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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Von den Öfen.
das, was Ihr schmelzen wollt, im Feuer bleiben, sie kommen dann
mehr erweicht und heisser an den Ort, wo das Feuer durch die Ge-
walt des Windes am mächtigsten ist. Hinter diesen Schachtofen, von
der Seite der Mauer, wo die Blasebälge sind und das Wasserrad oder
eine andere Einrichtung sie bewegt, setzt man eine Form von Kupfer,
welche an ihrem breitesten Teil die beiden Mündungen der Blase-
bälge aufnimmt, damit durch das Loch dieser Form innerhalb des
Ofens immer ein einziger, kontinuierlicher Luftstrom entstehe und
nicht deren zwei. Vorausgesetzt, dass nicht zwei Formen von zwei
Paar Blasebälgen eingesetzt werden, deren Mundstücke in gerader
Linie so gerichtet sind, dass der Wind beinahe in der Mitte des Ofens
den begegnenden treffe und sich nach abwärts wende. An der Vorder-
seite des Ofens sei eine Öffnung mit einer Einpassung (Brust), in
welche ein steinernes Thürchen eingesetzt wird, um durch dieses die
Erze im Inneren nach Bedürfnis heben, setzen oder zurecht schieben
zu können, und alsdann macht man am Fusse dieser Brust mit dem
Boden gleich ein kleines Loch, durch welches die geschmolzene Materie
herauskommen soll und man macht auch nahe bei dem Ofen, wo
dieses kleine Loch herausgeht, einen Herd aus Eisenplatten oder
Steinplatten in die Erde gemauert nach Art eines Scheffels oder von
ähnlicher Grösse (einen Tiegel). Seitlich davon macht man eine
Grube in die Erde, 1 Elle breit und 1/2 tief. Nachdem Ihr alle diese
Dinge gemacht habt und nun mit dem Ofen arbeiten wollt, so nehmt
Kohlenstaub und Thon oder Pfeifenerde und etwas Asche 1), welche
in einem hölzernen oder steinernen Becken mittels eines mit dem
Rade der Blasebälge verbundenen Hammers von Holz, indem er sie
tüchtig zusammenschlägt und zwar in feuchtem Zustande und mit
so viel Wasser, dass sie gut zusammenhalten, vermischt werden.
Wenn man sie so zugerichtet hat, nimmt man sie, und macht davon
den Boden des Ofens, und schlägt ihn bestens mit einem abgerundeten
Stein oder Holz, um ihn fest zu machen, wie bei den Aschenherden;
auch giebt man ihm eine kleine Neigung nach dem kleinen Loche
hin, damit das geschmolzene Metall leicht herausfliessen kann, und
dann schliesst man mit dem eingefugten Steine und Lehm die Öffnung,
welche man vorher gelassen hat, um den Boden (des Ofens) herzu-
richten. Erhaltet nur das kleine, zwei Finger breite Loch, das Ihr
liesset, um das Metall und Schlacke nach Eurem Belieben zu dem

1) Vergleiche Agricolas ausführliche Beschreibung der Bereitung von Kohlen-
lösche im 9. Buche De re metallica.

Von den Öfen.
das, was Ihr schmelzen wollt, im Feuer bleiben, sie kommen dann
mehr erweicht und heiſser an den Ort, wo das Feuer durch die Ge-
walt des Windes am mächtigsten ist. Hinter diesen Schachtofen, von
der Seite der Mauer, wo die Blasebälge sind und das Wasserrad oder
eine andere Einrichtung sie bewegt, setzt man eine Form von Kupfer,
welche an ihrem breitesten Teil die beiden Mündungen der Blase-
bälge aufnimmt, damit durch das Loch dieser Form innerhalb des
Ofens immer ein einziger, kontinuierlicher Luftstrom entstehe und
nicht deren zwei. Vorausgesetzt, daſs nicht zwei Formen von zwei
Paar Blasebälgen eingesetzt werden, deren Mundstücke in gerader
Linie so gerichtet sind, daſs der Wind beinahe in der Mitte des Ofens
den begegnenden treffe und sich nach abwärts wende. An der Vorder-
seite des Ofens sei eine Öffnung mit einer Einpassung (Brust), in
welche ein steinernes Thürchen eingesetzt wird, um durch dieses die
Erze im Inneren nach Bedürfnis heben, setzen oder zurecht schieben
zu können, und alsdann macht man am Fuſse dieser Brust mit dem
Boden gleich ein kleines Loch, durch welches die geschmolzene Materie
herauskommen soll und man macht auch nahe bei dem Ofen, wo
dieses kleine Loch herausgeht, einen Herd aus Eisenplatten oder
Steinplatten in die Erde gemauert nach Art eines Scheffels oder von
ähnlicher Gröſse (einen Tiegel). Seitlich davon macht man eine
Grube in die Erde, 1 Elle breit und ½ tief. Nachdem Ihr alle diese
Dinge gemacht habt und nun mit dem Ofen arbeiten wollt, so nehmt
Kohlenstaub und Thon oder Pfeifenerde und etwas Asche 1), welche
in einem hölzernen oder steinernen Becken mittels eines mit dem
Rade der Blasebälge verbundenen Hammers von Holz, indem er sie
tüchtig zusammenschlägt und zwar in feuchtem Zustande und mit
so viel Wasser, daſs sie gut zusammenhalten, vermischt werden.
Wenn man sie so zugerichtet hat, nimmt man sie, und macht davon
den Boden des Ofens, und schlägt ihn bestens mit einem abgerundeten
Stein oder Holz, um ihn fest zu machen, wie bei den Aschenherden;
auch giebt man ihm eine kleine Neigung nach dem kleinen Loche
hin, damit das geschmolzene Metall leicht herausflieſsen kann, und
dann schlieſst man mit dem eingefugten Steine und Lehm die Öffnung,
welche man vorher gelassen hat, um den Boden (des Ofens) herzu-
richten. Erhaltet nur das kleine, zwei Finger breite Loch, das Ihr
lieſset, um das Metall und Schlacke nach Eurem Belieben zu dem

