Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Krain.
hatte beispielsweise gerade dieser Umschwung zur Einführung des
Hochofenbetriebes an Stelle der alten Stücköfen geführt.

Die Feineisenerzeugung, wie die Herstellung aller Sorten von
Streckwaren, von Draht und Nägeln, sowie die Verfeinerung des
Stahls scheint von italienischen Arbeitern von Brescia, Lecco und
Bergamo, welche sich in den oberen Thälern von Oberkärnten an-
siedelten, nach Kärnten verpflanzt worden zu sein, was aus den seit
langer Zeit üblichen italienischen Bezeichnungen dieser Eisenwaren
hervorgeht, so bei dem Streckeisen: Quadretti, Lamette, Righette,
Ottangoli, Bisquadri, Piattina, Mojettina; bei den Drähten und Zainen:
Verzella, Strafettina, Strafetta, Bordion, Cortina, Fenestrina, Portus,
Ardea, Vella, Cortellini, Pessetti, Sortiti u. s. w.; bei den Nägeln:
Pianetti, Tratti, Grossi, Canali, Gondolini; bei den Stahlsorten: Accialon,
Accialon sottile, Romano, Mezano, da Segha, da Molina, sowie der
Brescianer und Triestiner Kistenstahl. Zum Beweise dessen dient auch
das Kanalthal, der Ponteba am nächsten, welches von Nagelschmieden
den Namen führt, welche eine Sorte Nägel, Canali genannt, erzeugten.

Über die Gründung des Urtler Flossofens zwischen den Jahren
1567 und 1580 haben wir im allgemeinen Teil berichtet. Wir wollen
hier nur noch nachtragen, dass nach Münichsdorfer die ersten
Flossöfen in Kärnten 15 Fuss Höhe, eine quadratische Gicht von
18 Zoll Seiten, einen Kohlensack von 3 Fuss im Quadrat und ein
Gestell von 20 auf 21 Zoll hatten. Über der Gicht befand sich eine
Esse von 15 bis 18 Fuss zur Vergrösserung des Zuges, der durch eine
Form von 11/4 Zoll Höhe und 11/2 Zoll Weite, die 12 Zoll über dem
Boden lag, hervorgebracht wurde. Die Tagesproduktion eines solchen
Ofens betrug 30 bis 35 Centner.



Krain.

Krain war das dritte der österreichischen Alpenländer, welches
wegen seines vorzüglichen Eisens von alters her berühmt war. Die
Eisengewinnung daselbst geht gleichfalls bis in das graue Altertum
zurück. Dass die Römer dieselbe bereits betrieben, wurde im ersten
Bande (S. 507) nachgewiesen. Besonders waren Stahl und Nägel von
Krain berühmt, die meistens nach Italien Absatz fanden. Im Mittel-
alter beherrschte Venedig diesen Handel.


Krain.
hatte beispielsweise gerade dieser Umschwung zur Einführung des
Hochofenbetriebes an Stelle der alten Stücköfen geführt.

Die Feineisenerzeugung, wie die Herstellung aller Sorten von
Streckwaren, von Draht und Nägeln, sowie die Verfeinerung des
Stahls scheint von italienischen Arbeitern von Brescia, Lecco und
Bergamo, welche sich in den oberen Thälern von Oberkärnten an-
siedelten, nach Kärnten verpflanzt worden zu sein, was aus den seit
langer Zeit üblichen italienischen Bezeichnungen dieser Eisenwaren
hervorgeht, so bei dem Streckeisen: Quadretti, Lamette, Righette,
Ottangoli, Bisquadri, Piattina, Mojettina; bei den Drähten und Zainen:
Verzella, Strafettina, Strafetta, Bordion, Cortina, Fenestrina, Portus,
Ardea, Vella, Cortellini, Pessetti, Sortiti u. s. w.; bei den Nägeln:
Pianetti, Tratti, Grossi, Canali, Gondolini; bei den Stahlsorten: Accialon,
Accialon sottile, Romano, Mezano, da Segha, da Molina, sowie der
Brescianer und Triestiner Kistenstahl. Zum Beweise dessen dient auch
das Kanalthal, der Ponteba am nächsten, welches von Nagelschmieden
den Namen führt, welche eine Sorte Nägel, Canali genannt, erzeugten.

