kohle im Schmiedefeuer von den Eisenschmieden im Meissnischen bereits im Bermannus berichtet, so haben wir wohl alle Stellen zu- sammengestellt, die in seinen Werken auf die Eisenindustrie Bezug haben 1).
Einen besondern Wert erhält das Buch des Agricola "De re metallica" noch durch die vorzüglichen Zeichnungen, mit denen es ausgestattet ist. Dieselben sind in realistischer Weise von einem be- gabten Künstler, der selbst metallurgisches Verständnis hatte, nach der Natur aufgenommen. Es war dies Basilius Wefring, Bürger in Joachimsthal, wie Mathesius in seiner Joachimsthaler Chronik bezeugt, welcher die 264 Zeichnungen jedenfalls unter Agricolas Leitung angefertigt hat.
Vanuccio Biringuccio.
War Georg Agricola der hervorragendste deutsche metallur- gische Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, so war dies für die Völker romanischer Zunge der Italiener Vanuccio Biringuccio.
Er war ein Zeitgenosse des Agricola, als metallurgischer Schrifsteller sogar sein Vorläufer, denn die erste Auflage seiner Pyrotechnia erschien bereits 1540. Auch war dem Agricola das Buch des Biringuccio bekannt, als er sein Werk "über die Metalle" schrieb, und er bekennt selbst in seiner Vorrede, es benutzt zu haben. Das Buch des Agricola ist aber so originell, so ganz auf eigener Erfahrung und Beobachtung aufgebaut, dass sich kaum nachweisen lässt, wo er sich der Schriften des Italieners bedient habe. Trotz der Vortrefflichkeit der Hüttenkunde des Agricola bleibt es aber doch zu beklagen, dass durch den Beifall und die Anerkennung, welche dieses Werk sich sofort nach seinem Erscheinen in Deutsch- land erworben hatte, das höchst originelle und inhaltsreiche Buch des Biringuccio bei uns unbeachtet blieb, so dass dieses, während es in Italien und Frankreich denselben Ruhm erlangte, wie bei uns die Metallurgie des Agricola und in zahlreichen Auflagen verbreitet wurde, in Deutschland so gut wie unbekannt blieb, und als J. Beck-
1) Zu erwähnen bliebe vielleicht nur noch ein Wörterverzeichnis des G. Agri- cola, welches mit einer Zuschrift an Wolfgang Macrel am XII. Calend. April. an. 1546 gedruckt und den Gesamtausgaben beigefügt ist. Darin sind einige auf Eisen und Stahl bezügliche Wörter enthalten.
Georg Agricola.
kohle im Schmiedefeuer von den Eisenschmieden im Meiſsnischen bereits im Bermannus berichtet, so haben wir wohl alle Stellen zu- sammengestellt, die in seinen Werken auf die Eisenindustrie Bezug haben 1).
Einen besondern Wert erhält das Buch des Agricola „De re metallica“ noch durch die vorzüglichen Zeichnungen, mit denen es ausgestattet ist. Dieselben sind in realistischer Weise von einem be- gabten Künstler, der selbst metallurgisches Verständnis hatte, nach der Natur aufgenommen. Es war dies Basilius Wefring, Bürger in Joachimsthal, wie Mathesius in seiner Joachimsthaler Chronik bezeugt, welcher die 264 Zeichnungen jedenfalls unter Agricolas Leitung angefertigt hat.
Vanuccio Biringuccio.
War Georg Agricola der hervorragendste deutsche metallur- gische Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, so war dies für die Völker romanischer Zunge der Italiener Vanuccio Biringuccio.
Er war ein Zeitgenosse des Agricola, als metallurgischer Schrifsteller sogar sein Vorläufer, denn die erste Auflage seiner Pyrotechnia erschien bereits 1540. Auch war dem Agricola das Buch des Biringuccio bekannt, als er sein Werk „über die Metalle“ schrieb, und er bekennt selbst in seiner Vorrede, es benutzt zu haben. Das Buch des Agricola ist aber so originell, so ganz auf eigener Erfahrung und Beobachtung aufgebaut, daſs sich kaum nachweisen läſst, wo er sich der Schriften des Italieners bedient habe. Trotz der Vortrefflichkeit der Hüttenkunde des Agricola bleibt es aber doch zu beklagen, daſs durch den Beifall und die Anerkennung, welche dieses Werk sich sofort nach seinem Erscheinen in Deutsch- land erworben hatte, das höchst originelle und inhaltsreiche Buch des Biringuccio bei uns unbeachtet blieb, so daſs dieses, während es in Italien und Frankreich denselben Ruhm erlangte, wie bei uns die Metallurgie des Agricola und in zahlreichen Auflagen verbreitet wurde, in Deutschland so gut wie unbekannt blieb, und als J. Beck-
1) Zu erwähnen bliebe vielleicht nur noch ein Wörterverzeichnis des G. Agri- cola, welches mit einer Zuschrift an Wolfgang Macrel am XII. Calend. April. an. 1546 gedruckt und den Gesamtausgaben beigefügt ist. Darin sind einige auf Eisen und Stahl bezügliche Wörter enthalten.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0066"n="46"/><fwplace="top"type="header">Georg Agricola.</fw><lb/>
kohle im Schmiedefeuer von den Eisenschmieden im Meiſsnischen<lb/>
bereits im Bermannus berichtet, so haben wir wohl alle Stellen zu-<lb/>
sammengestellt, die in seinen Werken auf die Eisenindustrie Bezug<lb/>
haben <noteplace="foot"n="1)">Zu erwähnen bliebe vielleicht nur noch ein Wörterverzeichnis des G. <hirendition="#g">Agri-<lb/>