1) Vergleiche Agricolas ausführliche Beschreibung der Bereitung von Kohlen-
lösche im 9. Buche De re metallica.
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[110/0130] Von den Öfen. das, was Ihr schmelzen wollt, im Feuer bleiben, sie kommen dann mehr erweicht und heiſser an den Ort, wo das Feuer durch die Ge- walt des Windes am mächtigsten ist. Hinter diesen Schachtofen, von der Seite der Mauer, wo die Blasebälge sind und das Wasserrad oder eine andere Einrichtung sie bewegt, setzt man eine Form von Kupfer, welche an ihrem breitesten Teil die beiden Mündungen der Blase- bälge aufnimmt, damit durch das Loch dieser Form innerhalb des Ofens immer ein einziger, kontinuierlicher Luftstrom entstehe und nicht deren zwei. Vorausgesetzt, daſs nicht zwei Formen von zwei Paar Blasebälgen eingesetzt werden, deren Mundstücke in gerader Linie so gerichtet sind, daſs der Wind beinahe in der Mitte des Ofens den begegnenden treffe und sich nach abwärts wende. An der Vorder- seite des Ofens sei eine Öffnung mit einer Einpassung (Brust), in welche ein steinernes Thürchen eingesetzt wird, um durch dieses die Erze im Inneren nach Bedürfnis heben, setzen oder zurecht schieben zu können, und alsdann macht man am Fuſse dieser Brust mit dem Boden gleich ein kleines Loch, durch welches die geschmolzene Materie herauskommen soll und man macht auch nahe bei dem Ofen, wo dieses kleine Loch herausgeht, einen Herd aus Eisenplatten oder Steinplatten in die Erde gemauert nach Art eines Scheffels oder von ähnlicher Gröſse (einen Tiegel). Seitlich davon macht man eine Grube in die Erde, 1 Elle breit und ½ tief. Nachdem Ihr alle diese Dinge gemacht habt und nun mit dem Ofen arbeiten wollt, so nehmt Kohlenstaub und Thon oder Pfeifenerde und etwas Asche 1), welche in einem hölzernen oder steinernen Becken mittels eines mit dem Rade der Blasebälge verbundenen Hammers von Holz, indem er sie tüchtig zusammenschlägt und zwar in feuchtem Zustande und mit so viel Wasser, daſs sie gut zusammenhalten, vermischt werden. Wenn man sie so zugerichtet hat, nimmt man sie, und macht davon den Boden des Ofens, und schlägt ihn bestens mit einem abgerundeten Stein oder Holz, um ihn fest zu machen, wie bei den Aschenherden; auch giebt man ihm eine kleine Neigung nach dem kleinen Loche hin, damit das geschmolzene Metall leicht herausflieſsen kann, und dann schlieſst man mit dem eingefugten Steine und Lehm die Öffnung, welche man vorher gelassen hat, um den Boden (des Ofens) herzu- richten. Erhaltet nur das kleine, zwei Finger breite Loch, das Ihr lieſset, um das Metall und Schlacke nach Eurem Belieben zu dem 1) Vergleiche Agricolas ausführliche Beschreibung der Bereitung von Kohlen- lösche im 9. Buche De re metallica.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/130>, abgerufen am 26.04.2024.