Über die Gründung des Urtler Floſsofens zwischen den Jahren
1567 und 1580 haben wir im allgemeinen Teil berichtet. Wir wollen
hier nur noch nachtragen, daſs nach Münichsdorfer die ersten
Floſsöfen in Kärnten 15 Fuſs Höhe, eine quadratische Gicht von
18 Zoll Seiten, einen Kohlensack von 3 Fuſs im Quadrat und ein
Gestell von 20 auf 21 Zoll hatten. Über der Gicht befand sich eine
Esse von 15 bis 18 Fuſs zur Vergröſserung des Zuges, der durch eine
Form von 1¼ Zoll Höhe und 1½ Zoll Weite, die 12 Zoll über dem
Boden lag, hervorgebracht wurde. Die Tagesproduktion eines solchen
Ofens betrug 30 bis 35 Centner.



Krain.

Krain war das dritte der österreichischen Alpenländer, welches
wegen seines vorzüglichen Eisens von alters her berühmt war. Die
Eisengewinnung daselbst geht gleichfalls bis in das graue Altertum
zurück. Daſs die Römer dieselbe bereits betrieben, wurde im ersten
Bande (S. 507) nachgewiesen. Besonders waren Stahl und Nägel von
Krain berühmt, die meistens nach Italien Absatz fanden. Im Mittel-
alter beherrschte Venedig diesen Handel.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0673" n="653"/><fw place="top" type="header">Krain.</fw><lb/>
hatte beispielsweise gerade dieser Umschwung zur Einführung des<lb/>
Hochofenbetriebes an Stelle der alten Stücköfen geführt.</p><lb/>
              <p>Die Feineisenerzeugung, wie die Herstellung aller Sorten von<lb/>
Streckwaren, von Draht und Nägeln, sowie die Verfeinerung des<lb/>
Stahls scheint von italienischen Arbeitern von Brescia, Lecco und<lb/>
Bergamo, welche sich in den oberen Thälern von Oberkärnten an-<lb/>
siedelten, nach Kärnten verpflanzt worden zu sein, was aus den seit<lb/>
langer Zeit üblichen italienischen Bezeichnungen dieser Eisenwaren<lb/>
hervorgeht, so bei dem Streckeisen: Quadretti, Lamette, Righette,<lb/>
Ottangoli, Bisquadri, Piattina, Mojettina; bei den Drähten und Zainen:<lb/>
Verzella, Strafettina, Strafetta, Bordion, Cortina, Fenestrina, Portus,<lb/>
Ardea, Vella, Cortellini, Pessetti, Sortiti u. s. w.; bei den Nägeln:<lb/>
Pianetti, Tratti, Grossi, Canali, Gondolini; bei den Stahlsorten: Accialon,<lb/>
Accialon sottile, Romano, Mezano, da Segha, da Molina, sowie der<lb/>
Brescianer und Triestiner Kistenstahl. Zum Beweise dessen dient auch<lb/>
das Kanalthal, der Ponteba am nächsten, welches von Nagelschmieden<lb/>
den Namen führt, welche eine Sorte Nägel, Canali genannt, erzeugten.</p><lb/>
              <p>Über die Gründung des Urtler Flo&#x017F;sofens zwischen den Jahren<lb/>
1567 und 1580 haben wir im allgemeinen Teil berichtet. Wir wollen<lb/>
hier nur noch nachtragen, da&#x017F;s nach <hi rendition="#g">Münichsdorfer</hi> die ersten<lb/>
Flo&#x017F;söfen in Kärnten 15 Fu&#x017F;s Höhe, eine quadratische Gicht von<lb/>
18 Zoll Seiten, einen Kohlensack von 3 Fu&#x017F;s im Quadrat und ein<lb/>
Gestell von 20 auf 21 Zoll hatten. Über der Gicht befand sich eine<lb/>
Esse von 15 bis 18 Fu&#x017F;s zur Vergrö&#x017F;serung des Zuges, der durch eine<lb/>
Form von 1¼ Zoll Höhe und 1½ Zoll Weite, die 12 Zoll über dem<lb/>
