Saalfeld und Schwarzburg. Zu Hüttensteinach und Gabe Gottes gab es alte Eisenwerke, zu Ruhla waren im Mittelalter Schwertschmiede an- sässig, die aber in den schlechten Zeiten zum Messerschmiedehand- werk übergingen. Hiergegen protestierten die Messerschmiede von Gumpelstadt, weil sie dadurch in ihrer Nahrung beeinträchtigt seien. Sie erwirkten auch wirklich ein Urteil, welches den Ruhlaer Schwert- schmieden (ensarii) die Führung der Schraubstöcke untersagte. Sie durften Messerklingen schmieden, aber keine Messer fertig machen 1).
Im reussischen Voigtland waren 1509 im Betrieb: Nickel Querch- felds-Hammer an der Lomnitz, Haueisenhammer an der Saale, die Hämmer von Hans und Lorenz Oberländer, Hans Neumeisters Hammer, Fasolts Hammer und Klettigs Hammer.
Am nördlichen Abhang des Thüringer Waldes waren im Mittel- alter viele Eisenhämmer im Umtrieb, was durch zahlreiche Schlacken- halden bezeugt wird; im Schurtethal, am Geiersberg, Eisengruben- berg und Steinberg bei Schwarzburg, bei Langenhayn unweit Walters- hausen, bei Winterstein, Mosbach und Ruhla, bei Thal, Reinhards- brunn, Georgenthal und Tambach.
Stolberg und der Unterharz.
Von hervorragender geschichtlicher Bedeutung ist die Eisen- industrie der Grafschaft Stolberg und der Herrschaft Blanken- burg-Elbingerode.
Dass Eisenwerke im Jahre 530 die Veranlassung zur Gründung der Stadt Stolberg (Stalberg) 2) gegeben und die Stadt ihren Namen vom Stahlberg erhalten habe, sind überlieferte Sagen, ebenso dass ein Graf Otto, Waldomars Bruder, zu Stolberg durch einen Sturz in einen Bergschacht im Jahre 794 das Leben verloren habe.
936 schenkte Graf Siegfried dem von ihm gestifteten Kloster zu Wester-Gröningen am Bodefluss mit seiner übrigen Erbschaft
1) Siehe kurze Geschichte des Fabrikorts Ruhla im Journal für Fabriken, Bd. XIV, S. 329 etc.
2) Siehe Bruckmann, Magnalia Dei. I, 185. Zeitfuchs, Stolb. Hist., S. 131. Gmelin, a. a. O., S. 148.
Stolberg und der Unterharz.
Saalfeld und Schwarzburg. Zu Hüttensteinach und Gabe Gottes gab es alte Eisenwerke, zu Ruhla waren im Mittelalter Schwertschmiede an- sässig, die aber in den schlechten Zeiten zum Messerschmiedehand- werk übergingen. Hiergegen protestierten die Messerschmiede von Gumpelstadt, weil sie dadurch in ihrer Nahrung beeinträchtigt seien. Sie erwirkten auch wirklich ein Urteil, welches den Ruhlaer Schwert- schmieden (ensarii) die Führung der Schraubstöcke untersagte. Sie durften Messerklingen schmieden, aber keine Messer fertig machen 1).
Im reuſsischen Voigtland waren 1509 im Betrieb: Nickel Querch- felds-Hammer an der Lomnitz, Haueisenhammer an der Saale, die Hämmer von Hans und Lorenz Oberländer, Hans Neumeisters Hammer, Fasolts Hammer und Klettigs Hammer.
Am nördlichen Abhang des Thüringer Waldes waren im Mittel- alter viele Eisenhämmer im Umtrieb, was durch zahlreiche Schlacken- halden bezeugt wird; im Schurtethal, am Geiersberg, Eisengruben- berg und Steinberg bei Schwarzburg, bei Langenhayn unweit Walters- hausen, bei Winterstein, Mosbach und Ruhla, bei Thal, Reinhards- brunn, Georgenthal und Tambach.
Stolberg und der Unterharz.
Von hervorragender geschichtlicher Bedeutung ist die Eisen- industrie der Grafschaft Stolberg und der Herrschaft Blanken- burg-Elbingerode.
Daſs Eisenwerke im Jahre 530 die Veranlassung zur Gründung der Stadt Stolberg (Stalberg) 2) gegeben und die Stadt ihren Namen vom Stahlberg erhalten habe, sind überlieferte Sagen, ebenso daſs ein Graf Otto, Waldomars Bruder, zu Stolberg durch einen Sturz in einen Bergschacht im Jahre 794 das Leben verloren habe.
936 schenkte Graf Siegfried dem von ihm gestifteten Kloster zu Wester-Gröningen am Bodefluſs mit seiner übrigen Erbschaft
1) Siehe kurze Geschichte des Fabrikorts Ruhla im Journal für Fabriken, Bd. XIV, S. 329 etc.
2) Siehe Bruckmann, Magnalia Dei. I, 185. Zeitfuchs, Stolb. Hist., S. 131. Gmelin, a. a. O., S. 148.
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Stolberg und der Unterharz.
Saalfeld und Schwarzburg. Zu Hüttensteinach und Gabe Gottes gab es
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sässig, die aber in den schlechten Zeiten zum Messerschmiedehand-
werk übergingen. Hiergegen protestierten die Messerschmiede von
Gumpelstadt, weil sie dadurch in ihrer Nahrung beeinträchtigt seien.
Sie erwirkten auch wirklich ein Urteil, welches den Ruhlaer Schwert-
schmieden (ensarii) die Führung der Schraubstöcke untersagte. Sie
durften Messerklingen schmieden, aber keine Messer fertig machen 1).
Im reuſsischen Voigtland waren 1509 im Betrieb: Nickel Querch-
felds-Hammer an der Lomnitz, Haueisenhammer an der Saale, die
Hämmer von Hans und Lorenz Oberländer, Hans Neumeisters Hammer,
Fasolts Hammer und Klettigs Hammer.
Am nördlichen Abhang des Thüringer Waldes waren im Mittel-
alter viele Eisenhämmer im Umtrieb, was durch zahlreiche Schlacken-
halden bezeugt wird; im Schurtethal, am Geiersberg, Eisengruben-
berg und Steinberg bei Schwarzburg, bei Langenhayn unweit Walters-
hausen, bei Winterstein, Mosbach und Ruhla, bei Thal, Reinhards-
brunn, Georgenthal und Tambach.
Stolberg und der Unterharz.
Von hervorragender geschichtlicher Bedeutung ist die Eisen-
industrie der Grafschaft Stolberg und der Herrschaft Blanken-
burg-Elbingerode.
Daſs Eisenwerke im Jahre 530 die Veranlassung zur Gründung
der Stadt Stolberg (Stalberg) 2) gegeben und die Stadt ihren Namen
vom Stahlberg erhalten habe, sind überlieferte Sagen, ebenso daſs ein
Graf Otto, Waldomars Bruder, zu Stolberg durch einen Sturz in einen
Bergschacht im Jahre 794 das Leben verloren habe.
936 schenkte Graf Siegfried dem von ihm gestifteten Kloster
zu Wester-Gröningen am Bodefluſs mit seiner übrigen Erbschaft
1) Siehe kurze Geschichte des Fabrikorts Ruhla im Journal für Fabriken,
Bd. XIV, S. 329 etc.
2) Siehe Bruckmann, Magnalia Dei. I, 185. Zeitfuchs, Stolb. Hist.,
S. 131. Gmelin, a. a. O., S. 148.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/780>, abgerufen am 17.11.2024.
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