Verwendung habe, weil es das festeste Metall sei. Seine unedle Natur werde bevorzugt durch seine Unschmelzbarkeit, und weil es viele trockene und fette und erdige Beimengungen enthalte. Durch Reinigung entstehe Stahl daraus. Man treibe aber die Reinigung nicht bis zur Vollkommenheit, weil es zu viel Abgang erleide und weil es zu spröde und dadurch zum Gebrauche unnütz würde. Manches Eisen schmelze wie Wasser, das Geschmolzene lasse sich schwerer umschmelzen. Setze man Schwefel oder Antimon zu, so schmelze es leicht. Die medizinische Natur des Eisens sei auszu- trocknen und zusammenzuziehen.
Bergbau, Bergordnungen und Bergmanns- gebräuche.
Der grossartige Aufschwung des Bergbaues, der sich zu Anfang des 16. Jahrhunderts besonders in Deutschland vollzog, hat wesent- lich zur Förderung der Eisenindustrie beigetragen. Nicht nur, dass er ihr das wichtigste Rohmaterial, die Eisenerze, in grossen Massen und zu billigen Preisen verschaffte, sondern auch dass er selbst ein grosser Abnehmer für Eisen und Stahl war, denn zur Bergarbeit war nichts so unentbehrlich als das Eisen. Schlägel und Eisen waren die Werkzeuge, mit denen der Bergmann das Felsgestein bezwang, und sie waren von Eisen und Stahl. Der Bergbau regte aber auch am meisten den Maschinenbau an, und auch dieser bedurfte des Eisens. Berg- und Hüttenwesen standen aber in so inniger Beziehung, dass der Aufschwung des einen die Blüte des andern veranlasste. Berg- und Hüttenleute fühlten sich als Glieder einer und derselben grossen Arbeiterfamilie, sie gehörten einer grossen Zunft an, hatten gleiche Rechte und Pflichten, und die Gesetzgebung behandelte sie in den Berg-, Hütten- und Hammerordnungen meist zusammen. Der Bergbau hat besonders in der zweiten Hälfte des 15. und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Deutschland zu einem reichen Lande gemacht. Tirol, Böhmen, Sachsen und der Harz wurden die klassischen Länder des Bergbaues, besonders gesegnet durch ihren Silberreichtum. Der vordem sprichwörtliche Reichtum der Fugger von Augsburg beruhte zum grossen Teil auf ihrem ergiebigen Bergwerksbesitze in Tirol.
Bergbau.
Verwendung habe, weil es das festeste Metall sei. Seine unedle Natur werde bevorzugt durch seine Unschmelzbarkeit, und weil es viele trockene und fette und erdige Beimengungen enthalte. Durch Reinigung entstehe Stahl daraus. Man treibe aber die Reinigung nicht bis zur Vollkommenheit, weil es zu viel Abgang erleide und weil es zu spröde und dadurch zum Gebrauche unnütz würde. Manches Eisen schmelze wie Wasser, das Geschmolzene lasse sich schwerer umschmelzen. Setze man Schwefel oder Antimon zu, so schmelze es leicht. Die medizinische Natur des Eisens sei auszu- trocknen und zusammenzuziehen.
Bergbau, Bergordnungen und Bergmanns- gebräuche.
Der groſsartige Aufschwung des Bergbaues, der sich zu Anfang des 16. Jahrhunderts besonders in Deutschland vollzog, hat wesent- lich zur Förderung der Eisenindustrie beigetragen. Nicht nur, daſs er ihr das wichtigste Rohmaterial, die Eisenerze, in groſsen Massen und zu billigen Preisen verschaffte, sondern auch daſs er selbst ein groſser Abnehmer für Eisen und Stahl war, denn zur Bergarbeit war nichts so unentbehrlich als das Eisen. Schlägel und Eisen waren die Werkzeuge, mit denen der Bergmann das Felsgestein bezwang, und sie waren von Eisen und Stahl. Der Bergbau regte aber auch am meisten den Maschinenbau an, und auch dieser bedurfte des Eisens. Berg- und Hüttenwesen standen aber in so inniger Beziehung, daſs der Aufschwung des einen die Blüte des andern veranlaſste. Berg- und Hüttenleute fühlten sich als Glieder einer und derselben groſsen Arbeiterfamilie, sie gehörten einer groſsen Zunft an, hatten gleiche Rechte und Pflichten, und die Gesetzgebung behandelte sie in den Berg-, Hütten- und Hammerordnungen meist zusammen. Der Bergbau hat besonders in der zweiten Hälfte des 15. und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Deutschland zu einem reichen Lande gemacht. Tirol, Böhmen, Sachsen und der Harz wurden die klassischen Länder des Bergbaues, besonders gesegnet durch ihren Silberreichtum. Der vordem sprichwörtliche Reichtum der Fugger von Augsburg beruhte zum groſsen Teil auf ihrem ergiebigen Bergwerksbesitze in Tirol.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0561"n="541"/><fwplace="top"type="header">Bergbau.</fw><lb/>
Verwendung habe, weil es das festeste Metall sei. Seine unedle<lb/>
Natur werde bevorzugt durch seine Unschmelzbarkeit, und weil es<lb/>