Boden lag, hervorgebracht wurde. Die Tagesproduktion eines solchen<lb/>
Ofens betrug 30 bis 35 Centner.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Krain</hi>.</hi> </head><lb/>
              <p>Krain war das dritte der österreichischen Alpenländer, welches<lb/>
wegen seines vorzüglichen Eisens von alters her berühmt war. Die<lb/>
Eisengewinnung daselbst geht gleichfalls bis in das graue Altertum<lb/>
zurück. Da&#x017F;s die Römer dieselbe bereits betrieben, wurde im ersten<lb/>
Bande (S. 507) nachgewiesen. Besonders waren Stahl und Nägel von<lb/>
Krain berühmt, die meistens nach Italien Absatz fanden. Im Mittel-<lb/>
alter beherrschte Venedig diesen Handel.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[653/0673] Krain. hatte beispielsweise gerade dieser Umschwung zur Einführung des Hochofenbetriebes an Stelle der alten Stücköfen geführt. Die Feineisenerzeugung, wie die Herstellung aller Sorten von Streckwaren, von Draht und Nägeln, sowie die Verfeinerung des Stahls scheint von italienischen Arbeitern von Brescia, Lecco und Bergamo, welche sich in den oberen Thälern von Oberkärnten an- siedelten, nach Kärnten verpflanzt worden zu sein, was aus den seit langer Zeit üblichen italienischen Bezeichnungen dieser Eisenwaren hervorgeht, so bei dem Streckeisen: Quadretti, Lamette, Righette, Ottangoli, Bisquadri, Piattina, Mojettina; bei den Drähten und Zainen: Verzella, Strafettina, Strafetta, Bordion, Cortina, Fenestrina, Portus, Ardea, Vella, Cortellini, Pessetti, Sortiti u. s. w.; bei den Nägeln: Pianetti, Tratti, Grossi, Canali, Gondolini; bei den Stahlsorten: Accialon, Accialon sottile, Romano, Mezano, da Segha, da Molina, sowie der Brescianer und Triestiner Kistenstahl. Zum Beweise dessen dient auch das Kanalthal, der Ponteba am nächsten, welches von Nagelschmieden den Namen führt, welche eine Sorte Nägel, Canali genannt, erzeugten. Über die Gründung des Urtler Floſsofens zwischen den Jahren 1567 und 1580 haben wir im allgemeinen Teil berichtet. Wir wollen hier nur noch nachtragen, daſs nach Münichsdorfer die ersten Floſsöfen in Kärnten 15 Fuſs Höhe, eine quadratische Gicht von 18 Zoll Seiten, einen Kohlensack von 3 Fuſs im Quadrat und ein Gestell von 20 auf 21 Zoll hatten. Über der Gicht befand sich eine Esse von 15 bis 18 Fuſs zur Vergröſserung des Zuges, der durch eine Form von 1¼ Zoll Höhe und 1½ Zoll Weite, die 12 Zoll über dem Boden lag, hervorgebracht wurde. Die Tagesproduktion eines solchen Ofens betrug 30 bis 35 Centner. Krain. Krain war das dritte der österreichischen Alpenländer, welches wegen seines vorzüglichen Eisens von alters her berühmt war. Die Eisengewinnung daselbst geht gleichfalls bis in das graue Altertum zurück. Daſs die Römer dieselbe bereits betrieben, wurde im ersten Bande (S. 507) nachgewiesen. Besonders waren Stahl und Nägel von Krain berühmt, die meistens nach Italien Absatz fanden. Im Mittel- alter beherrschte Venedig diesen Handel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/673
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/673>, abgerufen am 17.11.2024.