenn auch jede dieser Erzarten durch ein besonderes Eisen-
mineral charakterisiert ist. Die mineralogische Einteilung der oxy-
dischen Eisenverbindungen, um die es sich hier allein handelt 1), ist
unabhängig von der hüttenmännischen. Man muss deshalb beide
nebeneinander betrachten.

Agricola in seinen mineralogischen Schriften unterscheidet die
oxydischen Eisenverbindungen am genauesten, ohne indes von ihrer
chemischen Zusammensetzung irgend welche Kenntnis zu haben. Er
beschreibt zunächst den Magnetstein, sodann die Hämatite und den
"Schistos", indem er darin der Einteilung und Bezeichnung des
Plinius folgt. Sie gehören alle zur ersten Klasse der Mineralien,
zu den "eigentlichen oder gemeinen Steinen".

Was Agricola vom Magnetsteine berichtet, ist auszugsweise be-
reits mitgeteilt worden 2). Er hält ihn nicht für ein Eisenerz, sagt
aber, dass er die Farbe von poliertem Eisen habe und auch zumeist
in Eisensteingruben gefunden werde, wo er entweder in kleinen
Stücken im Erze eingesprengt oder in mächtigeren, grösseren Mitteln
vorkomme. In Deutschland führt er die folgenden Fundorte an: im
Harze jenseits Harzburg, sieben Steine (Meilen) von Goslar entfernt,
wo es aus einem besondern Schachte gefördert werde: in den meiss-
nischen Bergen in Eisenerzlagern nicht weit von Schwarzenberg und
von Eibenstock, vornehmlich in der Grube, welche man die Magnet-
grube nenne; ferner nicht weit von dem Orte Pela, da, wo man zur
Rechten in das reiche Joachimsthal herabsteigt, welches Eisenberg-

1) Siehe Bd. I, S. 9.
2) Siehe oben S. 40.

Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
Auripigment, die Bitumina, wozu auch die Kohlen gehörten, sowie
noch einige andere Mineralien; die zweite Gruppe umfaſste alle
übrigen Steinarten. Agricola nahm schon vier Klassen an: Gemeine
Steine, Edelsteine, Marmorarten und Felsarten.

Die Eisenminer, nämlich Magneteisenstein, Hämatit und Glaskopf,
gehören zur ersten Klasse. Agricola beschreibt die mineralogischen
Kennzeichen derselben ausführlich, jedoch nicht als Eisenerze. Eisen-
erz ist kein mineralogischer, sondern ein hüttenmännischer Begriff.
Eisenerze nennen wir diejenigen Steine, aus denen Eisen mit Vorteil
gewonnen werden kann. Es giebt sehr eisenreiche Mineralien, wie
Magnet- und Schwefelkies, die, weil sie diese Bedingung nicht erfüllen,
keine Eisenerze sind. Wenn wir die Eisenerze in die fünf Haupt-
gruppen: Magnet-, Rot-, Braun-, Spat- und Thoneisensteine teilen,
so ist dies ebenfalls eine praktische und keine mineralogische Ein-
teilung, wenn auch jede dieser Erzarten durch ein besonderes Eisen-
mineral charakterisiert ist. Die mineralogische Einteilung der oxy-
dischen Eisenverbindungen, um die es sich hier allein handelt 1), ist
unabhängig von der hüttenmännischen. Man muſs deshalb beide
nebeneinander betrachten.

Agricola in seinen mineralogischen Schriften unterscheidet die
oxydischen Eisenverbindungen am genauesten, ohne indes von ihrer
chemischen Zusammensetzung irgend welche Kenntnis zu haben. Er
beschreibt zunächst den Magnetstein, sodann die Hämatite und den
„Schistos“, indem er darin der Einteilung und Bezeichnung des
Plinius folgt. Sie gehören alle zur ersten Klasse der Mineralien,
zu den „eigentlichen oder gemeinen Steinen“.

