Schiffer über das Rheingefährt betreffend. Darin wurde bestimmt: Die Schiffer und Laufenknechte dürfen ausser der Messzeit Eisen etc., das in ihr Revier fällt, verschiffen.
Nach den Zollregistern gingen rheinisches Eisen und Eisenwaren zu Berg, mit diesen seit dem 16. Jahrhundert auch Steinkohlen.
Der Rheinzoll zu Bacharach war der wichtigste Zoll auch für die Eisenwaren. Aller Zoll zu Bacharach war basiert auf den Wein- zoll. Der Zoll von 1 Zollfuder (= 2 Fuder zu 6 Ohm) Wein ent- sprach im Jahre 1576/77:
4 Schienen Eisen, auch Kunkel oder Funken genannt,
6 Blechfass ad 30 Stück Blech,
3 Sensenfass ad 30 Stück Sensen (nach anderem Tarif = 8 Sensen -- oder Klingenfass),
12 Geschöck Eisenstürz ad 24 Stück,
24 Wagen Eisen,
4 Harnischfass ad 3 Harnischkörbe,
16 Nagelfass.
Schweiz.
Die badische Eisenindustrie am Oberrhein stand in engster Be- ziehung zu derjenigen der Schweiz. Das Produktionsgebiet des Laufen- berger Bundes lag grossenteils auf jetzigem Schweizer Gebiet. Es wird deshalb am besten sein, das, was über das Eisenhüttenwesen der Schweiz im 16. Jahrhundert noch zu berichten ist, hier vorzubringen.
Die Eisenindustrie der Schweiz war nicht bedeutend. Dies lag aber weniger am Mangel an Eisenerzen als am Mangel an Kohlen.
E. König sagte 1703 in seinem regnum minerale (Bd. II, S. 29): Eisen giebt es in allen Kantonen; in Zürich am mons Hegerius, in Bern am mons Vocetius bei Hassburg, in Luzern in der Bleikenalp (alpe Bleicken dicta), in Uri am schwarzen Erzberg, in Unterwalden im Melchthal, in Glarus am Guppenberg, in Basel bei Laufenberg, in Solothurn in der Herrschaft Falkenstein bei Clause (oder Clausam), Thierstein und Gilgenberg, ferner in Neuenberg, in Sargans am Guntzenberg (Gonzen) und bei Flums am Wallensee (Fluminis ad lacum rivarium prope pagum Quintam Morgae funditur et ex ea massulae [Masseln, vocant idiotae] ferreae conflantur). -- Hieraus wurde
45*
Schweiz.
Schiffer über das Rheingefährt betreffend. Darin wurde bestimmt: Die Schiffer und Laufenknechte dürfen auſser der Meſszeit Eisen etc., das in ihr Revier fällt, verschiffen.
Nach den Zollregistern gingen rheinisches Eisen und Eisenwaren zu Berg, mit diesen seit dem 16. Jahrhundert auch Steinkohlen.
Der Rheinzoll zu Bacharach war der wichtigste Zoll auch für die Eisenwaren. Aller Zoll zu Bacharach war basiert auf den Wein- zoll. Der Zoll von 1 Zollfuder (= 2 Fuder zu 6 Ohm) Wein ent- sprach im Jahre 1576/77:
4 Schienen Eisen, auch Kunkel oder Funken genannt,
6 Blechfaſs ad 30 Stück Blech,
3 Sensenfaſs ad 30 Stück Sensen (nach anderem Tarif = 8 Sensen — oder Klingenfaſs),
12 Geschöck Eisenstürz ad 24 Stück,
24 Wagen Eisen,
4 Harnischfaſs ad 3 Harnischkörbe,
16 Nagelfaſs.
Schweiz.
Die badische Eisenindustrie am Oberrhein stand in engster Be- ziehung zu derjenigen der Schweiz. Das Produktionsgebiet des Laufen- berger Bundes lag groſsenteils auf jetzigem Schweizer Gebiet. Es wird deshalb am besten sein, das, was über das Eisenhüttenwesen der Schweiz im 16. Jahrhundert noch zu berichten ist, hier vorzubringen.
Die Eisenindustrie der Schweiz war nicht bedeutend. Dies lag aber weniger am Mangel an Eisenerzen als am Mangel an Kohlen.