viele trockene und fette und erdige Beimengungen enthalte. Durch<lb/>
Reinigung entstehe Stahl daraus. Man treibe aber die Reinigung<lb/>
nicht bis zur Vollkommenheit, weil es zu viel Abgang erleide und<lb/>
weil es zu spröde und dadurch zum Gebrauche unnütz würde.<lb/>
Manches Eisen schmelze wie Wasser, das Geschmolzene lasse sich<lb/>
schwerer umschmelzen. Setze man Schwefel oder Antimon zu, so<lb/>
schmelze es leicht. Die medizinische Natur des Eisens sei auszu-<lb/>
trocknen und zusammenzuziehen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Bergbau, Bergordnungen und Bergmanns-<lb/>
gebräuche.</hi></head><lb/><p>Der groſsartige Aufschwung des <hirendition="#g">Bergbaues</hi>, der sich zu Anfang<lb/>
des 16. Jahrhunderts besonders in Deutschland vollzog, hat wesent-<lb/>
lich zur Förderung der Eisenindustrie beigetragen. Nicht nur, daſs<lb/>
er ihr das wichtigste Rohmaterial, die Eisenerze, in groſsen Massen<lb/>
und zu billigen Preisen verschaffte, sondern auch daſs er selbst ein<lb/>
groſser Abnehmer für Eisen und Stahl war, denn zur Bergarbeit war<lb/>
nichts so unentbehrlich als das Eisen. Schlägel und Eisen waren die<lb/>
Werkzeuge, mit denen der Bergmann das Felsgestein bezwang, und<lb/>
sie waren von Eisen und Stahl. Der Bergbau regte aber auch am<lb/>
meisten den Maschinenbau an, und auch dieser bedurfte des Eisens.<lb/>
Berg- und Hüttenwesen standen aber in so inniger Beziehung, daſs<lb/>
der Aufschwung des einen die Blüte des andern veranlaſste. Berg-<lb/>
und Hüttenleute fühlten sich als Glieder einer und derselben groſsen<lb/>
Arbeiterfamilie, sie gehörten einer groſsen Zunft an, hatten gleiche<lb/>
Rechte und Pflichten, und die Gesetzgebung behandelte sie in den<lb/>
Berg-, Hütten- und Hammerordnungen meist zusammen. Der Bergbau<lb/>
hat besonders in der zweiten Hälfte des 15. und in der ersten Hälfte<lb/>
des 16. Jahrhunderts Deutschland zu einem reichen Lande gemacht.<lb/>
Tirol, Böhmen, Sachsen und der Harz wurden die klassischen Länder<lb/>
des Bergbaues, besonders gesegnet durch ihren Silberreichtum. Der<lb/>
vordem sprichwörtliche Reichtum der Fugger von Augsburg beruhte<lb/>
zum groſsen Teil auf ihrem ergiebigen Bergwerksbesitze in Tirol.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[541/0561]
Bergbau.
Verwendung habe, weil es das festeste Metall sei. Seine unedle
Natur werde bevorzugt durch seine Unschmelzbarkeit, und weil es
viele trockene und fette und erdige Beimengungen enthalte. Durch
Reinigung entstehe Stahl daraus. Man treibe aber die Reinigung
nicht bis zur Vollkommenheit, weil es zu viel Abgang erleide und
weil es zu spröde und dadurch zum Gebrauche unnütz würde.
Manches Eisen schmelze wie Wasser, das Geschmolzene lasse sich
schwerer umschmelzen. Setze man Schwefel oder Antimon zu, so
schmelze es leicht. Die medizinische Natur des Eisens sei auszu-
trocknen und zusammenzuziehen.
Bergbau, Bergordnungen und Bergmanns-
gebräuche.
Der groſsartige Aufschwung des Bergbaues, der sich zu Anfang
des 16. Jahrhunderts besonders in Deutschland vollzog, hat wesent-
lich zur Förderung der Eisenindustrie beigetragen. Nicht nur, daſs
er ihr das wichtigste Rohmaterial, die Eisenerze, in groſsen Massen
und zu billigen Preisen verschaffte, sondern auch daſs er selbst ein
groſser Abnehmer für Eisen und Stahl war, denn zur Bergarbeit war
nichts so unentbehrlich als das Eisen. Schlägel und Eisen waren die
Werkzeuge, mit denen der Bergmann das Felsgestein bezwang, und
sie waren von Eisen und Stahl. Der Bergbau regte aber auch am
meisten den Maschinenbau an, und auch dieser bedurfte des Eisens.
Berg- und Hüttenwesen standen aber in so inniger Beziehung, daſs
der Aufschwung des einen die Blüte des andern veranlaſste. Berg-
und Hüttenleute fühlten sich als Glieder einer und derselben groſsen
Arbeiterfamilie, sie gehörten einer groſsen Zunft an, hatten gleiche
Rechte und Pflichten, und die Gesetzgebung behandelte sie in den
Berg-, Hütten- und Hammerordnungen meist zusammen. Der Bergbau
hat besonders in der zweiten Hälfte des 15. und in der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts Deutschland zu einem reichen Lande gemacht.
Tirol, Böhmen, Sachsen und der Harz wurden die klassischen Länder
des Bergbaues, besonders gesegnet durch ihren Silberreichtum. Der
vordem sprichwörtliche Reichtum der Fugger von Augsburg beruhte
zum groſsen Teil auf ihrem ergiebigen Bergwerksbesitze in Tirol.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/561>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.