Was Agricola vom Magnetsteine berichtet, ist auszugsweise be-
reits mitgeteilt worden 2). Er hält ihn nicht für ein Eisenerz, sagt
aber, daſs er die Farbe von poliertem Eisen habe und auch zumeist
in Eisensteingruben gefunden werde, wo er entweder in kleinen
Stücken im Erze eingesprengt oder in mächtigeren, gröſseren Mitteln
vorkomme. In Deutschland führt er die folgenden Fundorte an: im
Harze jenseits Harzburg, sieben Steine (Meilen) von Goslar entfernt,
wo es aus einem besondern Schachte gefördert werde: in den meiſs-
nischen Bergen in Eisenerzlagern nicht weit von Schwarzenberg und
von Eibenstock, vornehmlich in der Grube, welche man die Magnet-
grube nenne; ferner nicht weit von dem Orte Pela, da, wo man zur
Rechten in das reiche Joachimsthal herabsteigt, welches Eisenberg-

1) Siehe Bd. I, S. 9.
2) Siehe oben S. 40.
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[76/0096] Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung. Auripigment, die Bitumina, wozu auch die Kohlen gehörten, sowie noch einige andere Mineralien; die zweite Gruppe umfaſste alle übrigen Steinarten. Agricola nahm schon vier Klassen an: Gemeine Steine, Edelsteine, Marmorarten und Felsarten. Die Eisenminer, nämlich Magneteisenstein, Hämatit und Glaskopf, gehören zur ersten Klasse. Agricola beschreibt die mineralogischen Kennzeichen derselben ausführlich, jedoch nicht als Eisenerze. Eisen- erz ist kein mineralogischer, sondern ein hüttenmännischer Begriff. Eisenerze nennen wir diejenigen Steine, aus denen Eisen mit Vorteil gewonnen werden kann. Es giebt sehr eisenreiche Mineralien, wie Magnet- und Schwefelkies, die, weil sie diese Bedingung nicht erfüllen, keine Eisenerze sind. Wenn wir die Eisenerze in die fünf Haupt- gruppen: Magnet-, Rot-, Braun-, Spat- und Thoneisensteine teilen, so ist dies ebenfalls eine praktische und keine mineralogische Ein- teilung, wenn auch jede dieser Erzarten durch ein besonderes Eisen- mineral charakterisiert ist. Die mineralogische Einteilung der oxy- dischen Eisenverbindungen, um die es sich hier allein handelt 1), ist unabhängig von der hüttenmännischen. Man muſs deshalb beide nebeneinander betrachten. Agricola in seinen mineralogischen Schriften unterscheidet die oxydischen Eisenverbindungen am genauesten, ohne indes von ihrer chemischen Zusammensetzung irgend welche Kenntnis zu haben. Er beschreibt zunächst den Magnetstein, sodann die Hämatite und den „Schistos“, indem er darin der Einteilung und Bezeichnung des Plinius folgt. Sie gehören alle zur ersten Klasse der Mineralien, zu den „eigentlichen oder gemeinen Steinen“. Was Agricola vom Magnetsteine berichtet, ist auszugsweise be- reits mitgeteilt worden 2). Er hält ihn nicht für ein Eisenerz, sagt aber, daſs er die Farbe von poliertem Eisen habe und auch zumeist in Eisensteingruben gefunden werde, wo er entweder in kleinen Stücken im Erze eingesprengt oder in mächtigeren, gröſseren Mitteln vorkomme. In Deutschland führt er die folgenden Fundorte an: im Harze jenseits Harzburg, sieben Steine (Meilen) von Goslar entfernt, wo es aus einem besondern Schachte gefördert werde: in den meiſs- nischen Bergen in Eisenerzlagern nicht weit von Schwarzenberg und von Eibenstock, vornehmlich in der Grube, welche man die Magnet- grube nenne; ferner nicht weit von dem Orte Pela, da, wo man zur Rechten in das reiche Joachimsthal herabsteigt, welches Eisenberg- 1) Siehe Bd. I, S. 9. 2) Siehe oben S. 40.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/96>, abgerufen am 27.04.2024.