E. König sagte 1703 in seinem regnum minerale (Bd. II, S. 29): Eisen giebt es in allen Kantonen; in Zürich am mons Hegerius, in Bern am mons Vocetius bei Haſsburg, in Luzern in der Bleikenalp (alpe Bleicken dicta), in Uri am schwarzen Erzberg, in Unterwalden im Melchthal, in Glarus am Guppenberg, in Basel bei Laufenberg, in Solothurn in der Herrschaft Falkenstein bei Clause (oder Clausam), Thierstein und Gilgenberg, ferner in Neuenberg, in Sargans am Guntzenberg (Gonzen) und bei Flums am Wallensee (Fluminis ad lacum rivarium prope pagum Quintam Morgae funditur et ex ea massulae [Masseln, vocant idiotae] ferreae conflantur). — Hieraus wurde
45*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0727"n="707"/><fwplace="top"type="header">Schweiz.</fw><lb/>
Schiffer über das Rheingefährt betreffend. Darin wurde bestimmt:<lb/>
Die Schiffer und Laufenknechte dürfen auſser der Meſszeit Eisen etc.,<lb/>
das in ihr Revier fällt, verschiffen.</p><lb/><p>Nach den Zollregistern gingen rheinisches Eisen und Eisenwaren<lb/>
zu Berg, mit diesen seit dem 16. Jahrhundert auch Steinkohlen.</p><lb/><p>Der Rheinzoll zu Bacharach war der wichtigste Zoll auch für<lb/>
die Eisenwaren. Aller Zoll zu Bacharach war basiert auf den Wein-<lb/>
zoll. Der Zoll von 1 Zollfuder (= 2 Fuder zu 6 Ohm) Wein ent-<lb/>
sprach im Jahre 1576/77:</p><lb/><list><item>4 Schienen Eisen, auch Kunkel oder Funken genannt,</item><lb/><item>6 Blechfaſs ad 30 Stück Blech,</item><lb/><item>3 Sensenfaſs ad 30 Stück Sensen (nach anderem Tarif =<lb/>
8 Sensen — oder Klingenfaſs),</item><lb/><item>12 Geschöck Eisenstürz ad 24 Stück,</item><lb/><item>24 Wagen Eisen,</item><lb/><item>4 Harnischfaſs ad 3 Harnischkörbe,</item><lb/><item>16 Nagelfaſs.</item></list></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Schweiz</hi>.</hi></head><lb/><p>Die badische Eisenindustrie am Oberrhein stand in engster Be-<lb/>
ziehung zu derjenigen der Schweiz. Das Produktionsgebiet des Laufen-<lb/>
berger Bundes lag groſsenteils auf jetzigem Schweizer Gebiet. Es wird<lb/>
deshalb am besten sein, das, was über das <hirendition="#g">Eisenhüttenwesen der<lb/>
Schweiz</hi> im 16. Jahrhundert noch zu berichten ist, hier vorzubringen.</p><lb/><p>Die Eisenindustrie der Schweiz war nicht bedeutend. Dies lag<lb/>
aber weniger am Mangel an Eisenerzen als am Mangel an Kohlen.</p><lb/><p>E. <hirendition="#g">König</hi> sagte 1703 in seinem regnum minerale (Bd. II, S. 29):<lb/>
Eisen giebt es in allen Kantonen; in Zürich am mons Hegerius, in<lb/>
Bern am mons Vocetius bei Haſsburg, in Luzern in der Bleikenalp<lb/>
(alpe Bleicken dicta), in Uri am schwarzen Erzberg, in Unterwalden<lb/>
im Melchthal, in Glarus am Guppenberg, in Basel bei Laufenberg, in<lb/>
Solothurn in der Herrschaft Falkenstein bei Clause (oder Clausam),<lb/>
Thierstein und Gilgenberg, ferner in Neuenberg, in Sargans am<lb/>
Guntzenberg (Gonzen) und bei Flums am Wallensee (Fluminis ad<lb/>
lacum rivarium prope pagum Quintam Morgae funditur et ex ea<lb/>
massulae [Masseln, vocant idiotae] ferreae conflantur). — Hieraus wurde<lb/><fwplace="bottom"type="sig">45*</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[707/0727]
Schweiz.
Schiffer über das Rheingefährt betreffend. Darin wurde bestimmt:
Die Schiffer und Laufenknechte dürfen auſser der Meſszeit Eisen etc.,
das in ihr Revier fällt, verschiffen.
Nach den Zollregistern gingen rheinisches Eisen und Eisenwaren
zu Berg, mit diesen seit dem 16. Jahrhundert auch Steinkohlen.
Der Rheinzoll zu Bacharach war der wichtigste Zoll auch für
die Eisenwaren. Aller Zoll zu Bacharach war basiert auf den Wein-
zoll. Der Zoll von 1 Zollfuder (= 2 Fuder zu 6 Ohm) Wein ent-
sprach im Jahre 1576/77:
4 Schienen Eisen, auch Kunkel oder Funken genannt,
6 Blechfaſs ad 30 Stück Blech,
3 Sensenfaſs ad 30 Stück Sensen (nach anderem Tarif =
8 Sensen — oder Klingenfaſs),
12 Geschöck Eisenstürz ad 24 Stück,
24 Wagen Eisen,
4 Harnischfaſs ad 3 Harnischkörbe,
16 Nagelfaſs.
Schweiz.
Die badische Eisenindustrie am Oberrhein stand in engster Be-
ziehung zu derjenigen der Schweiz. Das Produktionsgebiet des Laufen-
berger Bundes lag groſsenteils auf jetzigem Schweizer Gebiet. Es wird
deshalb am besten sein, das, was über das Eisenhüttenwesen der
Schweiz im 16. Jahrhundert noch zu berichten ist, hier vorzubringen.
Die Eisenindustrie der Schweiz war nicht bedeutend. Dies lag
aber weniger am Mangel an Eisenerzen als am Mangel an Kohlen.
E. König sagte 1703 in seinem regnum minerale (Bd. II, S. 29):
Eisen giebt es in allen Kantonen; in Zürich am mons Hegerius, in
Bern am mons Vocetius bei Haſsburg, in Luzern in der Bleikenalp
(alpe Bleicken dicta), in Uri am schwarzen Erzberg, in Unterwalden
im Melchthal, in Glarus am Guppenberg, in Basel bei Laufenberg, in
Solothurn in der Herrschaft Falkenstein bei Clause (oder Clausam),
Thierstein und Gilgenberg, ferner in Neuenberg, in Sargans am
Guntzenberg (Gonzen) und bei Flums am Wallensee (Fluminis ad
lacum rivarium prope pagum Quintam Morgae funditur et ex ea
massulae [Masseln, vocant idiotae] ferreae conflantur). — Hieraus wurde
45*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 707. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/727>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.