cola</hi>, welches mit einer Zuschrift an <hirendition="#g">Wolfgang Macrel</hi> am XII. Calend. April.<lb/>
an. 1546 gedruckt und den Gesamtausgaben beigefügt ist. Darin sind einige auf<lb/>
Eisen und Stahl bezügliche Wörter enthalten.</note>.</p><lb/><p>Einen besondern Wert erhält das Buch des <hirendition="#g">Agricola</hi>„De re<lb/>
metallica“ noch durch die vorzüglichen Zeichnungen, mit denen es<lb/>
ausgestattet ist. Dieselben sind in realistischer Weise von einem be-<lb/>
gabten Künstler, der selbst metallurgisches Verständnis hatte, nach<lb/>
der Natur aufgenommen. Es war dies <hirendition="#g">Basilius Wefring</hi>, Bürger<lb/>
in Joachimsthal, wie <hirendition="#g">Mathesius</hi> in seiner Joachimsthaler Chronik<lb/>
bezeugt, welcher die 264 Zeichnungen jedenfalls unter <hirendition="#g">Agricolas</hi><lb/>
Leitung angefertigt hat.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Vanuccio Biringuccio</hi>.</hi></head><lb/><p>War <hirendition="#g">Georg Agricola</hi> der hervorragendste deutsche metallur-<lb/>
gische Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, so war dies für die Völker<lb/>
romanischer Zunge der Italiener <hirendition="#g">Vanuccio Biringuccio</hi>.</p><lb/><p>Er war ein Zeitgenosse des <hirendition="#g">Agricola</hi>, als metallurgischer<lb/>
Schrifsteller sogar sein Vorläufer, denn die erste Auflage seiner<lb/>
Pyrotechnia erschien bereits 1540. Auch war dem <hirendition="#g">Agricola</hi> das<lb/>
Buch des <hirendition="#g">Biringuccio</hi> bekannt, als er sein Werk „über die Metalle“<lb/>
schrieb, und er bekennt selbst in seiner Vorrede, es benutzt zu haben.<lb/>
Das Buch des <hirendition="#g">Agricola</hi> ist aber so originell, so ganz auf eigener<lb/>
Erfahrung und Beobachtung aufgebaut, daſs sich kaum nachweisen<lb/>
läſst, wo er sich der Schriften des Italieners bedient habe. Trotz<lb/>
der Vortrefflichkeit der Hüttenkunde des <hirendition="#g">Agricola</hi> bleibt es aber<lb/>
doch zu beklagen, daſs durch den Beifall und die Anerkennung,<lb/>
welche dieses Werk sich sofort nach seinem Erscheinen in Deutsch-<lb/>
land erworben hatte, das höchst originelle und inhaltsreiche Buch<lb/>
des <hirendition="#g">Biringuccio</hi> bei uns unbeachtet blieb, so daſs dieses, während es<lb/>
in Italien und Frankreich denselben Ruhm erlangte, wie bei uns die<lb/>
Metallurgie des <hirendition="#g">Agricola</hi> und in zahlreichen Auflagen verbreitet<lb/>
wurde, in Deutschland so gut wie unbekannt blieb, und als J. <hirendition="#g">Beck-</hi><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[46/0066]
Georg Agricola.
kohle im Schmiedefeuer von den Eisenschmieden im Meiſsnischen
bereits im Bermannus berichtet, so haben wir wohl alle Stellen zu-
sammengestellt, die in seinen Werken auf die Eisenindustrie Bezug
haben 1).
Einen besondern Wert erhält das Buch des Agricola „De re
metallica“ noch durch die vorzüglichen Zeichnungen, mit denen es
ausgestattet ist. Dieselben sind in realistischer Weise von einem be-
gabten Künstler, der selbst metallurgisches Verständnis hatte, nach
der Natur aufgenommen. Es war dies Basilius Wefring, Bürger
in Joachimsthal, wie Mathesius in seiner Joachimsthaler Chronik
bezeugt, welcher die 264 Zeichnungen jedenfalls unter Agricolas
Leitung angefertigt hat.
Vanuccio Biringuccio.
War Georg Agricola der hervorragendste deutsche metallur-
gische Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, so war dies für die Völker
romanischer Zunge der Italiener Vanuccio Biringuccio.
Er war ein Zeitgenosse des Agricola, als metallurgischer
Schrifsteller sogar sein Vorläufer, denn die erste Auflage seiner
Pyrotechnia erschien bereits 1540. Auch war dem Agricola das
Buch des Biringuccio bekannt, als er sein Werk „über die Metalle“
schrieb, und er bekennt selbst in seiner Vorrede, es benutzt zu haben.
Das Buch des Agricola ist aber so originell, so ganz auf eigener
Erfahrung und Beobachtung aufgebaut, daſs sich kaum nachweisen
läſst, wo er sich der Schriften des Italieners bedient habe. Trotz
der Vortrefflichkeit der Hüttenkunde des Agricola bleibt es aber
doch zu beklagen, daſs durch den Beifall und die Anerkennung,
welche dieses Werk sich sofort nach seinem Erscheinen in Deutsch-
land erworben hatte, das höchst originelle und inhaltsreiche Buch
des Biringuccio bei uns unbeachtet blieb, so daſs dieses, während es
in Italien und Frankreich denselben Ruhm erlangte, wie bei uns die
Metallurgie des Agricola und in zahlreichen Auflagen verbreitet
wurde, in Deutschland so gut wie unbekannt blieb, und als J. Beck-
1) Zu erwähnen bliebe vielleicht nur noch ein Wörterverzeichnis des G. Agri-
cola, welches mit einer Zuschrift an Wolfgang Macrel am XII. Calend. April.
an. 1546 gedruckt und den Gesamtausgaben beigefügt ist. Darin sind einige auf
Eisen und Stahl bezügliche Wörter enthalten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/66>, abgerufen am 17.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.